Neue Besitzer an beliebtem Ausflugsziel in Bayern: "Ein Wahnsinn"
Wörthsee – Letztens sei ein Tag schon mal hart gewesen, sagt Carola Petrone. Dann aber entdeckte sie plötzlich den Sonnenuntergang über dem See. "Ich habe alle aus der Küche geholt, damit sie das sehen."
Die gebürtige Weßlingerin wollte schon immer unmittelbar am See arbeiten. Seit 1. März führt die Gastronomin das Augustiner am Wörthsee (Kreis Starnberg) mit seinem direkten Zugang zum Wasser.
Das Wirtshaus am Wörthsee ist ein Familienbetrieb
Die erste Zeit sei dank des guten Wetters "ein Wahnsinn" gewesen. Am 8. März war die Eröffnung, zu der 800 Besucher kamen.
Es erfordere hohe Konzentration und die Bereitschaft da zu sein, um ein Schiff wie das Augustiner am Wörthsee zu lenken, sagt Petrone. Gemeinsam lenkt sie es mit ihrer Familie, nur eine ihrer Töchter hat sich in eine andere Richtung orientiert und studiert.

Ihre andere Tochter, Sophia (25), gelernte Hotelfachfrau, ist die stellvertretende Geschäftsleitung, ihr Sohn Fernando (22), gelernter Koch, ist Souschef. Und ihr Mann Domenico Petrone ist dem Vernehmen nach viel unterwegs. "Wir haben derzeit eine Standleitung zur Metro", sagt Carola Petrone.
43 Mitarbeiter hat das Wirtshaus schon – weitere sollen folgen
Denn natürlich müsse sich so ein Betrieb mit der Zeit erst einspielen. Mal fehle dort ein Haken, dann sei hier ein Schneidebrett zu wenig – und Domenico Petrone schon unterwegs. "Da braucht man eben Menschen, die mitgehen, wenn es holprig ist", sagt Petrone.
Damit meint sie die vom vorherigen Betrieb übernommenen und die neuen Mitarbeiter. "Die Leute sind wirklich toll." Zusammen mit der Familie Petrone sind sie 43, zehn weitere sollen noch dazukommen.
Große Liebe für bayerisches Essen
Dass sie ein solches Traditionswirtshaus wie das Augustiner am Wörthsee führen darf, ist für Petrone etwas ganz Besonderes. Sie sei ein sehr traditionsbewusster Mensch, der in Weßling geboren und aufgewachsen ist und mit den "traditionellen Rhythmen" lebt. "Die bayerische Tradition ist schon sehr schön." Und natürlich auch das bayerische Essen.
Bayerisches Essen, von dem es auf der Karte reichlich gibt: Es werde natürlich sehr viel Schnitzel und Schweinebraten verkauft, sagt Petrone.
Auch Vegetarier kommen auf ihre Kosten – abseits von Käsespätzle
Aber es sei ihr auch wichtig, einige vegetarische Gerichte anzubieten, nicht nur die typischen Käsespätzle. "Ich selbst esse nicht so gerne viel Fleisch."
Und so findet sich – für ein traditionell bayerisches Wirtshaus eher untypisch – auf der Karte neben "Schweinebraten vom bayerischen Schwein" (17,80 €) auch "Risotto vom bayerischen Reis" (16,50 €) und "Curry von der bayerischen Berglinse" (17 €). Petrones Lieblingsgericht? Das Matjesfilet mit Salzkartoffeln.

Zum Restaurant mit 300 Plätzen und dem Biergarten mit noch einmal 300 gehört auch ein Kiosk, der ebenfalls offen ist – derzeit ab 11 Uhr, wenn es wärmer wird ab 9 Uhr. Dort gibt es etwa Leberkässemmeln, geplant sind aber auch Frühstückbowls oder Wraps, alles zum Mitnehmen und ohne Geschirr. Und selbstverständlich gibt es Augustiner Bier – vom Fass (die Halbe für 4,60 €).
Petrones Vorgänger führen nun ein bekanntes Lokal in München
Vor 20 Jahren hat Petrone die Catering-Firma "Il Cielo" in Weßling gegründet, mit der sie Kitas belieferte. Vor drei Jahren verkaufte sie das Unternehmen – und hatte daher nun genug Eigenkapital für die Bewerbung.
Sie sei auf der Suche nach etwas Neuem gewesen, "die Kinder wollten total gerne eine Gaststätte führen" und da habe sie gehört, dass für das Augustiner am Wörthsee neue Wirte gesucht würden. Ihre Vorgänger, Till und Pamela Weiß, wechselten an die Menterschwaige in Harlaching.

Strandbad mit lockeren Sitten: So wild ging es am See früher zu
Das Augustiner am Wörthsee oder auch das "Strandbad Fleischmann in Steinebach" kann auf eine lange Geschichte zurückblicken: In den 1920er Jahren brachte Aloys Fleischmann mit dem Bad Freizeitspaß in den Ort - und offenbar den Sittenverfall. Das Strandbad mit Riesenwasserrutsche, Misswahlen, Partys und angeblich sehr lockeren Sitten zog auch Münchner an.
So war im "Münchner Stadtanzeiger" 1916 zu lesen: "Wir regen uns keinesfalls darüber auf, dass in diesem Familienbade Männlein und Weiblein und Kinder jeden Alters kunterbunt durcheinander sich baden (andere regen sich darüber schon auf), aber die Art, wie man in Steinebach badet, die Art, wie man sich dabei kleidet, und die Art des Stammpublikums von Steinebach geben wohl Anlass, die zuständigen Behörden auf die hier herrschenden Zu- beziehungsweise Missstände aufmerksam zu machen. Selbstverständlich ist unter solchen Umständen Steinebach das Eldorado geiler Böcke und sittlich empfindungsloser Weibspersonen..."
Geöffnet hat das Augustiner am Wörthsee von Montag bis Freitag von 11.30 bis 22 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 22 Uhr.