Olympia: So machen die anderen Bewerber München Konkurrenz

Zweidrittel der Wähler haben für Olympische Sommerspiele in München gestimmt. Doch wie geht es jetzt weiter? Und wie sich überhaupt, welche deutsche Stadt ins Rennen geht? Die AZ gibt Antworten
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So hat es im Münchner Olympiastadion ausgesehen, als dort 1972 die Olympischen Sommerspiele eröffnet wurden. Kann München das wieder?
So hat es im Münchner Olympiastadion ausgesehen, als dort 1972 die Olympischen Sommerspiele eröffnet wurden. Kann München das wieder? © IMAGO/SVEN SIMON

Vor einigen Wochen ist in München etwas passiert, was es bis dahin noch nie gegeben hat: Zum ersten Mal entschieden sich Bürger in einem Referendum für Olympische Sommerspiele. Die Mehrheit war mit 66,3 Prozent so groß, dass selbst die Befürworter überrascht waren.

Allerdings ist München nicht die einzige deutsche Stadt, die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 austragen will. Im Rennen sind außerdem Berlin, Hamburg und die Region Rhein/Ruhr. Auf einer Mitgliederversammlung am Samstag, 6. Dezember, stimmt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) über eine Bewertungsmechanik ab, also darüber, welche Aspekte der Bewerbungen besonders wichtig sein sollen.

Olympia in München? Diese Kriterien der Bewerbung sind besonders wichtig

Die Bewertungsmatrix ist – so geht es aus der Beschlussvorlage für die Sitzung am Wochenende hervor – ziemlich kompliziert. Punkte können die Bewerber in zwei Kategorien sammeln: In der Kategorie: "Internationale Wettbewerbsfähigkeit und nationale Akzeptanz" – da wird wichtig werden, welche "Strahlkraft" die Stadt im internationalen Vergleich hat, insgesamt, aber auch im Bereich des Sports. Positiv könnte sich auswirken, dass in München vor ein paar Jahren die European Championships stattfanden und auch sonst eine ganze Reihe von Sportgroßveranstaltungen. Allerdings zieht keine andere deutsche Stadt mehr Touristen an als Berlin.

Eine Rolle spielt auch die Unterstützung in der eigenen Stadt. Das gute Ergebnis des Bürgerentscheids zahlt hier ein. Allerdings ist das nur ein Unterpunkt von fünf Kategorien insgesamt. Womöglich könnte es also etwas verfrüht gewesen sein, dass OB Dieter Reiter (SPD) nach dem Entscheid den anderen Städten im Prinzip den Rat gab, ihre Bewerbung zurückzugeben.

Punkte können die Bewerberstädte auch im Bereich "Sportfachliche und operative Eignung" holen. Hier spielen die Reisezeiten zu den Wettkampfstätten, die Unterbringung der Athleten, das Eventpotenzial und die Übertragungsmöglichkeiten für Medien eine Rolle.

Keine Punkte können die Bewerber im Bereich "Vision & Legacy" sammeln. Da geht es zum Beispiel darum, wie nachhaltig die Spiele sind und wie die Jugend einbezogen wird. Auch bei "Kosten und Finanzierung" werden keine Punkte vergeben. Hier geht es anscheinend nur darum, ob die Bewerber ein plausibles Konzept einreichen und ob die Finanzierung grundsätzlich machbar ist. Neben dem DOSB sollen dies das Bundeskanzleramt, Bundesministerien und der Haushaltsausschuss des Bundestags überprüfen.

Am Ende entscheidet die DOSB-Mitglieder-Versammlung

Doch ganz egal, welche Stadt die meisten Punkte bekommt, könnte es eine Überraschung geben. Denn am Schluss entscheidet noch immer der DOSB bei seiner Mitgliederversammlung am 26. September 2026.

Stimmberechtigt sind die Delegierten der 101 Mitgliedsorganisationen (dazu zählen alle möglichen Sportverbände von Boxen bis Segeln über Minigolf bis hin zum Tauziehen, auch der Kneipp-Bund, der FKK-Verband und der CVJM können mit entscheiden). Weitere Stimmen haben die deutschen IOC-Mitglieder, die persönlichen Mitglieder, die Mitglieder des Präsidiums sowie ein weiteres Mitglied der Athletenkommission und die Athletenvertreter.

