Nahverkehrsausbau in München: Stadt beschließt Paket für 5,5 Milliarden Euro

Die Stadtregierung entdeckt ihre Liebe für U-Bahn und Tram. Alleine in diesem Jahr sollen sieben Schienen-Projekte beschlossen werden. Die voraussichtlichen Kosten des Nahverkehrsausbaus: Über 5,5 Milliarden Euro.
Florian Zick |
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Karte-Ubahn
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München - Nach Jahren des eher gemächlichen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs will die Große Koalition im Rathaus nun mächtig ranklotzen. Alleine dieses Jahr sollen vier neue U-Bahnen und drei neue Tram-Projekte beschlossen werden.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) spricht von der "größten ÖPNV-Offensive seit Jahrzehnten". Die Mobilität sei ein zentrales Kriterium für die Lebensqualität in der Stadt, sagte er. Deshalb müsse man nun dringend anpacken. Die U-Bahnen seien schließlich teilweise schon jetzt heillos überfüllt. CSU-Bürgermeister Josef Schmid sieht das genauso. Man müsse einen "großen Wurf" landen, sagte er. Für parteipolitisches Hickhack sei deshalb nun kein Platz mehr. Welche Linie hat die CSU am liebsten, welche die SPD – das sei nicht mehr die Frage. Es gehe nicht mehr darum, was man baue, sondern nur noch darum, in welcher Reihenfolge. Denn, so Schmid: "München braucht alles!"

Nahverkehrsausbau: Das sind die geplanten Linien

Konkret geht es bei der Ausbau-Offensive um folgende Linien: die U9-Spange durch das Pinakothekenviertel, um die Verlängerung der U5 nach Freiham, eine Anbindung des östlichen U4-Asts an den S-Bahnhof Englschalking und um die U26 im Münchner Norden.

Dazu kommen mehrere Straßenbahn-Linien: die bereits beschlossene Tram-Westtangente durch Laim, die Park-Tram durch den Englischen Garten und die Verlängerung der Line 23 im Norden.

Das kostet der Nahverkehrsausbau

Geschätzt über 5,5 Milliarden Euro wird das riesige Ausbau-Paket wohl kosten. "Das ist eine Summe, die ist für die Stadt alleine natürlich nicht leistbar", so Dieter Reiter. Der OB will in Berlin deshalb weiter auf eine Reform des Gemeindefinanzierungsgesetztes pochen.

Derzeit ist es so, dass vom Bund vereinfacht gesagt nur dann Geld fließt, wenn mit einer neuen Linie auch zusätzliche Fahrgäste gewonnen werden können. In München geht es aber derzeit eigentlich nur darum, die ohnehin schon vielen Fahrgäste besser zu verteilen. In seiner jetzigen Form sei das Gemeindefinanzierungsgesetz deshalb "völlig untauglich", sagt auch Bürgermeister Schmid.

Nahverkehrsausbau: Wann die neuen Züge fahren sollen

Die Stadtspitze hofft, dass bis spätestens Anfang 2020 – kurz vor der nächsten Wahl –konkrete Pläne für die neuen Linien vorliegen. Sollte die Stadt das nötige Geld für die Baumaßnahmen dann zusammenkratzen, könnten auf den neuen Strecken wohl in 20 bis 25 Jahren die ersten Züge rollen.

Abgeschlossen sind die Planungen damit nicht. Gut möglich, dass in den nächsten Jahren weitere Linien dazukommen. Entsprechende Gespräche mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat Oberbürgermeister Reiter bereits geführt. Die jetzige Ausbau-Offensive sei wichtig, sagt der OB. "Das kann aber noch nicht der Schluss sein", so Reiter.

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Die geplanten Linien in München. Rechts die neue "U9" (roter Kreis) im Detail. Simulation: MVG


Ausbau-Offensive: Das sind die geplanten Linien

Über 5,5 Milliarden Euro will die Stadtregierung in den nächsten Jahren ins Nahverkehrsnetz stecken. Die AZ erklärt die geplanten Projekte im Einzelnen.

  • Kernstück der Pläne ist die U9 durch das Pinakothekenviertel. Für geschätzt drei Milliarden Euro soll eine Querverbindung von der Münchner Freiheit zum Hauptbahnhof gebohrt werden. So sollen die oft überfüllten Innenstadt-Linien entlastet werden, vor allem die U3 und die U6. Das Projekt ist überaus spektakulär. Nicht nur, dass die Röhre unter einem dicht bebauten Gebiet durchgeführt werden muss. Im südlichen Abschnitt der gut zehn Kilometer langen Strecke soll am Esperantoplatz zudem ein zweiter Wiesn-Bahnhof entstehen. Außerdem ist geplant, die U-Bahnhöfe Poccistraße und Implerstraße in der Mitte zu einem neuen Super-Bahnhof zusammenzuziehen und dort einen neuen Regionalzug-Halt einzurichten.
  • Die Verlängerung der U5 vom Laimer Platz nach Pasing ist bereits beschlossen. Die neuen Pläne sehen nun eine weitere Verlängerung nach Freiham vor (4,5 Kilometer). Geschätzte Kosten: mindestens 750 Millionen Euro.
  • Im Nordosten geht es um die Anbindung der U4 an den S-Bahnhof Englschalking. Langfristig ist auch eine Verlängerung bis nach Riem denkbar. Vorerst geht es aber nur um etwa zwei Kilometer Gleisstrecke. Kosten hier: um die 300 Millionen Euro.
  • U26 und Tram 23: Im Münchner Norden sind gleich zwei Ausbau-Projekte vorgesehen: Im Anschluss an die U9 soll eine Querverbindung zwischen Kieferngarten und Am Hart gebaut werden, die sogenannte U26. Die Tram 23 soll von ihrer jetzigen Endhaltestelle Schwabing-Nord zudem mindestens bis zur Heidemannstraße verlängert werden. Die Kosten werden zusammen auf grob 700 Millionen Euro taxiert.
  • Die bereits beschlossene Tram-Westtangente wird um die 168 Millionen Euro kosten. Für dieses Geld soll die Tramline 12 vom Romanplatz zur Aidenbachstraße verlängert werden.
  • Die Tram-Nordtangente, besser bekannt als Garten-Tram, soll durch den Englischen Garten führen und die beiden Stadtteile Schwabing und Bogenhausen miteinander verbinden. Kosten: zirka 40 Millionen Euro.
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