Neuer Prozess um toten Bauern: Kommt nun die Wahrheit raus?
LANDSHUT - Neun Jahre ist er schon tot, der tyrannische Bauer Rudolf R. (†52) aus Neuburg/Donau. Seine Leiche fand man in der Donau. Der Prozess wird neu aufgerollt. Es wird ein langwieriger Indizienprozess mit mindestens 34 Verhandlungstagen.
Aber wie, von wem oder ob er überhaupt ermordet wurde, ist immer noch rätselhaft. Zerstückelt und an die Hunde verfüttert, wie die Landshuter Richter 2005 befanden, wurde der Rudi R. jedenfalls nicht. 2009 fand man die Leiche: in seinem Auto, versenkt in der Donau (s. Foto). Im Oktober beginnt nun die Wiederaufnahme des Verfahrens. Es wird ein langwieriger Indizienprozess mit mindestens 34 Verhandlungstagen.
Der mysteriöse Fall um den Tod eines Landwirtes aus Neuburg an der Donau wird ab 20. Oktober vor dem Landhuter Landgericht neu verhandelt. Für den Prozess habe das Gericht zahlreiche Verhandlungstage bis Februar 2011 eingeplant, sagte Gerichtssprecher Christoph Fellner am Mittwoch. Der Bauer war im Jahr 2001 verschwunden. Vier Jahre später wurden seine Ehefrau, die Töchter und der Freund einer Tochter wegen Totschlags und Beihilfe verurteilt, ohne dass bis dahin die Leiche des 52-Jährigen gefunden worden war.
Toter in versenktem Auto gefunden
Erst im März 2009 wurde der Tote schließlich in einem in der Donau versenkten Auto gefunden. Deswegen gibt es Zweifel, ob der Bauer wirklich von seiner Familie umgebracht wurde. Die Verurteilten setzten die Wiederaufnahme des Verfahrens durch. Im ersten Prozess ging das Landgericht Ingolstadt davon aus, dass der Freund der Tochter dem Familienvater mit einem Hammer den Kopf einschlug, seine Leiche zerstückelte und den Hofhunden zum Fraß vorwarf. Die Angeklagten hatten sogar entsprechende Geständnisse abgelegt.
Der Landwirt soll seine Familie tyrannisiert und seine Töchter missbraucht haben. Als seine Leiche mit unversehrtem Schädel auftauchte, war allerdings klar, dass die Geständnisse falsch waren und sich das vom Gericht angenommene Verbrechen so nicht abgespielt haben kann. Gerichtsmediziner konnten zudem keine Todesursache nachweisen, so dass auch ein Suizid oder ein Unfall möglich erscheint. Der Landwirt könnte absichtlich oder aus Versehen mit seinem Wagen nahe der Staustufe beim oberbayerischen Bergheim in den Fluss gefahren sein.
Der Fall ist nun bei einem anderen Gericht in Landshut gelandet. Zuständigkeitshalber musste die Landshuter Justiz über die Wiederaufnahmeanträge entscheiden, schmetterte diese aber zunächst ab. Auf die anschließenden Beschwerden der Verteidiger hin ordnete das Münchner Oberlandesgericht (OLG) dann aber an, das in Landshut doch ein neuer Prozess stattfinden muss. „Nach Auffassung des Senats betreffen die Feststellungen zur Ausführung der Tötung wesentliche Tatsachen, von denen der Schuldspruch abhängt“, begründete das ein OLG-Sprecher.
Die Landshuter Justiz stellt sich jetzt auf einen langwierigen Indizienprozess ein, zunächst wurden 34 Verhandlungstage angesetzt. „Es ist mit einer Konfliktverteidigung zu rechnen, es wird gar nichts mehr eingeräumt“, sagte Landshuts Gerichtssprecher Fellner.
dpa
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