Neue Serie: Greta heißt jetzt Schulze
Mirella kommt in die Pubertät. Und ihre Eltern, Pia (Jördis Triebel) und Mike (Moritz Führmann), fangen an zu verzweifeln. Nicht aber an durchzechten Nächten, an Bocklosigkeit und notorischer Schulabstinenz ihrer Tochter. Ganz im Gegenteil sind es positive Eigenschaften, Mirellas Engagement, ihre Belesenheit, ihre Hartnäckigkeit, die das harmonische Familienleben täglich erschweren. Und das liegt auch daran, dass "Mirella zwar ein besonderes Kind ist" (O-Ton Mike), aber "das war ja Mozart auch, und der ist arm gestorben" (O-Ton Pia).
Lokalgröße als Umweltaktivistin
Ihre 13-jährige Tochter (Tilda Jenkins) ist als radikale Umweltaktivistin in ihrer nicht näher benannten Kleinstadt jedenfalls eine Lokalgröße. Und mit ihrer "Klima geht vor"-Attitüde eckt sie auch im Kreis ihrer Liebsten an.
Die achtteilige Serie "Mirella Schulze rettet die Welt" könnte mit Blick auf die "Fridays for Future"-Bewegung aktueller kaum sein und kommt trotz der in Endlosschleifen öffentlich diskutierten Öko-Thematik ganz heiter, ja regelrecht lässig daher. Ein Verdienst sicher auch des Serienschöpfers Ralf Husmann, der bereits aus dem Büroalltag in einer Versicherungs AG eine geistreiche Serie entwickelte ("Stromberg"). Nun widmet er sich mit einem wunderbar unperfekten und daher realitätsnahen Figurenensemble dem Mikrokosmos Familie und der Sprengkraft zwischen der Generation Greta und der Generation Selfie.
Mobbing und Lobbyismus gepaart mit Dialogwitz und Glaubwürdigkeit
Auf der einen Seite steht die ernste, immer auf Schminke, nie aber auf ihre Ideologie verzichtende Mirella. Auf der anderen Seite stehen, nun ja, die anderen. Mama Pia ist ganz modern der strenge, hart arbeitende Kopf der Familie, der zum Ärger von Mirella aber auch für einen Chemiekonzern tätig ist. Der stets um Ausgleich bemühte, etwas schluffige Papa ist als Fernfahrer ebenfalls als Umweltsünder abgestempelt, während die ältere Schwester Maya (Ella Lee) eigentlich nur um ihren "Style" und der eher schlichte Bruder Mats (Maximilian Ehrenreich) um seine Akzeptanz bei den Mitschülerinnen bemüht sind. Mirellas bohrender moralischer Zeigefinger besonders beim Essen ("Jedes Jahr schmeißt jeder Mensch über 75 Kilo einfach weg") ist dabei ein ständiger Konfliktherd.
Aber auch in der Schule muss das im Gegensatz zu seinen geschwätzigen Mitmenschen eher stille, dafür tatkräftige Mädchen, das in drei Jahren stattliche 10.000 Bäume eingepflanzt hat, um Akzeptanz kämpfen: mit den weniger prominenten Mitgliedern seiner Klima AG, oder noch brutaler mit gefrusteten Mitschülerinnen, die Mirella den Tod wünschen, "weil die nächste Klassenfahrt nicht im Flugzeug nach Spanien, sondern mit dem Zug nach Polen" geht. Bewundernswert ist es, wie Husmann quasi nebenbei, aber pointiert schwere Themen wie Mobbing und Lobbyismus - Pias Arbeitgeber versucht mit PR-Klimaaktionen bei Mirella zu punkten - verhandelt, ohne dass sein erprobter Dialogwitz und die Glaubwürdigkeit der gerade in ihren Fehlern sympathischen Figuren darunter leiden.
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