IAA-Protest auf der Maximilianstraße: Aktivisten rollen Zebrastreifen aus

Die Maximilianstraße ist eine städtebaulich bedeutende Prachtstraße Münchens aus dem 19. Jahrhundert: Die exklusivste Einkaufsstraße und Nobeladresse der Stadt haben sich die Klimaaktivisten von Extinction Rebellion für ihren Protest ausgesucht – gegen die Internationale Automobilausstellung (IAA) und für eine grüne Stadt mit mehr Leben.
Abbey Road in München: Aktivisten protestieren gegen die IAA
Während ihrer Aktion am Sonntagabend rollten sie vor den Kammerspielen einen mobilen Zebrastreifen aus und orientierten sich dabei am Plattencover des berühmten Beatles-Albums "Abbey Road".
"Anlass der Performance ist die Frage nach dem Sinn einer automobilen Großveranstaltung im historischen Zentrum einer wachsenden Großstadt wie München, die für ein flächenverschlingendes Verkehrsmittel wie das Auto, unabhängig vom Antrieb überhaupt keine Zukunftsperspektive bietet", teilt die Gruppe mit.

In einer Stadt wie München werde auf Straßen hauptsächlich geparkt, gehupt und im Stau gestanden, sagt Martin Ulm von Extinction Rebellion: "Warum sollen wir gerade diese Mobilitätsform noch weiter unterstützen und ausbauen? Warum dafür die ganze Innenstadt als Werbefläche hergeben? Schluss mit Auto-Lobby, wir brauchen die Zebrastreifen-Lobby und Innenstädte für Menschen!"
Protest gegen "Greenwashing-Show einer zerstörerischen Technologie"
Auf der Website "noiaa.de" informieren die Protestler über ihre Aktionen, die Zeichen setzen sollen gegen die IAA, "gegen diese Greenwashing-Show einer zerstörerischen Technologie". Sie wollen weitere Menschen mobilisieren.
"Die Menschen in diesem Land wünschen sich mehrheitlich verkehrsberuhigte Städte, Tempolimits und mehr Engagement im Klimaschutz", wird Heinrich Moser vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in der Mitteilung zitiert: "Wann beginnt die Politik sich endlich wieder an Menschen zu orientieren, statt an einer Industrie, deren Gewinne in privater Hand die soziale Spaltung nur noch weiter verschärfen?"
Weitere Proteste an der Landshuter Allee und an der Messe in Riem
Nach Angaben der Polizei gab es am Morgen gegen 7.30 Uhr auch eine erste Klebeaktion im Bereich Arnulfstraße/Donnersbergerbrücke, kurz vor der Eröffnung der IAA blockierten mehrere Klimaaktivisten die Straße. Die Aktivisten hätten sich teilweise festgeklebt, sagte ein Polizeisprecher. Einsatzkräfte hätten sie vom Asphalt gelöst, bei einer Frau sei dabei ein Winkelschleifer zum Einsatz gekommen.

Die Aktivisten kritisieren die Automesse nach eigenen Angaben als "klimaschädliche Lobbyveranstaltung". Für die Straßenblockade hatten sie demnach die Landshuter Allee, eine Haupteinfallsstraße in die Innenstadt, ausgewählt, weil sich dort ein Gebäude befinde, in dem ein Autohersteller besonders stark motorisierte Fahrzeuge vermarkte.
Angeklebte Personen werden mit Unterstützung spezialisierter Kräfte von der Fahrbahn gelöst
Die Straßenblockade habe nur zu geringen Beeinträchtigungen geführt, weil der Verkehr umgeleitet worden sei, sagte der Polizeisprecher. Die Polizei ermittele nun unter anderem wegen Nötigung im Straßenverkehr gegen die Aktivisten.

