BMW-Retter Herbert Quandt: Verschwindet die Straße in München?

Die Herbert-Quandt-Straße in Obergiesing-Fasangarten könnte bald umbenannt werden. Grund ist die Vergangenheit des Unternehmers.
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Der Unternehmer Herbert Quandt und seine Frau Johanna.
Der Unternehmer Herbert Quandt und seine Frau Johanna. © dpa

München - 45 Straßennamen mit "erhöhtem Diskussionsbedarf" gibt es aktuell in München – eine davon ist die Herbert-Quandt-Straße. Wie die "Bild" berichtet, könnte die Straße, die nach dem BMW-Retter benannt ist, bald verschwinden. Eine Experten-Kommission empfiehlt die Umbenennung.

Grund für die Empfehlung: Während der NS-Zeit ließen Quandt und sein Vater Günther Tausende Zwangsarbeiter in ihren Fabriken arbeiten. Viele von ihnen kamen dabei ums Leben. Die "Bild" bezieht sich auf ein Protokoll der Kommission, in dem es heißt, Quandt stehe für ein "gewissenloses Unternehmertum". Er habe "keine persönliche Hilfe für die Zwangsarbeiter" geleistet, "was durchaus möglich gewesen wäre".

Nach dem Tod des Vaters 1954 erbten Herbert Quandt und sein Halbbruder Harald die Quandt-Gruppe, zu der auch Firmenanteile von BMW gehörten. 1959 rettete er den finanziell angeschlagenen Münchner Autobauer, verhinderte die angepeilte Übernahme durch Daimler-Benz. Der Münchner Autobauer entwickelte sich zum Welt-Unternehmen. 1982 starb Quandt in Kiel, fünf Jahre später bekam der Unternehmer dann seine eigene Straße in München, im Stadtbezirk Obergiesing-Fasangarten.

Ein Bild von der BMW-Hauptversammlung 1959, wo die Übernahme durch Daimler-Benz von Kleinaktionären und BMW-Händlern verhindert wurde.
Ein Bild von der BMW-Hauptversammlung 1959, wo die Übernahme durch Daimler-Benz von Kleinaktionären und BMW-Händlern verhindert wurde. © BMW AG/dpa

Straßenumbenennung? Stadtrat muss erst zustimmen

2016 beauftragte der Stadtrat das Münchner Stadtarchiv damit, die Straßennamen in der Stadt zu überprüfen. Bei den Untersuchungen geht es häufig um Rassismus sowie nationalsozialistische oder antisemitische Tendenzen.

Das Ergebnis: Bei 327 gab es einen "Kontextualisierungsbedarf", wie die Stadt mitteilt. Sie könnten also kommentiert und erläutert werden. Ein Expertengremium, das extra dafür gebildet wurde, gibt nun Empfehlungen heraus, wie künftig mit historisch belasteten Straßennamen umgegangen werden soll. Im Fokus liegen dabei die 45 oben genannten Straßennamen, die besonders diskussionswürdig sind.

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Bis die Straße aber wirklich umbenannt wird, kann es dauern. Denn zunächst muss der Stadtrat der Namensänderung zustimmen.

Auch die Kardinal-Faulhaber-Straße in München steht auf der Diskussions-Liste des Stadtarchivs. Hier gab es erst kürzlich Diskussionen um eine Umbenennung.


Die Liste mit den 45 Straßennamen ist hier einzusehen.

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6 Kommentare
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  • chgmuc am 29.10.2022 19:28 Uhr / Bewertung:

    Hört's auf mit dem Schmarrn, als wenn es nichts dringlicheres in dieser Stadt zu tun gäbe , z.B. kaputte Strassen, Schulen und dergleichen mehr!

  • Dimpfe am 27.10.2022 20:50 Uhr / Bewertung:

    Völliger Blödsinn!

    Viele Unternehmer und andere Persönlichkeiten haben sich NATÜRLICH in der jeweiligen Zeit mit der jeweiligen Regierung arrangiert, weil sie darin persönlichen(!) Vorteil sahen. Oft blieb ja auch keine Wahl. Entweder mitmachen, oder die Firma/Geld/Macht/Amt ist weg - und man selbst ggf. im Gefängnis oder KZ.

  • GrauWolf am 27.10.2022 18:50 Uhr / Bewertung:

    Haben wir keine anderen Probleme als die Retter unserer desolaten Nachkriegswirtschaft nach mehr als 50 Jahren zu diskreditieren ?
    Veranlaßt von Leuten deren Leistungen fürs Gemeinwohl ziemlich überschaubar sind.
    Erbärmlich ist wohl der richtige Ausdruck.
    Straßennameninquisiteure ist eine gute Bezeichnung für diese Spezies.

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