Tonnenweise Besteck auf dem Oktoberfest: Gespült wird allerdings nicht in München

Unzählige Messer, Gabeln und Löffel werden von den Wiesn-Besuchern auf dem Oktoberfest benutzt. Gespült wird allerdings nicht auf der Theresienwiese – und auch nicht in München.
AZ/dpa |
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Das Besteck in den Wiesn-Zelten wird in eine Serviette eingerollt. Das übernimmt für die meisten Zelte ein Unternehmen mit Sitz in Passau.
Das Besteck in den Wiesn-Zelten wird in eine Serviette eingerollt. Das übernimmt für die meisten Zelte ein Unternehmen mit Sitz in Passau. © Peter Kneffel/dpa

München - Rund 28 Tonnen frisches Besteck, säuberlich in Servietten gewickelt, karren die Helfer von Pamela und Hannes Gruber jeden Tag nach Mitternacht auf das Wiesngelände – und packen ebenso viel schmutziges Besteck ein. "Wir liefern über Nacht und holen über Nacht wieder ab", sagt Gruber.

Die Firma GastroGast Gruber verleiht Besteck: 18 Millionen Teile in sechs Qualitätskategorien inklusive Spülen, Polieren und Einwickeln in Servietten. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuerst darüber berichtet.

Das schmutzige Wiesn-Besteck wird in Passau gespült

Wie viele Teile er derzeit auf der Wiesn hat, kann Gruber selbst nicht genau sagen – eine sechsstellige Zahl sei es jedenfalls. Vier Lastwagen bringen die Messer, Gabeln und Löffel vom Oktoberfest in das rund 180 Kilometer entfernte Passau in Ostbayern. Dabei ist das noch eine eher kurze Anfahrt: Kliniken, Kantinen, Messen und andere Volksfeste – derzeit der Wasen – aus ganz Deutschland und auch aus Österreich bestellen bei der niederbayerischen Firma.

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Zwei Spezial-Maschinen reinigen jeden Tag eine Million Besteckteile

Trotz der langen Fahrtwege sagt Gruber: "Wir sind zehn Mal umweltfreundlicher als wie es früher gelaufen ist. Wir brauchen für 60.000 Besteckteile 300 Liter Wasser. Das verbraucht jede große Spülmaschine in einer Stunde, um 4.000 bis 5.000 Besteckteile sauber zu machen." In zwei Spezial-Maschinen reinige er täglich eine Million Besteckteile.

Seine Methode sei nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch viel hygienischer: In der Poliermaschine überlebe bei 86 Grad kein Virus und kein anderer Keim.

Auf der Wiesn hat Gruber die billigste Besteckklasse im Einsatz. Immerhin gehen dort jedes Mal rund eine halbe Million Teile verloren.

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Neben dem dreckigen Besteck befinden sich auch Knochen und Maßkrüge

Vor dem Spülen muss sortiert werden. "Das Problem ist, dass in den Tonnen mit dem Besteck so viel anderer Schmutz ist: Haxnknochen und Maßkrüge, das kann die Besteckreinigungsanlage nicht verarbeiten, deshalb muss das getrennt werden."

Gruber, seinerzeit Chef-Kellner im früheren Wiesn-Festzelt Hippodrom, bekam damals permanent mit, wie viel Zeit die Bedienungen in den Zelten für das Polieren und Wickeln des Bestecks brauchten. "Da hab ich mit dem Hippodrom angefangen. Das Hippodrom war die Testversion." 2009 war das – schon im nächsten Jahr waren weitere Zelte dabei – inzwischen kommt fast kein Zelt mehr ohne das Gruber-Besteck aus Niederbayern aus.

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Besteck wird in Passau gesäubert: Entlastung für die Wiesnwirte

Für die Wirte und ihre Bedienungen bedeutet der Besteck-Service eine erhebliche Entlastung. Die Bedienungen, die früher das Besteck von Hand polieren und einwickeln mussten, seien froh um das vorgepackte Besteck, sagt Christian Schottenhamel, zweiter Sprecher der Wiesnwirte. "Alles, was in der Menge produziert wird, ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch hygienischer – und spart außerdem Personal." Grubers Unternehmen habe riesige Spülanlagen. "Das ist am Schuss klimafreundlicher, als wenn viele kleine Spülmaschinen das Besteck waschen."

Früher hätten die Kellner eine Stunde früher kommen müssen, um das Besteck zu wickeln, sagt auch Weinzelt-Wirt Sebastian Kuffler. Die Zeit habe an anderer Stelle gefehlt. Viele Servietten landeten im Müll, weil sie – falsch gewickelt – zerknittert waren. Die Lkw-Fahrten seien der einzige fragliche Punkt, aber: "Es lohnt sich, und wenn man es runterbricht, ist es wahrscheinlich ökologischer."

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20 Kommentare
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  • Nobbse2710 am 29.09.2023 14:32 Uhr / Bewertung:

    2 Tage alter Artikel, heute wieder als neu verkauft

  • Löwenstark2000 am 29.09.2023 14:11 Uhr / Bewertung:

    Abgesehen davon, dass ich die Beiden persönlich kenne und da viel Fleiss und Engagement dahintersteckt, Hut ab und größten Respekt für die Idee, die Umsetzung und Verwirklichung…a schönes Beispiel für den Unternehmerstandort Bayern

  • tutnixzursache am 28.09.2023 16:26 Uhr / Bewertung:

    Statt den Artikel ganz zu lesen und den Inhalt zu verstehen, wird halt wieder nur wegen „Klima“ gemeckert…. Dabei wird im Artikel erklärt, weshalb dieser zentrale Service umweltfreundlicher ist, als wenn jedes Zelt und jeder andere Kunde das Besteck selbst spülen würde.

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