TSV 1860: Welchen Haken es am Löwen-Sponsorendeal gibt
München - Die gute Nachricht zuerst. Hauptsponsor "die Bayerische" will den Löwen Geld zuschießen.
"Glauben an die Zukunft des TSV 1860"
"Wir glauben an die Zukunft des TSV 1860. Und wir sehen, dass es aktuell schwierig ist, mit einem begrenzten Etat in der hart umkämpften Liga zu bestehen", schrieb das Versicherungsunternehmen gestern in einer Stellungnahme. Daher wolle man das Sponsoring erhöhen – und zwar schon für die Saison 2019/20. Man wolle sogar in einem Konsortium weiterer Münchner Unternehmen als dritter Gesellschafter einsteigen. Die schlechte Nachricht: Es handelt sich (kurzfristig) wohl nur um ein paar Tropfen auf den heißen Stein.
"Das kann ich nur begrüßen, dass der Hauptsponsor den Verein in schweren Zeiten unterstützen will", erklärt Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel der AZ über die geplante Erhöhung von rund 700.000 Euro auf knapp mehr als eine Million Euro. Gefolgt von der Einschränkung: "Entscheidend ist aber, welche Mittel im Personaletat ankommen."

TSV 1860 muss wohl Leistungsträger verkaufen
Und da sieht es ziemlich mau aus mit den Mitteln. Gorenzel hatte am Dienstag erklärt, dass Sechzig mit dem aktuellen Etat von nur noch rund drei Millionen Euro weder Neuverpflichtungen, noch Vertragsverlängerungen anstreben könne. Nach AZ-Informationen müssten sogar zwei bis drei Leistungsträger verkauft werden, um die von Geschäftsführer Michael Scharold vorgegebenen Etatplanungen überhaupt einhalten zu können. Heißt: Der Sponsorendeal reicht lange nicht aus, um die (Finanz-)Löcher der Löwen zu stopfen.
Wie weitreichend die Konsequenzen wären, erklärte Trainer Daniel Bierofka. "Wir können keine Verträge verlängern. Das bedeutet, dass wir nächstes Jahr noch vier Spieler unter Vertrag haben, der Rest kann ablösefrei gehen", sagte er der "Bild". Phillipp Steinhart, Daniel Wein, Quirin Moll und Semi Belkahia heißt das bis 2021 gebundene Quartett. Hinzu kommt Talent Dennis Dressel, dessen Vertragsverlängerung "in trockenen Tüchern" sei (Gorenzel).
Ob ihn Bierofka vergessen hat oder mit ebenjenem Jung-Spielmacher das Tafelsilber verscherbelt werden muss? Vom ursprünglichen Plan muss sich Sechzig jedenfalls verabschieden. "Wir wollten uns im ersten Jahr in der 3. Liga stabilisieren und im zweiten Jahr den Angriff nach oben schaffen", sagte Bierofka. Doch nach Rücksprache mit Gorenzel und Scharold war klar: "Wenn es so bleibt, wird die Mannschaft auseinanderbrechen."

Stimoniaris fordert Rücktritt von Reisinger
Ob sich alle Entscheidungsträger darüber bewusst sind, dass der Konsolidierungskurs Stand jetzt einem Ausverkauf gleichkäme? "Ein Überbietungswettbewerb an Versprechungen hilft nach meiner Ansicht niemandem", sagte Präsident Robert Reisinger zuletzt und kritisierte damit seinen Herausforderer Athanasios Stimoniaris. Der ist mittlerweile Aufsichtsratsvorsitzender und hatte erklärt, kein von Bierofka eingeplanter Spieler müsse um seinen Vertrag bangen. "Jeder Kreisligist wird demokratischer geführt als 1860" konterte Stimoniaris nun im "Kicker" und forderte Reisinger zum Rücktritt auf.
Damit zum zweiten Punkt des Angebots von Sechzigs Hauptsponsor. "Wenn beide Gesellschafter das wünschen, würden wir auch mit Rat und Tat helfen, um zusammen mit weiteren Unternehmen aus der Region mittels Kapitalmaßnahmen dem Profifußball bei 1860 weitere Finanzmittel zur Verfügung zu stellen", schreibt "die Bayerische". Ein dritter Geldgeber durch eine Kapitalerhöhung?
Nach AZ-Informationen lehnt Ismaik einen solchen nicht gänzlich ab, will als Hauptgesellschafter aber seine Mehrheit nicht verlieren. Wenn die Gesellschafter aufhören würden, sich gegenseitig weg zu wünschen, ließe sich vielleicht sogar darüber reden.
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