Hausärzte in München bestätigen: Wegen Oktoberfest steigen die Corona-Zahlen
München – Das ist der Klassiker: Eine Münchner Firma feiert mit über 30 Mitarbeitern fröhlich auf der Wiesn. Alle hatten mächtig Spaß. Doch drei Tage später liegen fünf Kollegen krank daheim – infiziert mit Corona. "Ich habe richtig Fieber. Ich wäre jetzt viel lieber bei euch im Büro", schreibt eine junge Kollegin über Teams.
Die Corona-Folge: Auf Betriebstoiletten und in stillen Büro-Nebenräumen werden nun während der Arbeitszeit wieder Corona-Tests gemacht. "Bleib ja in deiner Ecke und komm mir nicht zu nahe", wird über Schreibtische hinweg gewitzelt. Große Bürofenster stehen vorsichtshalber weit offen und lassen Frischluft herein – man kennt das ja noch.
"Eindeutiger Zuwachs an Infekten": Im Sommer war München quasi noch Corona-frei
Rennen Coronapatienten, die sich bei Wiesntreffen angesteckt haben, Münchner Hausärzten jetzt die Praxen ein? "Es gibt einen eindeutigen Zuwachs", lautet das Fazit von Medizinern. "Im Sommer gab es praktisch keine Infekte. Jetzt sind sie da. Oft wissen wir zunächst nicht, ob Covid der Grund für den Infekt ist. Unsere Patienten rufen an, dass sie krank sind. Wir bitten sie zuhause einen Test zu machen", erklärt eine Münchner Internistin.
Der Zuwachs an starken Infekten mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen ist im Münchner Frühherbst deutlich spürbar. Köpfe zusammenstecken, schunkeln, schmusen – Die Treffen auf der Wiesn feuern das Corona-Infektionsgeschehen in der Stadt an. "Eine Zunahme an Corona-Infekten registriere ich auch", erklärt der hausärztliche Internist Jens Wandel (48) aus Obermenzing. Wer krank ist, soll Zuhause bleiben und sich schonen.
Zahlen gibt es nicht: Das Robert-Koch-Institut hat sein Corona-Update im Juni eingestellt
Sport darf er erst machen, wenn er wieder gesund ist. "Ich meine, die Coronawelle hat schon vor der Wiesn begonnen. Es mag sein, dass sie jetzt noch durch den Herbst Fahrt aufnimmt", vermutet Jens Wandel. Wie viele Menschen sich derzeit mit Corona anstecken, ist aber schwer zu sagen. Das Robert-Koch-Institut hat seine täglichen Updates schon im Juni eingestellt.
Das Landesamt für Gesundheit stellt noch Zahlen zu Verfügung. Aber nur wöchentlich und auf Regierungsbezirksebene. Die letzten verfügbaren Daten stammen vom 18. September. Damals waren in Oberbayern 535 Fälle registriert. Das ist wenig – aber es gibt auch kaum noch PCR-Tests. Hausärzte in München sind jedenfalls zufrieden, dass der größte Teil der Münchner gegen Covid grundimmunisiert ist: Die Gefahr schwerer Verläufe ist weit niedriger als einst.
Ärzte empfehlen eine Covid-Auffrischungsimpfung für den Herbst
Auf der anderen Seite gibt es eine gewisse Zahl an Long-Covid- oder Post-Covid-Komplikationen. Deswegen ist im Herbst die Zeit für die Covid-Auffrischungsimpfung. Mediziner empfehlen sie für alle ab 60 Jahren, für Menschen mit gewissen Grunderkrankungen und für medizinisches Personal.
Bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit übrigens nicht vergessen: Wer mit einem Infekt zum Arzt geht, braucht für das Betreten der Arztpraxis eine Maske. In einigen Praxen warten Covid-Verdachtsfälle und Corona-Patienten auf die Untersuchung in einem extra Zimmer. Denn es gilt die alte Geschichte: Der Coronatest sollte negativ sein, bevor man sich wieder unter die Leute mischt – und loszieht Richtung Festzelt.
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