Wirte-Sprecher: "Schluss jetzt mit dieser Hass-Debatte"
München - Aus heiterem Himmel hat der Bierpreis-Hammer die Wiesn-Wirte getroffen, so klingt es dieser Tage oft. Dabei ist die Idee einer Bierpreisbremse nicht neu. 2012 forderte der "Verein gegen betrügerisches Einschenken" eine "Preisobergrenze" von 7,10 Euro pro Maß. Und konnte sich nicht durchsetzen.
Nun hat Wiesn-Chef Josef Schmid einen Preisdeckel von 10,70 Euro pro Maß vorgeschlagen, der bis 2019 gelten soll – und wütende Reaktionen der Wiesn-Wirte ausgelöst.
Beim "Verein gegen betrügerisches Einschenken" hingegen ist man begeistert vom Vorschlag. "Die Reaktionen der Wirte haben mich überhaupt nicht überrascht", sagte der Vereinsvorsitzende Jan-Ulrich Bittlinger gestern im Gespräch mit der AZ. "Bei uns waren die Wirte damals ja nur so erfolgreich, weil die Politik keinen Arsch in der Hose hatte." Sein Verein unterstütze die Forderungen – Bierpreisdeckel, Umsatzpacht für Wirte, Verlängerung um einen Tag – "vollumfänglich".
Das zuständige Wirtschaftsministerium hatte signalisiert, dass ein Bierpreisdeckel kartellrechtlich in Ordnung sein dürfte. "Es freut uns, dass das jetzt auch geklärt ist, dass die Stadt solche Vorgaben machen darf", sagte Bittlinger.
Der Vereinsvorsitzende lobte ausgiebig, dass Schmid gesagt hatte, der Volksfestcharakter sei in Gefahr. "Das stimmt", sagte er. "Kein Mensch auf der Welt versteht, wie wenig Pacht die Wiesn-Wirte bezahlen müssen", sagte er. "Die Wirte haben doch null Risiko – ganz im Gegensatz zu den Schaustellern."
Schmid: Wirte sollen gestiegenen Sicherheitskosten bezahlen
Schmid hatte angekündigt, mit einer Umsatzpacht die gestiegenen Sicherheitskosten durch die Wirte bezahlen lassen zu wollen, die besonders gut verdienen. Kleine Schausteller sollen so entlastet werden können.
Lobende Worte für OB Dieter Reiter (SPD) fand gestern hingegen Wirte-Sprecher Toni Roiderer. Reiter hatte Schmid öffentlich gerüffelt – und ihn aufgefordert, die Betroffenen endlich an einen Tisch zu bringen (was für nächste Woche geplant ist). "Ich bin dem OB sehr dankbar, dass er sich eingemischt hat", sagte Roiderer. "Ich bin überzeugt, dass nach dem Gespräch von Wirten und Stadt Ruhe einkehren wird und dass wir uns einig werden." Roiderer sprach von einer "Hass- und Neid-Debatte", die ein Ende haben müsse.
Bittlinger, der Kämpfer gegen betrügerisches Einschenken, hingegen ist froh, dass die Debatte geführt wird. "Ich kann nur hoffen, dass sich Schmid von den Wirten und der SPD jetzt nicht ins Boxhorn jagen lässt", sagte er. Hundertprozentig zufrieden mit Schmid ist Bittlinger freilich auch nicht. "Wenn Herr Schmid alle unsere Forderungen übernehmen will, sollte er jetzt auch noch dafür sorgen, dass es auf der Wiesn eine 1-Liter-Maß gibt", sagte er. "Einen Euro zu viel haben wir ja bisher schon bezahlt, weil nie ein ganzer Liter im Krug war."
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