Vielfahrer oder Urlauber - für wen sich Carsharing lohnt
München - Inzwischen sind geteilte Autos weit verbreitet. Doch für wen lohnt sich das? Und was sollte man dabei beachten? Die AZ gibt Tipps.
Für den Fall, dass man das Auto täglich für die Fahrt zur Arbeit benötigt, rät der Bundesverband CarSharing (bcs) vom geteilten Fahrzeug ab. Nur bis zu einer Maximalzahl von 10.000 gefahrenen Kilometern pro Jahr - das entspricht etwa 27 Kilometern am Tag - lohnt sich nach Ansicht des Verbandes der Verzicht auf das eigene Auto.
Laut finanztip.de spart man bei einer jährlichen Leistung von 5.000 Kilometern mit dem Leihwagen 900 bis 1.500 Euro gegenüber dem eigenen Auto.
Auf diese Faktoren sollten Sie beim Carsharing achten
Berechnen muss man viel, nicht nur finanzielle Aspekte: Beim eigenen Auto müsse man Zeit für Tüv, Reparaturen und Ähnliches aufwenden, so die Experten von finanztip.de - Dinge, um die sich beim Leihwagen der Anbieter kümmert. Umgekehrt zahlt man beim Carsharing auch für die Dauer des Parkens.
Besonders empfehlenswert ist Carsharing, wenn man zusätzlich aufs Fahrrad und Öffentliche Verkehrsmittel setzt. So sieht das Umweltbundesamt diese Art der Nutzung, die als vierte Säule des Umweltverbundes zur Entlastung der Natur bezeichnet wird - neben ÖPNV, zu Fuß gehen und Radfahren. Ein Leihauto kann vier bis zehn Fahrzeuge ersetzen und wird meist nach drei bis vier Jahren ersetzt, ist also energieeffizient und modern und stößt weniger CO2 aus als der durchschnittliche Privatwagen, erklärt das Umweltbundesamt.
Hat man sich für das Carsharing entschieden, gibt es zwei verschiedene Varianten: entweder die Fahrt mit stationsbasierten Wagen oder mit solchen, die als "free floating" bezeichnet werden. Die stationsbasierten werden an einem festen Platz abgeholt und dort wieder geparkt. Beim freien Mieten wird das Auto per Handy geortet, dort mitgenommen, wo es steht, und nach der Fahrt abgestellt, wo man sich gerade befindet - die teurere Variante, und nur innerhalb des Geschäftsgebietes des Anbieters möglich. Nach bcs-Angaben bezahlt man für diese freie Form etwa zwölf bis 20 Euro pro Stunde. Hat der Leihwagen eine Station, sind es demnach sechs bis zehn Euro. Benzin und Strom sind aber immer inbegriffen.
Hier könnte es bei Carsharing plötzlich teuer werden
Wo lauern Fallstricke? Die Selbstbeteiligung sei in der Regel sehr hoch, sagt Julia Zeller, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Gegen eine Gebühr oder durch eine zusätzliche Versicherung könne man den Betrag reduzieren - schließlich sei ein Blechschaden schnell geschehen.
Ein weiterer Tipp: "Bevor man losfährt, sollte man das Auto genau anschauen und eventuelle Schäden dokumentieren." So bleibe man nicht auf Kosten sitzen, die man nicht selbst verursacht hat. Und: Falsch parken, zu schnell fahren - das muss selbst bezahlt werden. "Und den Wagen rechtzeitig wieder abgeben", rät Zeller. "Sonst wird's teuer."
Wann sich der Verkauf des eigenen Autos lohnt
Entschließt man sich gar, das eigene Auto mit anderen zu teilen, ob Fremde oder Freunde, sollte man beachten, dass Einkünfte beim Finanzamt gemeldet werden müssen, empfiehlt ADAC-Experte Alexander Kreipl. Stellt das Amt fest, dass der Verleih gewerbsmäßig betrieben wird, müssen Umsatzsteuer erhoben und eine Gewinn- und Verlustrechnung erstellt werden. Bußgelder für den Fahrer können zum Risiko für den Halter werden, denn er muss genau wissen, wer den Wagen wann und wo gefahren hat, um zu ermitteln, wer den Schaden verursacht hat.
Wer vor der Frage steht, ob er sein Auto verkaufen und ganz zum Carsharing wechseln soll, der sollte nach Ansicht des Experten Faktoren wie den Wohnort und die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes mit dem ÖPNV berücksichtigen. Wenn letztere gut sei und man nicht zu weit außerhalb wohne, könne auch ein Verkauf des Autos sinnvoll sein.
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