Wie ein Rottweiler: Geht die Strategie von Anwältin Regina Rick im Fall Hanna auf?
Traunstein/Aschau - Wie ein Rottweiler könne sie sich in ein Thema verbeißen. Das sagt Anwältin Regina Rick im Podcast Stern Crime zum Fall des verschwundenen Bauers, auch bekannt als der "Mord ohne Leiche". Rick hatte damals einen der Verurteilten vertreten und ein Wiederaufnahmeverfahren angestrebt – erfolgreich.
Im Mordprozess am Landgericht Traunstein will Rick erreichen, dass ihr Mandant gar nicht erst verurteilt wird. Sebastian T. (22) soll die 23-jährige Medizinstudentin Hanna aus sexuellen Motiven überfallen und in den Bärbach gestoßen haben, wo sie schließlich ertrank.
Rick stellt einen Beweisantrag nach dem anderen, das Verfahren zieht sich in die Länge. Eigentlich hätte der Prozess schon vor Weihnachten zu einem Ende kommen sollen. Inzwischen steht man bei Prozesstag 30, der am Donnerstag stattfindet.
Ricks Erfolge in der Vergangenheit
Im Fall des Mordes ohne Leiche in Neuburg an der Donau hat sich ihre Hartnäckigkeit ausgezahlt, der Mandant wurde freigesprochen. Jedoch war die Leiche des Bauers in dessen Auto in der Donau aufgetaucht. Die Aussagen mehrerer Angeklagter passten plötzlich nicht mehr. Irritierenderweise hatten diese den Mord gestanden – laut Rick vermutlich unter Druck. Auch im Fall des sogenannten Badewannen-Mörders Manfred Genditzki lohnte sich ihr Ehrgeiz, ihr Mandant kam frei. Er hatte aber auch immer seine Unschuld beteuert.
Der Fall im Chiemgau ist anders gelagert. Ricks Mandant schweigt und auch seine Familie macht von ihrem Recht Gebrauch, nicht aussagen zu müssen. Und es gibt eine Leiche, die Verletzungen aufweist, die den Schluss sehr nahe legen, dass Hanna auf ihrem Heimweg vom Eiskeller überfallen wurde.
Kommen Verbrecher aus der U-Haft?
Ricks Eifer geht inzwischen so weit, dass die Situation drohte, dass Häftlinge aus anderen Verfahren derselben Kammer aus der U-Haft entlassen werden müssen. Denn auch für die Justiz gelten Fristen, es gilt der Beschleunigungsgrundsatz. Es ist nachvollziehbar, dass Menschen das Recht auf ein Verfahren haben, anstatt sie lange in U-Haft sitzen zu lassen. Zumal jeder Tag im Gefängnis auch den Steuerzahler Geld kostet. In Traunstein werden daher Hilfskammern einspringen, die temporär das Gericht in anderen Fällen unterstützen.
Dass Regina Rick mit ihrer Akribie vielen Menschen gehörig auf den Wecker geht, weiß sie offenbar. Im Podcast sagt sie, dass sie den Eindruck habe, als Querulantin wahrgenommen werde. Das ist auch in Traunstein der Fall. Immer wieder kommt es zu Wortgefechten mit der Vorsitzenden Richterin, ihrer Beisitzerin und der Staatsanwaltschaft.
Polizeipräsident beschwert sich
Rick deutet oft an, dass Unterlagen fehlen, oder fasst Aussagen anders zusammen. Im Fall des verschwundenen Bauers wirft sie den Ermittlungsbehörden vor, Zeugen unter Druck gesetzt zu haben und entlastende Asservate bewusst verschoben zu haben: "Da bin ich fest von überzeugt!"
Zu Ricks Methoden hat sich nach AZ-Informationen sogar Manfred Hauser, Polizeipräsident Oberbayern Süd zu Wort gemeldet. In einer internen Mitteilung sprach er den ermittelnden Beamten und der Neutralität in den Ermittlungen im Fall Hanna sein vollstes Vertrauen aus. Ricks Äußerungen bezeichnete er als "unhaltbar", er behalte sich eine interne rechtliche Prüfung vor.
Als eine "Pallas Athene der gerechten Sache" heißt es in Widerspruch dazu in einer Laudatio anlässlich des Anwaltspreises "pro reo", den Rick im vergangenen Jahr bekommen hat. Man darf gespannt sein auf den Verhandlungstag am Donnerstag. Da muss Rick alle Beweisanträge stellen.
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