Baumgärtner-Nachfolge: Was der neue Wiesnchef mit dem Oktoberfest vorhat
München - Der neue Wiesnchef Christian Scharpf will in diesem Jahr seinen persönlichen Rekord brechen. "14 Tage habe ich es mal geschafft von 16, das war mein Wiesn-Rekord zu Studentenzeiten. Den werde ich jetzt sogar brechen, weil ich dann jeden Tag auf der Wiesn bin", sagte er der Deutschen Presse-Agentur kurz nach seinem Amtsantritt Anfang März.
"Ich kann mir fast keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen als die Wiesn"
Er sei ein "passionierter Wiesn-Gänger", betonte der SPD-Politiker und neue Münchner Wirtschaftsreferent. Das Oktoberfest habe er als Student in München "wahnsinnig schätzen und lieben gelernt", sagte er. "Ich kann mir fast keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen als die Wiesn."

Der 54 Jahre alte frühere Bürgermeister von Ingolstadt hatte Anfang März die Nachfolge von CSU-Mann Clemens Baumgärtner angetreten und ist damit jetzt auch verantwortlich für das größte Volksfest der Welt.
"Die Wiesn zu schützen, das ist die Aufgabe des jeweiligen Wirtschaftsreferenten, das ist die Aufgabe, die ich gemacht habe und die jetzt der Dr. Scharpf als mein Nachfolger genau so machen wird", sagte Amtsvorgänger Baumgärtner. Zu schützen gelte es das Oktoberfest davor, "dass die Wiesn zum Spielball großer Konzerne wird auf der Welt und dass die Wiesn ihr Gesicht verliert", betonte er. "Dann ist es nicht mehr das Münchner Oktoberfest, sondern irgendein x-beliebiges weltweites Bierfest."
Clemens Baumgärtner hätte gerne weitergemacht
Baumgärtner, der CSU-Kandidat für die Münchner Oberbürgermeisterwahl im kommenden Jahr, macht kein Geheimnis daraus, dass er gerne selbst weitergemacht hätte. Er sei "sehr traurig darüber", sagte er der dpa. "Aber das ist der politische Betrieb."
Der Münchner Stadtrat hatte Scharpf auf Vorschlag der SPD im Oktober 2024 mit 44 Stimmen zu Baumgärtners Nachfolger gewählt. Scharpf ist in Ingolstadt geboren und aufgewachsen, hat in München Rechtswissenschaften studiert und dort auch promoviert.
Scharpf wollte aus familiären Gründen nach München zurück
Vor seiner Zeit als Oberbürgermeister von Ingolstadt war er in verschiedenen Positionen für die Stadt München tätig, unter anderem als persönlicher Mitarbeiter des ehemaligen Oberbürgermeisters Christian Ude. Er wollte aus familiären Gründen nach München zurück, wo Frau und Kinder leben. "Ich freu' mich, dass ich sie wieder täglich sehe", sagte er.
Scharpf will in seinem ersten Jahr als Festleiter auch ein musikalisches Debüt geben. Er werde wenigstens einmal "für ein Stünderl" selbst im Bierzelt auftreten, kündigte er an. Der 54-Jährige spielt Klarinette, hat mehrfach mit einer Blaskapelle auf der Oidn Wiesn gespielt – und setzt folglich damit eine persönliche Tradition fort.
"Die Zeit nehm' ich mir dann einfach", sagte der SPD-Politiker, der schon vom Amt wegen täglich auf dem Oktoberfest sein wird. Einen ganzen Tag wie früher werde er nicht spielen können, "aber ich werde mich auf jeden Fall musikalisch betätigen."
Kampf gegen überteuerte Graumarkt-Reservierungen
Scharpf will sich wie seine Vorgänger gegen überteuerte Tischreservierungen auf dem Graumarkt einsetzen. Dort werden Wiesntische teils für mehrere Tausend Euro angeboten. "Das wirft ein schlechtes Licht auf die Wiesn. Deswegen will ich das unterbinden."
Er wollte mit den Wirten darüber sprechen, wie man hier vorgehen können. Die Wirte kämpfen seit vielen Jahren dagegen an, es blieb jedoch bei Teilerfolgen. Nach den jüngsten Anschlägen werde das bewährte Sicherheitskonzept des Volksfestes erneut angepasst und verfeinert. Man müsse aber aufpassen, dass man das Fest nicht zu einem Hochsicherheitstrakt mache. Das Gelände sei grundsätzlich gut gesichert.
Start-ups, KI, Olympia: Wirtschaftsreferent stellt Pläne vor
Münchens neuer Wirtschaftsreferent begrüßt eine neue Olympia-Bewerbung der Landeshauptstadt. Es sei wichtig, dass die Stadt weiter Großveranstaltungen ausrichte, sagte Scharpf, der am 1. März sein neues Amt angetreten hat. "Deshalb unterstütze ich nachdrücklich eine Olympia-Bewerbung Münchens." Olympische Spiele könnten die Stadt enorm voranbringen – "und wir können einen Schub brauchen".
Hoffen auf Unterstützung der Münchner
Die Stadt hat bereits beschlossen, mit dem Freistaat ein Konzept für die Bewerbung um Olympische und Paralympische Sommerspiele zu entwickeln. Er hoffe sehr, dass die Frage von den Münchnerinnen und Münchnern im Falle eines Bürgerentscheids positiv aufgenommen werde, sagte Scharpf. Es werde nach den Olympischen Spielen von 1972 "wirklich mal wieder Zeit".
Großveranstaltungen von Messen über Kongresse bis zu Konzerten seien wichtig, auch für die touristische Anziehungskraft - und auch wenn es nicht jedes Jahr ein Event wie die Adele-Konzerte 2024 geben könne.
Modellprojektstadt für KI
Der neue Wirtschaftsreferent will die Stadt als Gründer- und Innovationsstandort weiter ausbauen. Sein Wunsch sei auch, München zur Modellprojektstadt für künstliche Intelligenz zu machen. Bei der Ansiedelung von Start-ups seien die Universitäten wichtigste Treiber. "Auch wir als Stadt müssen das Thema weitertreiben und stärken." Ein innovationsfreundliches Klima sei die Basis für Wohlstand und künftigen wirtschaftlichen Erfolg.
Wenn sich die Gelegenheit biete, wolle er sich dafür einsetzen, weitere Firmen über die schon ansässigen Dax-Unternehmen hinaus anzusiedeln. "Es steht München gut zu Gesicht, diese Unternehmen zu haben." Kleine und mittelständische Unternehmen seien gleichermaßen wichtig. Bezahlbarer Wohnraum und eine Entbürokratisierung seien Bedingungen für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts.