Böller-Debatte in München: Lasershow statt Feuerwerk
München - Vor der Haustür in der leeren Sektflasche die Rakete zünden - für viele gehörte das zu Silvester wie der Christbaum zu Weihnachten. Doch auch heuer werden keine Feuerwerke verkauft.
Böller-Verbot soll Unfällen vorbeugen
Darauf einigten sich Bund und Länder. Ihr Argument: Sie wollen damit Unfälle verhindern - schließlich sind die Krankenhäuser ohnehin überlastet. Auch große Silvesterpartys gibt es voraussichtlich keine. Was das genau heißt, ob die Münchner zum Beispiel alte Raketen doch zünden dürfen, überprüft das Kreisverwaltungsreferat gerade, teilte es auf eine AZ-Anfrage hin mit.
Damit der Jahreswechsel trotzdem nicht zu trist ausfällt, hat SPD-Stadtrat Christian Vorländer eine Idee: Er will, dass die Stadt Laser- und Lichtshows veranstaltet - und zwar so, dass die Münchner diese noch von weit weg am Nachthimmel sehen können. Zugänglich sollen die Standorte nicht sein. Denn auch Vorländer will das Ansteckungsrisiko gering halten.
Lichtershows und Livestream-Übertragung?
Für vorstellbar hält er Lichtshows auf Hochpunkten in allen Himmelsrichtungen: im Norden auf dem Olympiaberg, im Osten auf dem Hypo-Hochhaus, im Süden auf dem Heizkraftwerk an der Isar und im Westen bei Schloss Nymphenburg. Auch per Stream könnten die Lichtershows übertragen werden, schlägt Vorländer vor. Er bezeichnet seine Idee als "Zeichen der Hoffnung in den dunklen Zeiten der Pandemie".
Lichtershows lehnen die Grünen zumindest in diesem Jahr ab. "Wir wollen keine Attraktionen schaffen, die die Menschen nach draußen locken", sagt Grünen-Stadträtin Gudrun Lux. Dass die Münchner die Lichtershow vom Balkon aus anschauen, hält sie für unrealistisch. Erst nach Corona sollte die Stadt an zentralen Plätzen den Himmel beleuchten, findet Lux.
Anders sieht das CSU-Stadträtin Evelyne Menges. Sie schlägt wie Vorländer vor, dass die Stadt Lasershows organisieren soll. Auch sie findet: "Das könnte ein Zeichen der Hoffnung ausstrahlen."
Umweltbelastung von Feuerwerken ist enorm
Einig sind sich SPD, Grüne und CSU darin, dass sie Feuerwerke ablehnen. Ganz egal, ob die Stadt diese zündet, wie es etwa in Paris oder London üblich ist. Oder ob die Menschen die Raketen vor der Haustüre abfeuern. "Viele Hunde zittern nach Silvester oft noch zwei Tage danach", sagt Menges. Auch Müll und Feinstaub sind für die Stadträte aller drei Parteien Argumente. Sie sind sich sicher: "Die Zeiten von Feuerwerk sind vorbei." Auch nach Corona.
Für Peter Ruppert sind das keine guten Aussichten. Er verkauft seit 1967 in Unterhaching Feuerwerk. Das Wort "böllern" lehnt er ab, es klinge viel zu martialisch, findet er. Überhaupt fühlt er sich ungerecht behandelt: Schon im vergangenen Jahr habe er ein Minus von 250.000 Euro gemacht.
Auch vor Corona gab es nur wenige Verletzungen
Dabei habe es auch vor Corona nicht viele Verletzungen wegen Feuerwerk gegeben. In München habe sich zum Jahreswechsel 2019/2020 nur eine Person mit Feuerwerk verletzt. Das gehe aus einer Anfrage der Landtags-Grünen hervor.
Mehr zu tun hatte die Münchner Feuerwehr vor Corona aber auf jeden Fall. 118 Kleinbrände in Mülltonen und vier Hausbrände musste sie 2019 löschen. 453 Mal rückte der Rettungsdienst aus. Solche "Einsatzspitzen" haben 2020 aufgrund der Regelungen gar nicht stattgefunden, teilte die Pressestelle mit.