Rechte Hetze gegen Lesung mit Dragqueen Vicky Voyage am Montag in Moosach

Zweieinhalb Jahre ist es her, dass der CSUler Hans Theiss mit einem Tweet den Münchner Sturm gegen die Dragqueen-Lesungen für Kinder in den hiesigen Stadtbibliotheken losgetreten hatte.
Es folgte eine Welle der Empörung von ganz rechts bis konservativ – auch aus der SPD kamen kritische Stimmen. Im Juni 2023 gab es zur geplanten Lesung eine große Demo und Gegendemo vor der Bibliothek mit viel Polizei und großem Medienrummel. Trotzdem gelang es ein paar Rechtsextremen damals, in die Bibliotheksräume einzudringen.

Drag-Lesung in Stadtteilbibliothek Moosach: Rechte planen Demo
Hans Theiss ist mittlerweile MdB für die CSU in Berlin. Hier in München gab es danach einige weitere solche Veranstaltungen, ohne große Proteste. Bis jetzt: Rechte Kreise haben eine Demonstration vor der Stadtteilbibliothek Moosach mit 150 Teilnehmern angezeigt. Das bestätigt das Kreisverwaltungsreferat der AZ.
Es gibt auch eine Gegendemonstration, 25 Teilnehmer erwartet der Verein „München ist bunt“ dafür. Ein "deutliches Zeichen gegen rechte Einschüchterungsversuche“ möchte er damit setzen. „Wir lassen nicht zu, dass queere Bildungsangebote diffamiert oder Mitarbeitende eingeschüchtert werden“, sagt Micky Wenngatz, die Vorsitzende des Vereins.

"Starkes Zeichen für Vielfalt": Stadtbibliothek freut sich über Unterstützung der Münchner
Die Stadtbibliothek sagt auf AZ-Anfrage, sie erfahre "vom Münchner Stadtrat für unsere programmatische Ausrichtung breite Unterstützung. Die Münchner Zivilgesellschaft hat nicht zuletzt beim Bilderbuchkino mit Drag-Künstler*innen von vor zwei Jahren ein starkes Zeichen für Vielfalt gesetzt", so Sprecherin Isabella Kratzer.
Die regelmäßigen Angriffe auf ihre Kinderlesungen seien kein Zufall, "sondern Teil einer Strategie demokratiegefährdender Kräfte", sagt Kratzer. Die Stadtbibliothek sagt auch klar: "Wir führen die Veranstaltung selbstverständlich wie geplant durch". Es gebe bereits seit mehreren Jahren einen Einlassvorbehalt, der wie folgt lautet: "Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische, sexistische, LGBTIQ*-feindliche oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen.“

Man sei außerdem im engen Kontakt mit Polizei und Kreisverwaltungsreferat, was die Sicherheit betrifft. Das KVR stimmt die Orte, wo Demo und Gegendemo platziert werden, mit der Polizei ab, "um den Zugang zur Veranstaltung sowie die Sicherheit ihrer Gäste, einen geordneten Ablauf der beiden Versammlungen und die Belange Dritter hinreichend zu berücksichtigen", so Sprecherin Beate Winterer zur AZ.
Bilderbuchkino mit Vicky Voyage: "Anderssein gehört zum Leben"
Neben dem Aufruf zur Demo kursiert im Netz auch auf einer rechten Plattform eine Petition, die fordert, dass die Lesung abgesagt wird. 30.000 Personen sollen sie unterschrieben haben. Vicky Voyage liest um 16 Uhr für Familien mit Kindern ab 5 Jahren in der Stadtteilbibliothek in Moosach.
Es geht in der Bilderbuchkino-Veranstaltung darum, "dass das Anderssein zum Leben gehört und dass alle so leben dürfen, wie sie es sich wünschen“, heißt es im Ankündigungstext. Interessierte können sich vor Ort oder über die Webseite der Stadtteilbibliothek anmelden.
Für Erwachsene ist Vicky Voyage am 6. Januar mit ihrer Drag-Show wieder in der Drehleier zu sehen. Und außerdem veranstaltet Voyage aktuell die europaweit erste "Dragademy" im Münchner Pathos Theater. Das ist eine Workshopreihe für alle, die sich für das Thema Drag interessieren.