Endlich mal ein Happy End: Das neue Café Wiener
München - Die Verzweiflung vom letzten Jahr ist längst vergessen. Johanna Wallner und ihr Mann Rainer Wiener mussten aus ihrem kleinen Traditions-Café Wiener in der Reichenbachstraße ausziehen.
Klar war, dass sie den Familienbetrieb trotz Rentenalter weiterführen wollten, und zwar am liebsten in der Nähe – vor allem wegen der liebgewonnenen Stammkunden. Aber bezahlbare Räume in der Gärtnerplatz-Gegend zu finden, in denen auch noch eine Backstube Platz hat, war äußerst schwierig.
Das neue Café Wiener ist anders, aber immer noch schön Retro
Eine Vermieterin hatte davon in der Zeitung gelesen und ihren damals leerstehenden Laden schräg gegenüber in der Rumfordstraße angeboten. Dort hat einfach alles gepasst.
"Für uns ist das jetzt ein absoluter Lottogewinn!", schwärmt Johanna Wallner. "Es war toll drüben in unserem alten Café. Aber das hier ist ein wirklich gemütliches Wohnzimmer geworden." Hinten ist genügend Platz für die Backstube, dann gibt es noch einen kleinen, hellen Nebenraum und auf dem Gehsteig vor dem Café Wiener ist Platz für eine Freischankfläche.

Stammgäste kommen wieder zurück
Vom ersten Tag an waren die Stammkunden dann auch wieder zurück. Ohne dass Johanna Wallner und Rainer Wiener Werbung machen mussten. Aber das ist verständlich. Das Café Wiener in der Reichenbachstraße gab es schließlich dort schon seit den 1960er Jahren.
Eröffnet haben es die Eltern von Rainer Wiener. Der wollte zunächst nichts von Café und Konditorei wissen und fing erst einmal ein Studium an. Aber statt zu Büffeln zog er es damals schon vor, die anderen Freuden des Lebens zu genießen.
Alle Kuchen und Torten werden so schon seit Generationen gebacken
Irgendwann musste er seinem Vater dann einmal für eine Woche in der Backstube aushelfen. Da ist der Funke übergesprungen. Er merkte, wie viel Spaß ihm das macht und hat dann seinen Konditoren-Meister gemacht. Johanna Wallner hatte damals einen Büro-Job und wollte unbedingt nach Amerika auswandern. Dafür brauchte sie Geld und hat angefangen, im Café Wiener zu arbeiten. Schnell merkte sie, dass ihr die Gastronomie – und auch der zugehörige Konditorensohn – sehr liegen und wollte nie wieder in ein Büro zurück oder nach Amerika.
1989 hat das Paar Wallner-Wiener das Café Wiener übernommen "Und ich habe es nie bereut", erzählt Johanna Wallner der AZ, "den ganzen Tag mit Menschen zu tun haben, ihre Geschichten erfahren, sich auszutauschen."

Sie kennt die meisten Stammgäste seit vielen Jahren. "Das ist das Schönste für mich", sagt sie. Immer wieder steht sie auf. Einmal hilft sie einer älteren Dame mit dem Rollator, ein anderes mal bringt sie zwei jungen Männern Kaffee und gibt ihnen Tipps gegen deren schlimmen Kater vom Vorabend.
Von Jung bis Alt, die Gäste fühlen sich wohl bei ihr. Hier gibt es auch seltene Spezialitäten wie die Eierschecke, die wenig mit Eiern zu tun hat, sondern ganz fein nach Mandelcreme schmeckt. Aber auch Zuppa-Romana- und Eierlikör-Torte stehen neben vielen Klassikern wie Wiener-Apfel-, oder Marmorkuchen in der Theke. Das Stück Kuchen gibt's für 3,10 Euro, Torte für 3,70 Euro. Jetzt im Sommer ist natürlich der Eiskaffee (5,50 Euro) besonders gefragt.
Die Wallner-Wieners haben zwei erwachsene Kinder. Da hofft man doch sehr, dass zumindest eines davon die Café-Geschichte am Reichenbachplatz mit ebenso viel Herzblut fortsetzt.
Rumfordstraße 7
Mo-Fr: 8.30 bis 18 Uhr
Sa: 8 bis 17 Uhr, So: 13 bis 18 Uhr
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