"Alles gemeinsam entschieden": Polizei wehrt sich gegen Kritik nach Wiesn-Chaos
Morgen könnte es im Stadtrat hoch hergehen – oder auch nicht. Rathaus-intern hat die Aufarbeitung des chaotischen mittleren Wiesn-Samstags, bei dem es wohl nur mit Glück nicht zu einer Katastrophe kam, für sehr, sehr viel Aufregung gesorgt. Doch auf die Tagesordnung kommt das Thema nun zunächst im sogenannten "Interfraktionellen Arbeitskreis".
Wiesn-Gedränge: Im Rathaus geht die Aufarbeitung weiter
Dort werden heikle Oktoberfest-Themen traditionell hinter verschlossenen Türen und sehr kollegial vorbehandelt. Das Wirtschaftsreferat von Wiesn-Chef Christian Scharpf (SPD) hat mittlerweile wie berichtet auch erklärt, dass die Fragen der Stadtratsfraktionen zeitnah auch öffentlich beantwortet werden sollen.
Eine Frage, um die es am Dienstag gehen dürfte, ist die, warum die ersten Durchsagen, nachdem es auf der Wiesn zu einem gefährlichen Gedränge kam, daneben lagen – und selbst zu einer gefährlichen Situation hätten führen können. Wie berichtet, waren alle Besucher aufgefordert worden, das Gelände in Richtung Hauptbahnhof zu verlassen, was eigentlich nicht vorgesehen ist. Und es war kein Grund genannt worden – was Gerüchten über eine Gewalttat zusätzlich Feuer gab.
Im Rathaus klingt die Sache eindeutig - zumindest hinter vorgehaltener Hand
Nach AZ-Informationen hat das KVR in der rathausinternen Aufarbeitung früh darauf hingewiesen, dass es sich nicht um die vorformulierten Durchsagen gehandelt habe – und das KVR in die Entscheidung zu den Durchsagen dazu nicht eingebunden war.

Hinter vorgehaltener Hand ist im Rathaus inzwischen parteiübergreifend die Rede davon, dass die Polizei diese Durchsagen verantwortet hätte. Da die Stadtpolitik Konflikte mit dem Präsidium aber stets meidet, dürfte daraus keine öffentliche Auseinandersetzung werden.
Die Polizei selbst antwortete auf eine AZ-Anfrage zum Thema zunächst ausweichend, dementierte diese Darstellung nicht, bestätigte sie aber auch nicht.
"Aufgrund der Dynamik und der Dringlichkeit wurden die Lautsprecherdurchsagen auf dem Festgelände schnell umgesetzt", heißt es. "Nachdem dieser erste Durchsagentext die Passage "wegen Überfüllung" nicht enthalten hatte, wurde dieser nach kurzer Zeit inhaltlich präzisiert und an die Situation angepasst." Die Polizei betont, dass nach wie vor keine verletzten Personen gemeldet wurden.
Am Montag allerdings dementierte das Polizeipräsidium dann doch, für die vom Sicherheitskonzept abweichenden Durchsagen alleine verantwortlich zu sein. "Alles" sei gemeinsam im Koordinierungskreis entschieden worden, hieß es in einer Mail an die AZ. Das heißt also: auch das KVR sei mit dabei gewesen.
Dort wiederum hieß es am Montag auf neuerliche Nachfrage, der Koordinierungskreis, "dem auch das KVR angehört", habe "die Lautsprecherdurchsagen auf dem Festgelände abgestimmt. "Allerdings" seien diese in der ersten Version "fehlerhaft ausgespielt" worden (was dann nach wenigen Minuten korrigiert worden sei). Wer letztlich den Fehler gemacht hat, der viele Tausend Menschen sehr verunsichert hat und nach Meinung vieler Beobachter zu weiteren gefährlichen Situationen hätte führen können, bleibt also weiter offen. Und die Stadträte dürften weiter viele Fragen haben.
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