Insgesamt sechs Personen setzten sich auf die Straße, drei Personen davon klebten sich auf der Fahrbahn fest, meldete die Polizei am Nachmittag: "Die Einsatzkräfte forderten die sechs Personen mehrfach ohne Erfolg zur Beendigung der Blockade auf. Daraufhin wurde die Versammlung aufgelöst."
Identität von zwei der Beteiligten steht noch nicht fest
Die angeklebten Personen seien mit Unterstützung spezialisierter Kräfte von der Fahrbahn gelöst worden. Gegen die Beteiligten wird unter anderem wegen des Verdachts der Nötigung ermittelt. Zudem prüft die Polizei Verstöße gegen das Bayerische Versammlungsgesetz.
Bei den Beteiligten handelte es sich um Personen im Alter von 19 Jahren (divers), 24 Jahren (weiblich), 25 Jahren (weiblich) und 26 Jahren (weiblich), alle sind in Deutschland wohnhaft. Die genannten vier Personen wurden im Verlauf des Tages nach Beendigung der erforderlichen polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen.
München steht dieser Tage ganz im Zeichen der Mobilität
Die Identität von zwei der Beteiligten (einmal weiblich, einmal männlich) steht noch nicht fest. Diese beiden wurden daraufhin festgenommen und werden am Mittwoch zur weiteren Entscheidung einem Ermittlungsrichter vorgeführt. Die Ermittlungen in dieser Sache dauern an.
Bei der IAA Mobility in München steht die Innenstadt ab Dienstag (9. September) ganz im Zeichen der Mobilität. Das breite Publikum bevölkert die zentralen Plätze in der City, Fachbesucher treffen sich in München-Riem. Dort demonstrierten am Vormittag Mitglieder der Organisation Attac.
"Autoindustrie lässt sich auf der IAA feiern, doch freiwillig wird sie sich nicht verändern"
Das in Deutschland unter anderem von Verdi, der GEW und dem BUND unterstützte Bündnis ließ in Riem Schlauchboote zu Wasser und versenkten kurz vor 9 Uhr ein aus beschichteter Pappe gebasteltes Auto mit einem Dinosaurierkopf im Messesee.

"Wir wollen damit darstellen, dass die Autokonzerne untergehen, wenn sie nicht endlich nachhaltig werden", sagte Attac-Sprecherin Noa Neumann. Der Dinosaurierkopf steht symbolisch für eine nach Ansicht der Klimaschützer "nicht mehr zeitgemäße Autoindustrie". Neben dem "Autosaurus“ paddelten vier Aktivisten in zwei Schlauchbooten auf dem See und hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Bus und Bahn statt Autowahn" in die Höhe.

"Deutschland verfehlt Jahr für Jahr die Klimaziele im Verkehrssektor, der fossile Rückschritt unter der Regierung Merz ist in vollem Gange und die Verkehrswende wird ausgebremst. Wir kritisieren die allgegenwärtige und grüngewaschene Auto-Zentriertheit.
Die Autoindustrie lässt sich auf der IAA feiern, doch freiwillig wird sie sich nicht verändern. Klimaneutralität ist ihr egal, denn es geht ihr nur um den Profit mit immer größeren und schädlicheren Autos. Damit versenkt sie sich langfristig lieber selbst, statt Teil der notwendigen Verkehrswende zu werden", kritisiert Thomas Eberhardt-Köster von der bundesweiten Attac-Mobilitätskampagne "einfach.umsteigen".
IAA in München: Bundeskanzler Friedrich Merz eröffnet die Messe
Bis 14. September können sich IAA-Besucher über Neuheiten der Branche informieren und verschiedene Modelle unter die Lupe nehmen. Offiziell eröffnet wurde die Messe unter anderem mit einer Rede von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der sich im Anschluss bei einem Rundgang selbst ein Bild machen wird.
Protest im Messesee: Aktivisten stellen sich tot
Der Auftritt von Merz rief erneut die Aktivisten von Extinction Rebellion auf den Plan: Sie sprangen am Mittag in den Messesee und stellten sich tot. Einige trieben als Opfer der Klimakrise bewegungslos im Wasser, andere entrollten ein Banner mit der Aufschrift "Save Lifes – Protect the Climate" ("Rettet Leben – Schützt das Klima") und zündeten Rauchfackeln.

Mit der Aktion wolle man die verheerenden Folgen der Klimakrise veranschaulichen, welche als Bedrohung nicht ausreichend ernst genommen werde, teilte die Klimaschutzgruppe mit. Die zur IAA anreisenden Messe-Besucher nahmen von den Umweltaktionen kaum Notiz. Diese wurden von der Polizei zwar beobachtet, die Beamten mussten aber nicht eingreifen.
Deutsche Autobauer stehen unter Druck
Im Blickpunkt der Messe stehen unter anderem neue Elektromodelle deutscher Hersteller. Die Autobauer stehen derzeit unter Druck. Ob BMW, Mercedes, Volkswagen oder Audi: Alle verzeichneten im ersten Halbjahr deutliche Gewinnrückgänge.
In diesem Jahr sind auf der IAA so viele chinesische Unternehmen vertreten wie noch nie. 116 Aussteller aus der Volksrepublik zählt die Mobilitätsmesse nach vorläufigen Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Von Deutschland abgesehen kommen aus keinem anderen Land so viele Unternehmen nach München.