Haberl: Und alle sagen Servus
Im Alten Peter erweisen Familie und Freunde, Wiesn-Wirte und Minister der Gastronomie-Legende die letzte Ehre
München - Ein blauer Frühlingshimmel strahlt durch die Butzenscheiben des Alten Peter, wo an der Freskendecke schon zu Lebzeiten Augustiner-Direktor Ferdinand Schmid verewigt ist. Im Hemd, gleich neben einem Kreuz, blickt er von einem Gemälde auf das Kirchenschiff herab, wo eine Denk-würdige Zeremonie für den überraschend verstorbenen Wiesn-Baron Hermann Haberl ihren Lauf nimmt.
Ein sonniges Farbkonterfei steht beim Altar und erinnert an Hermann. Souverän arrangiert wird die große Trauerfeier, bei der die Kirche schon eine Stunde vorher überfüllt ist, vom jugendlichen Bestattungsunternehmer Karl-Albert Denk. Auch der Senior, mit Schnurrbärtchen und Stresemannhose, lässt es sich bei dem geschätzten Freund nicht nehmen, im Hintergrund seine Erfahrung im traurigen Geschäft einzubringen.
Einer der ersten Trauergäste ist Gerd Käfer, dem er die Hand schüttelt. Auch der aktuelle Feinkost-Doyen Michael Käfer und jeder Münchner Wirt, dessen Gasthaus floriert, sind zum Servus-Sagen gekommen. Selten ist diese konkurrierende Zunft so still und einträchtig unter einem Dach versammelt.
Mit wenigen Ausnahmen sind alle Oktoberfest-Kollegen, an der Spitze Sprecher Toni Roiderer, da. Er und Bräu-Guru Jobst Kayser-Eichberg (Spaten, Löwenbräu) sowie Ex-Olympia-Chef Wilfrid Spronk und OB Christian Ude, der mit seiner Frau Edith Welser-Ude um Punkt 13 Uhr vorne am Altar der Witwe Anneliese und ihrer Tochter Antje kondoliert, halten die Trauer-Reden.
In den vorderen Reihen sitzen die Minister Ludwig Spaenle und Wolfgang Heubisch sowie Paulaner-Chefin Alexandra Schörghuber, Luft-Reeder Werner Bader, Motivations-Kojak Erich Lejeune und Franziskaner-Chef Edi Reinbold und seine Noch- Ehefrau Claudia, die getrennt mit je einem Sohn das Kirchenschiff betreten haben. Am Altar liegen die Herz-Gestecke der Kinder, die Kränze und Blumengestecke sind bereits zum Friedhof gefahren worden.
Haberl, der beliebte Gastronom, witzig, zynisch und besonders gutmütig, war das große Vorbild. Nicht wegzudenken ist er als Olympia-Caterer, mit Fernsehturmgastronomie, als Hausherr des Chinaturms (mit Christkindlmarkt und Kocherlball mit 10000 Gästen) oder als Chefbrater in der weltberühmten Ochsenbraterei auf der Wiesn.
Die Reitschule, Taxisgarten und Kugler-Alm zählen zum Haberl-Imperium, der in seiner Steinzeit die Franzosen das Fürchten lehrte. Ich kann mich noch erinnern, wie furchtlos er nach Bordeaux ging und in der Rotwein-Metropole frech ein Bier-Zelt aufstellte. Die Halle floriert noch heute. Später ging Hermann, der in Paris immer im Bahnhofshotel des „Gare de L’Est“ abstieg und über jahrezehnte dem Haus treu blieb, mit seiner Frau Anneliese nach Montemartre, um lange Zeit einen Winter-Zircus zu betreiben. Er wa über haupt kein „Bosch“. Die Pariser liebten ihn.
Nach dem Requiem wird der italienische Holzsarg von St. Peter zum Waldfriedhof, Alter Teil, gebracht, wo die Beerdigung im Kreis von rund 1000 Trauergästen stattfindet. Familie Haberl lädt anschließend in seinen geliebten Olympiapark, wo im Ehrengastbereich des Stadions der Leichenschmaus serviert wird. In dieser Szene muss jeder an den Verstorbenen denken, der allein als Caterer eine Goldmedaille verdient hätte.