"Jeder kann kommen": Eine Gastro-Institution am Tegernsee verabschiedet sich mit einem Knall

Ende dieses Monats ist es vorbei mit Moschners Weinhaus. Doch es gibt eine letzte große Party vor dem Aus. Die AZ hat die Hintergründe.
Leonie Fuchs |
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Peter Hubert und seine Frau Caterina vor ihrem Weinhaus Moschner. Am Wochenende steigt dort vorerst die letzte Party.
Peter Hubert und seine Frau Caterina vor ihrem Weinhaus Moschner. Am Wochenende steigt dort vorerst die letzte Party. © Moschner, Bräustüberl Tegernsee; Montage AZ

Rottach-Egern – Am kommenden Montag, den 31. März ist es soweit: Moschners Weinhaus in Rottach-Egern, bekannt bei Einheimischen, Urlaubern und Ausflüglern, schließt nach 71 Jahren Bestehen. Diesmal wirklich, denn der Pachtvertrag endet – und soll auch nicht verlängert werden.

Am Wochenende soll das Traditionshaus am Tegernsee gebührend verabschiedet werden, sagt Wirt und Pächter Peter Hubert im Gespräch mit der AZ. Hubert (58) hatte im Jahr 1997 die Bar im ersten Stock der Gaststätte übernommen. "Damals habe ich selbst an der Bar gearbeitet und ein paar Jahre lang auch Musik als DJ gemacht." Später pachtete er zudem die Weinstube im Erdgeschoss und damit den gesamten Betrieb.

Die Kombination aus gemütlicher, traditioneller, rustikaler Weinstube und, eine Treppe weiter oben, uriger Bar mit Club machte das Haus an der Kißlinger Straße 2 einzigartig, meint Hubert. Häufig saßen durch diese räumliche Fügung die Eltern im Erdgeschoss bei saisonalen Speisen und einem Glaserl Wein und ihre (erwachsenen) Kinder feierten oben am Tresen. Das Lokal sei eine generationsübergreifende Institution.

Die traditionelle Weinstube im Erdgeschoss...
Die traditionelle Weinstube im Erdgeschoss... © Moschner, Bräustüberl Tegernsee; Montage AZ

Woran sich der Wirt immer erinnern wird: "An all die legendären Partys", schwärmt er. Denn das Stüberl im ersten Stock hatte es in sich. "Hier pulst das Leben", heißt es auf der Moschner-Webseite über das Partygeschoss. Jeden Donnerstag, Freitag und Samstag wurden dort die "tollsten spontanen Partys gefeiert". Auch Hubert sagt: "Vor 30 Jahren sind sogar die Münchner, als sie noch keine derartige Feiermöglichkeit hatten, zu uns rausgefahren - Moschners Weinhaus war das P1 vom Tegernsee."

Abschied wegen der Miete

Gegründet hatte das Weinhaus Paul Moschner 1954. Es folgte "Fidi" Vögele und schließlich Peter Hubert. Die Geschäfte führte seit über 20 Jahren Susanne Eichler, unterstützt von Partner Manfred Hofmann. Eichler sei "das Gesicht und die Seele" des Hauses, heißt es in einer Mitteilung. Zudem zählten acht Mitarbeiter zur Familie des Wirtshauses. Die können künftig in den anderen Betrieben Huberts unterkommen, sofern sie möchten.

... und die Bar im ersten Stock.
... und die Bar im ersten Stock. © Moschner, Bräustüberl Tegernsee; Montage AZ

Jetzt ist's Aus mit dem Moschners. Der Grund: "eine deutliche Mieterhöhung, von welcher der Vermieter trotz der – gerade für die Gastronomie – bekannt schwierigen Zeiten nicht absehen will", heißt es in der Mitteilung. Zudem bestehe Renovierungsbedarf, sagt der Wirt. "Einiges im Haus müsste nach Jahrzehnten nun mal erneuert werden." Das wäre nach Huberts Ansicht Sache des Eigentümers Stefan Windschiegl.

Soll das Gebäude abgerissen werden?

Obendrauf komme, dass auf dem Grundstück schon immer Baurecht bestehe. Deshalb sei am Tegernsee immer wieder das Gerücht umgegangen, dass das Gebäude abgerissen werden soll. "Insgesamt war absehbar, dass der Eigentümer über kurz oder lang etwas anderes damit vorhat, anstatt eines Gastronomiebetriebs." Deshalb lasse Hubert den Vertrag Ende März nun auslaufen.

Eigentümer Windschiegl sagt auf AZ-Anfrage, dass er noch nichts Konkretes mit dem Gebäude geplant habe. Er müsste nun "stark investieren, um auf einen guten neuen Stand zu kommen", erklärt er. Das rechne sich aus jetziger Sicht nicht. Alle Gerüchte, die dazu kursieren, seien Spekulationen. "Es ist alles offen."

Der Wirt ist traurig 

"Schweren Herzens" nimmt Hubert nun Abschied von seinem Betrieb. Wehmütig und traurig ist der Wirt schon, wie er zugibt. Immerhin habe das Moschners den Beginn seiner Gastronomielaufbahn bedeutet. Heute führt Hubert mit seiner Frau Caterina zudem das Bräustüberl, die Schlosswirtschaft und die Gebirgsschützenhütte. Langweilig werde ihm deshalb nicht werden.

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Am Wochenende soll das letzte Mal gefeiert werden. Altbekannte Gesichter werden ins Moschners kommen und alle, die sonst möchten. "Einige Leute haben das Wochenende als Abschiedsfest erklärt." Eine Privatparty wird es nicht, "jeder kann kommen – wie immer", sagt Hubert. "Es wird ein ganz normales Wochenende werden, aber tatsächlich unser letztes".

Der Wirt selbst will mit seinem Stammtisch aus Freunden und Familie den Abschied gebührend feiern. "Wir werden es auf jeden Fall noch mal krachen lassen, auch im ersten Stock."

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