So kommen maximal 539 Stimmen zustande, die sich auf mindestens 180 Delegierte verteilen. Ob sie für die Stadt stimmen, die nach der Bewertungsmatrix die meisten Punkte hat, oder doch für eine andere, ist ihre persönliche, freie Entscheidung.

Was München an seiner Bewerbung noch verbessern muss

München hat auf jeden Fall noch Arbeit vor sich. Bis Anfang Juni müssen die Bewerber ihre finalen Konzepte abgeben. Bis dahin hat München Zeit, an der Bewerbung zu feilen. 400.000 Euro hat der Stadtrat dafür in seiner Sitzung vergangene Woche bereitgestellt.

"Eine informelle Abstimmung mit dem DOSB lässt zumindest bereits erahnen, dass in Teilen des Konzepts nun eine Vertiefung nötig sein wird", heißt es in der Beschlussvorlage. Anscheinend wünscht sich der DOSB mehr Visualisierungen, Filme und Renderings, mehr Ideen zur Eröffnungs- und Abschlussfeier. Hamburg will für Eröffnung fünf runde Plattformen auf die Binnenalster am Jungfernstieg setzen – und zeigt das in einem Animationsfilm.

Von München wünscht sich der DOSB außerdem ein Rahmenprogramm, das sportaffine, aber auch die gesamte Gesellschaft mitnehmen soll. Die Stadt soll aus Sicht der Athleten zeigen, wie sie anreisen, wo sie wohnen, wie sie verpflegt werden und welche touristischen Angebote sie haben. Und vor allem auch, wo sie trainieren sollen. Der DOSB will zudem Konkreteres zur geplanten Verkehrsinfrastruktur wissen – auch, um eine Vorstellung der Kosten und Machbarkeit zu bekommen.

Ein Knackpunkt könnte für München werden, dass der Hauptbahnhof erst 2038 fertig werden soll – also zu spät für Spiele 2036. Auch die Stammstrecke soll frühestens 2037 fertig werden. Das Rathaus wird also vermutlich darstellen müssen, ob sich diese Projekte doch beschleunigen lassen – und welchen Preis das hat.

Detail-Aspekte können sich nach der DOSB-Versammlung am Samstag ergeben, wenn klar ist, wie die Bewertungsmatrix aussieht, sagt Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD): "Ich bin mir jedenfalls sicher – München wird hervorragend vorbereitet in die letzte Stufe gehen."

Derweil legen auch die anderen Bewerber nach: Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat am Dienstag bekannt gegeben, dass Köln das Zentrum der NRW-Bewerbung sein soll. Auch er gibt sich selbstbewusst: "Wir machen Deutschland und der Welt ein Angebot für die kompaktesten, nachhaltigsten und spektakulärsten Olympischen Spiele", sagte er.

Das Leichtathletik-Stadion soll nun anders als ursprünglich geplant auch in Köln entstehen und später anders (etwa für Wohnen) weitergenutzt werden. Auch das Olympische Dorf soll in Köln sein. Andere Sportstätten sollen sich auf NRW verteilen. Punkten will NRW damit, als bevölkerungsreichstes Bundesland besonders viele Besucher anlocken zu können. Wüst geht von 14 Millionen Tickets aus. In Paris wurden nicht ganz neun Millionen verkauft. Selbst LA schafft nicht so viele. Es wäre ein neuer Rekord.

Offen ist noch, ob die Rheinländer ebenso begeistert von Olympia sind wie die Münchner. Das wird sich am 19. April zeigen. Da sollen in mehreren Städten Bürgerentscheide stattfinden. In Hamburg wird das Referendum Ende Mai stattfinden. Die Olympia-Gegner in Berlin haben angekündigt, Stimmen für ein Volksbegehren zu sammeln. Der Entscheid würde aber wohl erst 2027 stattfinden – also erst nachdem der DOSB seine Entscheidung getroffen hat, welche deutsche Stadt ins Rennen geht.

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  • meingottwalter vor einer Stunde / Bewertung:

    Berlin hat ja diesem Kommerz schon abgesagt.Kluge Entscheidung.

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  • Himbeer-Toni vor 59 Minuten / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von meingottwalter

    Schlechter Verlierer sind Sie. Die Bürger Münchens haben eindeutig abgestimmt.

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  • FRUSTI13 vor 51 Minuten / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von meingottwalter

    Für Berlin war das ganz sicherlich eine kluge Entscheidung!

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