Im Zank vereint

Der scharfe Ton verrät Nervosität bei den Konservativen - Der AZ-Politikredakteur Markus Jox über die Querelen innerhalb der Union.
von  Abendzeitung

Der scharfe Ton verrät Nervosität bei den Konservativen - Der AZ-Politikredakteur Markus Jox über die Querelen innerhalb der Union.

Mei, die Union. Das sommerlich-hitzige Schauspiel, das CDU und CSU derzeit in Berlin und München aufführen, ist eine erstaunlich geistlose Inszenierung im Politik-Theater 2009. In einemWahlkampf, in dem sich die SPD selbst das Leben schwer macht, Bundeskanzlerin Angela Merkel von einem Hochglanztermin auf internationalem Parkett zum nächsten eilt und ihre Partei im Schlafwagen auf Schwarz-Gelb zuzusteuern scheint, zanken sich die Schwesterparteien jetzt plötzlich laut und derb wie die Kesselflicker.Wozu eigentlich?

Auf den ersten Blick könnte das die übliche, von Strauß begonnene und von Stoiber perfektionierte Masche der CSU sein: Vorspiegelung von Streit zur Optimierung des Wahlergebnisses. Der bayerische Löwe als gespaltene Persönlichkeit: In München zeigt er die Krallen, am Kabinettstisch in Berlin schnurrt er lieb. Der scharfe Ton indes, in dem sich die zweite Garde der Union vom Schlage Dobrindts oder Broks anpöbelt, während sich die Chefs vor den Kameras bemüht anschmachten, verrät Nervosität bei den Konservativen. Und eine tiefer reichende Unverträglichkeit von Merkels wattierter Präsidialrhetorik mit Seehofers krachledernem Populismus.

Für ernsthafte Politik ist dazwischen derzeit leider kein Platz in der nur im Zank vereinten Union: Obwohl CDU und CSU ganz genau wissen, dass der Bundestag Minister nicht vorab binden darf, wenn die in Brüssel erfolgreich verhandeln sollen. Dass in den nächsten Jahren kein Spielraum für Steuersenkungen da ist. Und dass man sich mit der Rentengarantie an nachfolgenden Generationen versündigt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.