München: Nockherberg wegen Coronavirus vor Absage!
Nach der drohenden Absage des Derbleckens fordert Fastenprediger Maxi Schafroth: "Politiker, setzt ein Zeichen, dass der Kapitän als letzter von Bord geht".
München - Sein Gesicht ist ganz fahl, als er mit 40 Minuten Verspätung die Pressekonferenz am Nockherberg betritt. Dann holt Paulaner-Chef Andreas Steinfatt erkennbar angefasst tief Luft: "Die Zeichen stehen eher in die Richtung, dass wir das Derblecken am Mittwoch nicht durchführen können", sagt er.
Und: "Ich sehe jetzt in betretene Gesichter. Ganz ehrlich, so geht es mir auch."

LGL empfiehlt Politikern Starkbieranstich nicht zu besuchen
Nur Minuten bevor die Journalisten eingetrudelt waren, hatte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) Steinfatt ans Telefon gebeten. Die Botschaft war unschön: Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) habe wegen der Coronavirus-Gefahr allen Politkern empfohlen, den Starkbieranstich nicht zu besuchen. Ohne Politiker, so Steinfatt, sei es aber sinnlos, das Derblecken oder das Singspiel stattfinden zu lassen.
Dabei habe Paulaner als Veranstalter vorgesorgt: "Wir hätten von Händeschütteln am Eingang abgesehen. Wir haben für ausreichend Desinfektion gesorgt, es hätte keine Brotzeitbrettl gegeben." Das Derblecken zu verschieben, mache auch keinen Sinn, "weil wir nicht wissen, wohin wir es verschieben sollten".
Maxi Schafroth will in jedem Fall am Mittwoch predigen
Wie sehr es rattert in den Köpfen der Mitakteure auf dem Podium, die keinen Plan B in der Taschen haben, lässt sich ebenfalls an den Gesichtern ablesen. Einfach so klein beigeben vor der Corona-Angst?
Für Fastenprediger Maxi Schafroth keine Option. Nach der Pressekonferenz sagt er zur AZ: "Ich fordere die Politiker auf, den Rat des LGL zu ignorieren und trotzdem hinzugehen. Setzt ein Zeichen, dass der Kapitän als letzter von Bord geht!" Er werde in jedem Fall am Mittwoch predigen. "Notfalls im McDonalds im Tal", witzelt er, "ich kann ja einem im Publikum eine Söder-Perücke aufsetzen."

"Die sollen kommen, wir sind bereit"
Ein Appell, auf den OB Dieter Reiter (SPD) eher schmallippig reagiert: "Es wäre relativ dreist, dort hinzugehen, wenn der Chef der Landesgesundheitsbehörde dazu auffordert, nicht hinzugehen", sagt er. Aber auch Thomas Limpinsel, der im Singspiel den Grünen-Chef Robert Habeck mimt, wirbt darum, dass die Politiker kommen: "Die können doch nicht einerseits der Bevölkerung sagen, sie soll U-Bahn und Bus fahren – und dann kneifen, wenn es um sie selber geht." Auch Tobias Weber, musikalischer Leiter des Singspiels sagt: "Die sollen kommen, wir sind bereit."
Apropos Singspiel. "Alles geht gut aus", heißt es heuer. "Es ist ein Märchen", erklärt Stefan Betz, der wieder mit Richard Oehmann Regie führt. "Es geht darum, dass Markus Söder einen Konkurrenten hat, nämlich Robert Habeck. Darum reist er durchs Märchenland in die Hauptstadt." Söder sei königlich gekleidet, es gebe ein "opulentes Bühnenbild" und einen Zauberwald. Schauspielerin Nikola Norgauer (2019 in der Rolle von Andrea Nahles) wird das "Spieglein an der Wand" spielen, und jemand wird als "Schneewittchen" bezeichnet.
Generalprobe am Dienstag soll stattfinden
Dass das Singspiel gezeigt werden wird, ist wahrscheinlich. Steinfatt peilt an, die Generalprobe am Dienstag stattfinden zu lassen. "Es ist so großartig, was ich bis jetzt gesehen habe. Wir werden in irgendeiner Form eine Lösung finden." Dass das Derblecken wie gewohnt im TV zu sehen sein muss, ist für die BR-Rundfunkrätin und Grünen-Abgeordnete Sanne Kurz keine Frage: "Da wurde Wochen und Monate geprobt für ein politisches Highlight – es muss mindestens eine Fernsehversion von Singspiel und Derblecken stattfinden."
Lesen Sie hier den AZ-Kommentar zum Thema
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