Eisbachwelle: Tausende Surfer unterzeichnen offenen Brief an OB Reiter – das ist seine Antwort

Drei Wochen nach dem tragischen Unfall unterschreiben tausende Surfer und Unterstützer den offenen Brief. Wie die Stadt reagiert.
Jan Krattiger
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Eisbachwelle nach Unglück gesperrt
Eisbachwelle nach Unglück gesperrt © Ben Sagmeister

München - Klare Worte und eine lange Liste an Gründen hat eine Gruppe von Eisbachsurfern am Donnerstag per offenem Brief an den Oberbürgermeister geschickt. Noch wird er unter Eisbachsurfern herumgereicht, um möglichst viele Unterstützer zu sammeln. "Wir sind besorgt, weil die Welle schon länger gesperrt ist", sagt Surfer und Mit-Initiator Martin Grün zur AZ. "Der emotionale Leidensdruck bei den Surfern wird immer größer".

Eisbachsurfer appellieren an Oberbürgermeister Dieter Reiter

Sein Mitunterzeichner Moritz Liedl sieht das ähnlich. Man sei sich zwar einig, dass es "notwendig war, die Welle zu schließen", sagt Liedl. "Es hat uns alle geschockt, es hätte uns alle treffen können." Aber: "Genau so wichtig ist es, auch wieder den Alltag zu erlauben".

Die Anteilnahme ist groß: Viele Menschen haben an der Unglücksstelle an der Eisbachwelle Blumen und Kerzen abgelegt.
Die Anteilnahme ist groß: Viele Menschen haben an der Unglücksstelle an der Eisbachwelle Blumen und Kerzen abgelegt. © Daniel von Loeper

Die Surfer wollen, dass die Eisbachwelle "unverzüglich und wieder dauerhaft" geöffnet wird, so steht es in dem Brief. "Wir haben in 24 Stunden 4200 Unterschriften gesammelt", sagt Grün. 3600 seien Stand Donnerstagnachmittag im Brief erwähnt, den Rest werde man nachreichen.

Vor etwa drei Wochen verunglückte eine Surferin am Eisbach. Sie starb eine Woche später im Krankenhaus. Seither ist die Welle gesperrt, es gilt eine neue Allgemeinverfügung der Stadt, die das Surfen verbietet.

Eisbach abgesucht: Ermittlungen laufen weiter

Vergangene Woche hat die Polizei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft den Eisbach abgesucht. Die Vermutung stand im Raum, dass in den Eisbach geschmissene Fahrräder oder E-Roller dafür verantwortlich sein könnten, dass die Surferin sich mit ihrer Leine am Grund des Eisbachs verhakte und sich nicht mehr rechtzeitig lösen konnte.

Die Taucher gehen dem Eisbach auf den Grund: Sie wollen die Unfallursache des tödlichen Surf-Dramas untersuchen.
Die Taucher gehen dem Eisbach auf den Grund: Sie wollen die Unfallursache des tödlichen Surf-Dramas untersuchen. © Ben Sagmeister

Es kamen bei der Untersuchung aber nur kleine Metallteile zum Vorschein. Ob die etwas mit dem Unfall zu tun haben könnten, wird aktuell noch untersucht. "Unsere Ermittlungen laufen weiter und werden wohl auch noch eine gewisse Zeit andauern", sagt Anne Leiding, Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft München I auf Anfrage der AZ am Donnerstag.

OB Dieter Reiter (SPD) will auf die Ergebnisse der Untersuchung der Staatsanwaltschaft warten, bis die Stadt die Eisbachwelle für die Surfer wieder öffnet.
OB Dieter Reiter (SPD) will auf die Ergebnisse der Untersuchung der Staatsanwaltschaft warten, bis die Stadt die Eisbachwelle für die Surfer wieder öffnet.

Die Entscheidung, ob die Welle wieder geöffnet wird, hat damit aber nicht direkt etwas zu tun. Die wird "allein durch die Stadt München getroffen", so Anne Leiding zur AZ. Die Stadt wiederum, genauer gesagt der Oberbürgermeister, Dieter Reiter (SPD), möchte offenbar erst noch die Ergebnisse der Ermittlungen abwarten. Er habe zwar "volles Verständnis dafür, dass die Surferinnen und Surfer möglichst schnell wieder surfen möchten", so der OB in einer Reaktion auf den Offenen Brief der Surfer.

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Er bitte aber auch um Verständnis dafür, dass er diese Entscheidung nicht treffen könne, "bevor die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen nicht vollständig abgeschlossen hat".

"Wollen offener und schneller informiert werden": Surfer kritisieren Stadt

Der leidenschaftliche Eisbachsurfer Martin Grün hört beim Telefonat mit der AZ zum ersten Mal von der Antwort Reiters auf ihren offenen Brief – und möchte nicht direkt darauf eingehen. "Ich glaube, dass sehr viele Surfer und Freunde der Welle offener, schneller und transparenter informiert werden wollen", sagt er nur.

Ein Absperrband am Eisbach weist noch einmal auf den Ernst der Lage hin. Wer sich nicht an das Verbot hält, muss mit einem teuren Bußgeld rechnen.
Ein Absperrband am Eisbach weist noch einmal auf den Ernst der Lage hin. Wer sich nicht an das Verbot hält, muss mit einem teuren Bußgeld rechnen. © Ben Sagmeister

In ihrem Brief weisen die Surfer auch darauf hin, dass an der Eisbachwelle "seit jeher, spätestens aber auf Basis der Allgemeinverfügung von 2010" auf eigene Gefahr gesurft wurde. "Dieses Prinzip der Selbstverantwortung hat über Jahrzehnte funktioniert und ist Kern des urbanen Surfspirits, der München weltweit einzigartig macht", schreiben die Surfer.

Ob das in naher Zukunft wieder gilt und die Surfer wieder auf ihre geliebte Welle dürfen, ist noch offen – und wird es wohl noch eine Weile bleiben.

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