Ex-Wiesn-Bedienung packt aus: Schäferstündchen und Prügelei – so krass geht's im Festzelt beim Oktoberfest in München zu

20 Jahre lang war Alexandra Resch Bedienung auf der Wiesn in München. Dafür ist die gebürtige Niederbayerin aus ihrer Wahlheimat Neuseeland angereist. 2023 ist sie das erste Mal nur zu Besuch – mit einer Menge Anekdoten im Gepäck.
Carmen Merckenschlager
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Zwanzig Jahre lang hat Alexandra Resch auf der Wiesn bedient. Dieses Jahr ist sie das erste Mal privat unterwegs. Mit der AZ trifft sie sich auf einen Ratsch im Hofbräu.
Zwanzig Jahre lang hat Alexandra Resch auf der Wiesn bedient. Dieses Jahr ist sie das erste Mal privat unterwegs. Mit der AZ trifft sie sich auf einen Ratsch im Hofbräu. © Carmen Merckenschlager

München - Nackerte, Besoffene oder euphorisierte Touristen: Wer 20 Jahre auf der Wiesn bedient hat, der hat was erlebt, daran gibt es keinen Zweifel. Alexandra "Alexx" Resch (56) gehört zu dieser Sorte. Eine Menge Anekdoten hat sie zu berichten; und die erzählt sie herrlich amüsiert. Ein bisschen wehmütig ist sie gleichzeitig. Denn zum ersten Mal ist die gebürtige Niederbayerin nur zu Gast im Hofbräuzelt.

Vor 34 Jahren wandert die Landshuterin nach Neuseeland aus. Gelernt hat sie Tischlerin, arbeitet mittlerweile als Art Directorin und auf ihrer eigenen Farm in der Northland-Region. Einmal im Jahr kommt sie nach Bayern. In Landshut besucht sie ihre Mama. In München hat sie bis vergangenes Jahr auf der Wiesn gearbeitet – 19 Mal im Hofbräu, einmal im Festzelt Tradition.

Wäre es nicht das Oktoberfest, könnte man über die Geschichten der Wiesn-Bedienung nur den Kopf schütteln

Ihre Geschichten reichen von ausgeschlagenen Zähnen, über Swingerclub-Mitgliedschaften hin zu Geschlechtsverkehr auf dem Biertisch. Wäre es nicht das Oktoberfest, von dem sie erzählt, man könnte nur den Kopf schütteln. Mit ihren Anekdoten hat Resch schon ein Comicbuch gefüllt, war schon in Dokumentationen zu sehen. So aber erzählt Resch so voller Ulk und Freude, dass man gerne selbst mal ein Praktikum als Wiesnbedienung machen möchte.

Ihre Bedienerschlitten für das Essen baut Resch selbst. Wenn sie Bier trägt, schafft sie bis zu 14 Maßkrüge.
Ihre Bedienerschlitten für das Essen baut Resch selbst. Wenn sie Bier trägt, schafft sie bis zu 14 Maßkrüge. © privat

Denn eines haben alle ihre Erinnerungen gemeinsam: Ein ganz familiäres Gefühl und extremer Zusammenhalt im Team. "Bunt gemischt waren wir: eine Brasilianerin, eine mit Rastas, eine Schauspielerin, eine Krankenschwester. Und ich", sagt Resch. Wer die quirlige Niederbayerin mit dem Filzhut und der Lederhosen erlebt, kann sich im Ansatz vorstellen: Das war eine Gaudi. Ein bisschen krachert ist Resch, schlagfertig und vor allem eine gestandene Frau, die sich nicht über den Mund fahren lässt.

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Ein Pärchen trieb es auf dem Wiesn-Biertisch ein wenig zu bunt

"Wir hatten viele Stammgäste, die immer wieder kamen. Und über so einen Zeltbesuch lernt man sich schon recht gut kennen – weil die sich ja zum Teil selber nicht mehr kennen. Da musst du schon mal jemandem auf die Sprünge helfen, wie er wieder heimkommt, wo seine Klamotten sind oder ob er verheiratet ist", sagt die 56-Jährige und lacht herzhaft.

