Initiative fordert Umdenken in der Pandemie: "Perspektive statt Wahlkampf!"
München - Mit den Coronaleugnern will man nichts zu tun haben. Das macht Susanne Grill, Leiterin der Initiative "Gemeinsam Zukunft" im Gespräch mit der AZ gleich zu Anfang klar: "Wir haben da klare Regeln. Wer bei unseren Kundgebungen keine Maske trägt oder sich da Querdenker untermischen, der bekommt von mir einen Platzverweis!"
Doch auch sie ist mit den Corona-Maßnahmen der Politik unzufrieden - und hat deswegen mit ihrem Bündnis aus Unternehmervertretern und Aktivisten für Familien und Kinder zu einem bayernweiten Aktionstag aufgerufen. Sie will im Dialog mit der Politik "Lösungen und Wege aus dem Lockdown erarbeiten."
CSU-Politiker kamen nicht zur Pressekonferenz
Zur Pressekonferenz des Bündnisses kommen dann auch Politiker, allerdings nicht von der CSU. "Ein Armutszeugnis" findet das Susanne Grill. Aus der Landesregierung ist allerdings der stellvertretende bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) gekommen und fordert "Öffnungen mit Tests", ähnlich wie in Tübingen, verteidigt aber in fast schon ungewohnter Milde das Vorgehen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU): "Wir brauchen da auch Verständnis." Martin Hagen, Landtagsfraktionsvorsitzender der FDP, stimmt Aiwanger grundsätzlich zu, geht jedoch weiter: "Wir reden jetzt davon, dass wir einen kurzen harten Lockdown brauchen", so Hagen, "wir befinden uns seit Dezember im Lockdown." Es müssten endlich langfristige Lösungen entwickelt werden.

Mehr Aufmerksamkeit für die Kollateralschäden
Der Bundestagsabgeordnete Florian Post (SPD) fordert, mehr Aufmerksamkeit auf die Kollateralschäden zu legen, die die Maßnahmen gegen die Pandemie hinterließen. Es brauche endlich Alternativen zum Lockdown. Zudem ärgere es ihn, dass Maßnahmen ohne den Bundestag getroffen würden. Wer die Corona-Maßnahmen kritisiere, würde in die Nähe von Coronaleugnern gestellt. Das ändere sich nun endlich.
Harte Worte fand Romy Stangl, eine Aktivistin für Familien und Kinder, die ebenfalls das Bündnis unterstützt, beim Gespräch mit der AZ vor der Pressekonferenz. "Die aktuelle Situation hat mit politischer Rangelei zu tun, wenig mit unseren Bedürfnissen", ärgert sich die Mutter. Wenn es um Kinder ginge, würde immer nur über "Schüler" gesprochen", es ginge nur um Leistung, wenig um andere Bedürfnisse. "Kinder müssen mit angehört werden", fordert sie deswegen. Für viele, wie auch ihre eigene Tochter, sei es ein emotionales Auf und A

b ohne Perspektive, während die Entscheidungen der Politiker auf den Wahlkampf ausgerichtet sein.
Es fehlt an Konzepten
Ähnlich sieht das auch Yorck Otto. Der Präsident der Union mittelständischer Unternehmer (UMU) hat selbst Kinder, die unter der Perspektivlosigkeit litten. Es dürfe nicht nur um Infektionszahlen und Inzidenzwerte gehen, sagt er der AZ. Politiker, die einen weiteren Lockdown fordern, fragt er: "Was tut ihr während des Lockdowns?" Es müssten Konzepte entwickelt werden. "Wir sind im Wahlkampf, aber dieses Thema ist zu wichtig, um für persönliche Karriereplanung genutzt zu werden." Der Mittelstand habe viele Konzepte entwickelt, aber brauche mehr Dialog mit der Politik. "Der Staat schenkt der Lufthansa neun Milliarden Euro, während er den Mittelstand misshandelt", so Otto. Doch auch Otto ist es wichtig zu sagen, dass er die Gefahren durch das Coronavirus sehr ernst nehme. "Der Ehrenvorsitzende unseres Verbands, Hermann Sturm, ist im Dezember an Corona verstorben", so Otto. "Das Thema nimmt hier wirklich keiner auf die leichte Schulter." Doch gerade deswegen sei es wichtig, darüber auch zu diskutieren.
Aktionen in ganz Bayern
Angefangen habe alles mit einem Plakat vor dem Landtag, erklärt Susanne Grill, Leitern der Initiative "Gemeinsam Zukunft". Mit diesem Plakat habe sie, abseits von Coronaleugnern, gegen die Maßnahmen gegen Corona protestieren wollen. Als sie gemerkt habe, dass viele andere Menschen in Bayern ihren Frust teilten, habe sie den Aktionstag "Lasstunsöffnen" ins Leben gerufen. Zwischen 12 und 19 Uhr wurde dafür in ganz Bayern mit Pressekonferenzen und Aktionen auf die Bedürfnisse des Mittelstands und die Belastung für Familien aufmerksam gemacht. Der Aktionstag begann am Donnerstag mit der Pressekonferenz in München.