Andreas Gabalier in München: Emotional wieder beinand
Im Jahr 2007 war Gerti Guhl, Wirtin der legendären Fraunhofer Schoppenstube, in ihrem Lokal Mitglied der Jury für die Auswahl junger österreichischer Newcomer. Insgesamt standen sieben Talente zur Auswahl. Der Gewinner des Abends war: Andreas Gabalier. Mit ihrer Stimme ebnete Gerti quasi den Weg zu seiner Karriere. Einige Tage später kam Gabalier privat in die Schoppenstube und gab vor fünf Gästen sein allererstes Konzert. So etwas begründet eine besondere Liebe – zu München.
Heute, nach 15 Jahren, spielt er hier – also um den Faktor 20.000 vergrößert – vor 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauern jeden Alters, die fein im Landhausstil herausgeputzt oder modisch gekleidet und jedenfalls schön frisiert auf die barrierefreie Sonderfreifläche des Messegeländes in Riem strömen.
Andreas Gabalier: Gute Laune beim Publikum in Tracht und Tattoos
Münchens neue Bühne stellt die Veranstalter vor eine logistische Herausforderung (zum Vergleich: Das Olympiastadion bietet Platz für knapp 70.000 Menschen). Das Konzert war ursprünglich schon vor zwei Jahren geplant, musste aber wegen der Pandemie mehrmals verschoben werden. Rund um das Gelände sind Hunderte Sicherheitskräfte, Sanitäter, Polizei und Ordner im Einsatz – ein Riesenaufgebot an PKWs, Reisebussen, Fußgängern und Zweiradfahrern muss gestemmt werden. Es gelingt perfekt, alles ist wunderbar organisiert. Die Sonderfläche ist tadellos ausgestattet mit allen technischen Raffinessen, riesigen Leinwänden und top-moderner High End-Technik. Die jahrelange Erfahrung des Teams der Messe München macht sich bezahlt.

Im Publikum sieht man – an diesem angenehm kühlen Sommerabend – trendig Trachtiges und Tattoos, die Laune ist bestens: Lange hat man gewartet und jetzt ist man – nach Jahren größerer Isolation – wieder Teil einer entspannten Masse. Alle freuen sich auf Andreas Gabalier: Volks-Rock'n'Roller steht auf seinem T-Shirt, die Stimme sexy heiser. Daneben gibt es Pizza, Burger, Steckerlfisch, Bier, Alkoholfreies, Cocktails, Brezn und Eis am Stiel. Am Merch-Stand werden aufsteckbare Leucht-Geweihe für rot-weiß-karierte Gabalier-Sonnenbrillen und Plüschwildschweine mit der Aufschrift "Rampensau" feilgeboten.
Mario Barth als Überraschungsgast
Eine knappe halbe Stunde vor Konzertbeginn betritt erst einmal als Überraschungsgast ein guter Freund Gabaliers die riesige Bühne: der Berliner Spaßmacher Mario Barth, auf dessen T-Shirt wiederum "Männer sind Frauen" steht. Er erheitert das Auditorium mit seinen bekannt flachen Scherzen und überschreitet frech die eigentlich nur dem Chef des Abends vorbehaltene Bodenlinie auf die vordere Rampe, die mitten in die Arena führt. Im Plauderton erzählt er, wie Gabalier vor einiger Zeit zu Gast in Barths Sendung war und sich beide im Anschluss bis in die Morgenstunden in der hauseigenen Studiobar einen angesoffen haben.
Im Anschluss, nämlich exakt um 20 Uhr, beginnt Gabalier samt Liveband das eigentliche Konzert mit dem Gassenhauer "We salute you", eine gelungene Begrüßung, auch im Hinblick auf die vergangenen zweieinhalb Jahre: "Wir sagen Servas, habe die Ehre und Hallo. Wir ham uns lang, vui zu lang schon nimmer gsehn, wie geht’s eich denn so? Servas die Madln, Griass eich die Buam, jetz samma do. Wir machen Volks Rock´n´Roll und es kert genau so. We salute you. Ob Nord, Süd, Ost oder West, mir samma do."
Fans johlen und hüpfen zu "Hulapalu"
Dann nimmt er die Brille ab und stimmt "Hulapalu“ an. Die Zuschauer johlen und hüpfen, Gabalier kniet sich hin, huldigt dem Publikum, dem er alles verdankt.
Der Steirer liefert eine bodenständige, perfekt abgemischte Show mit viel Nebel, Pyrotechnik und Emotionen: "Das ist Freiheit, das ist Lebensfreude pur", ruft er und feuert einen Hit nach dem anderen raus. Mehrmals drückt er seine Freude aus, wieder live spielen zu dürfen.
Ähnlich dem berühmten Accessoire von Freddy Mercury, dem oberen Teil eines Mikroständers, benutzt Gabalier ein mit Tüchern behangenes Geweih als Mikrofonhalter. Der Damenchor jodelt und singt, die Band groovt, die Menge johlt. Im Hintergrund blitzt und blinkt es österreichisch rot-weiß-rot. Die Arme der Fans sind quasi ununterbrochen mit Winken beschäftigt – heute werden alle einen Tennisarm haben.
Und wenn 100.000 Menschen feiernd unisono "Ulalala, a so a scheena Dog, i steh auf di" singen, sind eben emotional wieder alle beinand. Und dies auch noch lange nach Konzertende – auf dem Heimweg.
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