Grün-Rot will Schule in München ohne Noten testen
München - Es klingt erstmal nach dem Traum aller Schüler: Keine Noten mehr. Das ist aber nur einer der Aspekte, die die grün-rote Rathauskoalition in einem neuen pädagogischen Versuch umsetzen möchte. Eine "Modellschule" für rund 900 Schüler soll es werden. Der städtische Bildungsausschuss hat heute beschlossen, diese beim Freistaat zu beantragen.
Reformpädagogik heißt das Stichwort, das diesen Versuch insgesamt beschreibt. Neben dem Verzicht auf eine Benotung (bis zum Schulabschluss, dann werden Noten notwendig) stehen noch andere Aspekte im Zentrum. Ganz grundlegend geht es darum, das gemeinsame Lernen der Schüler zu fördern, auch über Alters- und Klassengrenzen hinweg.
Neue Schule für München: Keine Noten mehr?
Es soll keinen einheitlichen Lehrplan mit denselben Lernzielen für alle geben, sondern der "passende Bildungsweg" für jeden Schüler, wie es die Grünen in einer Mitteilung beschreiben. Es gehe um ein "gemeinsames Lernen", das sich an den individuellen Fähigkeiten der Einzelnen orientiere.
„Jeder Schüler, jede Schülerin ist einzigartig", sagt die Grüne Stadträtin Anja Berger. "Wir brauchen daher eine Pädagogik, die diese Vielfalt anerkennt und schätzt, die jedes Kind mit seinen Kompetenzen als Individuum ernst nimmt und gemeinsam mit ihm Lernziele erarbeitet."
Aus Klassenzimmern werden "Lernhäuser" und es soll nicht nur Lehrerinnen, sondern auch "multiprofessionelle Teams" mit insgesamt 72 Lernbegleitungen die 900 Schüler betreuen. Dabei gehe es um die gezielte Förderung einzelner Schüler durch Sozialpädagogen, Psychologen, Mediziner, Sporttrainer, Musiker oder Lesepaten.
Modellschule in München: Gute Nachricht für Morgenmuffel
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Schüler sollen flexibel zwischen 7.30 und 9 Uhr in der Schule ankommen. Da sollen sie Zeit bekommen zum Frühstücken, Lernen oder um an Freizeitangeboten teilzunehmen. Von 9 bis 15 Uhr dauert dann die Kernzeit der Schule. Wiederum von 15 bis 18 Uhr ist ein flexibler Schulschluss geplant, wo Zeit zum Lernen und für Freizeitaktivitäten ist. So soll die Schule besser auf die individuelle Situation der Schüler eingehen.
Dieser späte Schulstart soll nach Wunsch der SPD/Volt-Fraktion auch an anderen städtischen Schulen eingeführt werden, wenn diese Interesse daran haben sollten. Das hat die SPD bereits 2018 gefordert. Es brauche die Bereitschaft des Freistaats, etwas Neues auszuprobieren, sagt die SPD-Stadträtin Julia Schönfeld-Knor. "Mit weniger Druck ganzheitlich lernen und das dann, wenn man auch wirklich leistungsfähig ist: Das schaffen wir mit der neuen Modellschule – und hoffentlich bald auch flächendeckend."
Ob dieser Modellversuch wirklich Realität wird, liegt nun in der Hand des Freistaats. Dort muss das Kultusministerium entscheiden, danach bräuchte es noch ein finales "Daumen hoch" vom Münchner Stadtrat.
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