Einmal musste Resch zum Zeltschluss hin sogar ein Pärchen trennen, welches sich auf dem Biertisch ein Schäferstündchen lieferte. "Das war eine Firmenfeier, da halten sich die Chefs zuerst immer zurück. Am Schluss dann nimmer." Gepackt habe sie ihn am "Krawattel", er zog sich schnell die Hose hoch und beide machten sich aus dem Staub.

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Ein mexikanischer Millionär will das Dirndl der Wiesn-Bedienung kaufen – für 10.000 Mark

Resch: "Am nächsten Tag war er wieder da. Mit einem riesigen Strauß Blumen. Ob er den nicht lieber seiner Frau geben mag, hab ich ihn gefragt." Am Ende nimmt er die Blumen wieder mit – drückt der Bedienung für ihre Verschwiegenheit aber ein saftiges Trinkgeld in die Hand. "Das war das erste Mal, dass ich 1.000 Mark auf einen Schlag bekommen hab", sagt sie und lacht.

Ein anderes Mal will ihr ein mexikanischer Millionär ihr Dirndl abkaufen. "So ein Schmarrn' dachte ich, und habe zum Spaß gesagt: 'Für 10. 000 Mark kannst du's kaufen' da greift er in seine Jackentasche und holt in bar 10.000 Mark heraus. Dann hab ich aber dumm g'schaut", erinnert sie sich lachend.

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Wenn die Oktoberfest-Besucher sich übergeben, kommen Sägespäne zum Einsatz

Eine Kollegin flüstert ihr zu, sie habe ein Ersatzdirndl, das könne sie haben. "Also hab ich angefangen, mich auszuziehen. Der hat sich jetzt eine Show erwartet. Dass ich aber zur Bluse noch ein Unterhemd, einen Nierengürtel und Stützstrümpfe anhatte, damit hat er nicht gerechnet. Dann hat er dumm g'schaut."

Auch von Sägespänen erzählt Resch: Wenn sich ein Gast im Bereich der Truppe übergeben hat, rückten die Damen mit Sägespänen an. Resch: "Dann ist's zugegangen wie im Hasenstall. Überall Späne, und die Gäste hat's gefreut. Die haben damit rumgeworfen und wir hatten das Zeug überall."

"Jede graue Strähne ist eine Maß": Alexandra Resch hat den Absprung geschafft

Einmal spürt Resch plötzlich etwas am Rücken. Ein Gast hatte sich direkt auf ihr Dirndl übergeben. "Ich hab mich dann einmal durch die Spülmaschine fahren lassen. Danach war mein Dirndl patsch-nass, aber ich war wieder einigermaßen sauber." Auch einen Maßkrug habe sie schon mal an den Kopf bekommen, wurde gewürgt, auf einer Wiesn hat sie sich eine Lungenentzündung geholt und musste ins Krankenhaus.

Mit den Kollegen darf am letzten Abend auch mal gefeiert werden.
Mit den Kollegen darf am letzten Abend auch mal gefeiert werden. © privat

Nicht alles auf dem Oktoberfest ist lustig. Dennoch nimmt Resch es mit Humor, für alles andere hat sie zu viel erlebt. "Wenn ich hier im Zelt sitze, juckt's mich ja schon in den Fingern. Es ist wie eine Sucht", findet die 56-Jährige.

Warum sie aufgehört hat? "Jede graue Strähne ist eine Maß", sagt sie und deutet auf ihr Haar unter dem liebevoll verzierten Filzhut, "viel hat sich verändert. Die Gäste sind nicht mehr dieselben, das Team auch nicht. Und: Wenn ich jetzt nicht die Reißleine gezogen hätte, würde ich mit 89 noch hier stehen. Und so wurde ich halt von der Gastarbeiterin zum Gast."

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  • Der Münchner am 30.09.2023 08:30 Uhr / Bewertung:

    Nix Neues!

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