Bier für 1,30 Euro und eigene Getränke erlaubt: Dieser Biergarten eröffnet in München
München – Seit vergangenem September schaut in der Hiltenspergerstaße 82 die gesamte Nachbarschaft immer wieder neugierig die Hänge der Baugrube hinab, in dieses große umzäunte Loch, wo seit Dutzenden Monaten eigentlich nichts mehr passierte. Denn in der längst stillgelegten Baustelle wucherte es bereits. Solche Löcher sieht man ja momentan häufiger in München, in Zeiten von etwas höheren Zinsen, steigenden Kosten für Baumaterialien und Bauträgern, die teils Insolvenz anmelden.
Denn plötzlich kam Florian Schönhofer Ende des Jahres daher, Wirt des Café Kosmos am Hauptbahnhof, um sich Stück für Stück durch den halben Dschungel zu kämpfen und hier irgendwann einen Biergarten zu eröffnen. Die Nachbarn fragten ihn: einen Biergarten mitten in der Baugrube? Und Schönhofer antwortete: "Ja, mit 130 Hochbeeten. Wollen Sie eins mieten?"

Inzwischen sind sie alle ausgebucht. Schon vor der Eröffnung sind die Nachbarn zum "Biergarteln" da und pflegen ihre Pflänzchen in ihrem Rechteck voller Erde. Doppelt so viele Hochbeete hätte Schönhofer vermieten können, so viele Bewerbungen aus der Nachbarschaft gab es, ohne dass er dafür geworben hätte, sagt er. Schönhofer scheint da einen Nerv getroffen zu haben, direkt neben dem Luitpoldpark. Er erklärt sich das so: "Natur zu erleben, das heißt ja nicht nur ein bisserl im Park zu spazieren."
Schönhofer hat sich einen Radlader gekauft, um die Fläche aufzubereiten
Die Arbeiten im Vorfeld waren im Herzen Schwabings natürlich längst nicht so abenteuerlich wie etwa das Projekt von Filmemacher Werner Herzog im Jahr 1982, der sich einst mit dem leicht reizbaren Klaus Kinski durch den Amazonas kämpfte, um den sagenumwobenen Film Fitzcarraldo zu drehen. Dennoch.

Schweres Gerät war nötig. "Ich habe mir am Ende einen Radlader gekauft", sagt Schönhofer am Dienstag. Den habe er gebraucht, um die 20.000 Quadratmeter große Grube zwischen 30 Grad steilen Hängen für einen Gastrobetrieb aufzubereiten und auch die Kosten im Rahmen zu halten. Schönhofer rechnete hoch, wie oft er so ein Gerät ausleihen hätte müssen. "Es wurde schnell klar, dass es sich lohnen würde, einen zu kaufen", sagt der umtriebige Wirt.
Am Dienstag geht es noch um den letzten Schliff, zwei Tage vor der Eröffnung des "Kosmos unter Null" – so heißt der Biergarten. Am heutigen Donnerstag geht es los (ab 14 Uhr). Schönhofer und seine Helfer schleppen Gläser an, checken die Anlage, befüllen die Tiefkühltruhe mit Speiseeis. Und schnell wird klar: Hier stecken einige Zehntausend Euro drin, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt.
Gutachten plus Mega-Solaranlage: Zehntausende Euro stecken in der Schwabinger Baugrube - auch wenn es nicht gleich danach aussieht
Seit September mussten schon drei Gutachten erstellt werden: Hydrologie, Hang, Akustik. Ein Baumgutachten für die Bäume am Rand der Grube konnte er sich sparen. "Mit denen geschieht ja nichts", sagt Schönhofer. Der Name "Kosmos unter Null" lässt einen spekulieren. Schließlich betrieb Schönhofer gemeinsam mit Kollegen im Sommer 2024 einen Biergarten am Karl-Stützel-Platz, direkt neben dem Alten Botanischen Garten, wo es keinen Alkohol gab.

Wird das "Kosmos unter Null" auch keinen Alkohol ausschenken? "Doch doch", sagt Schönhofer. "Unter Null" beziehe sich darauf, dass ja das Ganze unterhalb der Nulllinie zwischen Hiltenspergerstraße und des Luitpoldparks stattfinde.
"Kein Konsumzwang", betont Schönhofer und verspricht Preise wie im Café Kosmos: 1,30 Euro für ein kleines Bier und 3,80 für eine kleine kalte Brotzeitplatte. Dazu Sommergetränke wie Aperol Spritz, sowie Limo, Mate, Kaffee oder Cola. Und die Elektrizität? Da gerät Schönhofer beinahe ins Schwärmen.

Er habe sich eine Solaranlage mit mehreren Wechselrichtern geleistet. 38 bidirektionale Paneele plus einem 15 kWh-Speicher. "Wenn die Sonne halbwegs scheint, reicht das locker, um die Spülmaschine und die Kühltruhen zu betreiben", sagt Schönhofer. Und bei Lichtflaute helfe eben der Zwischenspeicher über die Runden.
Kein Konsumzwang im "Kosmos unter Null", auch eigene Getränke sind hier erlaubt
Ein Highlight für Kinder befindet sich oben am Hang: Die Mini-Hühner-Farm mit dem stolzen Hahn Nobbi, so hat ihn Schönhofer getauft. Es sind gerettete Tiere. Sie stammen aus Legebatterien und werden hier sicher zur Attraktion. Wo sonst sieht man noch Hühner frei herumlaufen in der Stadt?

Auch Viertellegende Rainer Langhans ist am Dienstag gemeinsam mit seiner Partnerin zufällig vor Ort, als die AZ Schönhofer trifft. Minutenlang beobachten sie die Hühner und den prächtigen kleinen Hahn Nobbi. Langhans könne es kaum erwarten, dass es hier losgeht und er sich mit einem Getränk gemütlich das bunte Treiben anschaut, sagt er.
Ein bayerischer Biergarten mit Berlin-Flair ist das hier. "Es ist sogar mehr als ein Biergarten", sagt Schönhofer. Schließlich dürfe hier jeder nicht nur sein eigenes Essen mitbringen. "Auch eigene Getränke sind erlaubt", sagt Schönhofer. Bei den günstigen Preisen glaube er, dass die Leute keine großen Kaufhemmungen haben werden.
- Themen:
- Biergärten
- München