TSV 1860 im Offensiv-Dilemma: Wunschstürmer kommt nicht, Comeback von Zwarts in weiter Ferne
München - Die Frage, wer die Löwen zum Sieg schießt, ist auf Giesings Höhen so alt wie die große Sehnsucht der Fans: "Wann steing'ma auf?" In der aktuellen Winter-Depression der Sechzger muss es eher heißen: Wer ballert die Blauen aus dem Tabellenkeller?
Stürmer-Ansage von Frank Schmöller: "Jeder weiß, wo unser Schuh drückt"
Fakt ist: Der TSV 1860 hat ein Sturmproblem. Nur 18 Tore in 19 Saisonspielen, vier Drittliga-Spiele in Serie ohne Torerfolg. Zählt man die Pokal-Blamage beim FC Pipinsried (0:1) dazu, reihen sich schon fünf Pflichtspiele ohne einen einzigen Treffer aneinander. Satte 450 Spielminuten ohne Löwen-Jubel. Nimmt die im Jahre 2023 so mickrige Torproduktion in der Rest-Rückrunde nicht wieder halbwegs fließbandähnliche Zustände an, wird es für den Tabellen-15. eng im Kampf um den Klassenerhalt.
Kein Wunder, dass selbst U21- und Interimstrainer Frank Schmöller zu der Erkenntnis kommt: Die Löwen brauchen einen Torjäger. "Jeder weiß, wo unser Schuh drückt. Idealerweise holen wir in diesem Bereich Verstärkung", forderte Schmöller öffentlich, nun schon zum zweiten Mal.
Wenn selbst der U21-Coach, der ja auch einem Talent wie Mansour Ouro-Tagba die Chancen geben könnte, so deutlich wird, ist klar: Sechzigs Stürmer-Schuh drückt enorm.
"Ich habe Marc Pfeifer im Dezember Stürmer mitgeteilt, die vielleicht auf den Markt kommen"
Kurios: Auch intern hatte der gebürtige Hamburger schon ein, zwei brauchbare Kandidaten genannt. "Ich habe Marc Pfeifer im Dezember Stürmer mitgeteilt, die vielleicht auf den Markt kommen", verriet Schmöller nun nicht ohne eine gewisse Resignation, dass beim Ex-Lauterer Terrence Boyd, der unter diesen Kandidaten war, Sechzigs Drittliga-Konkurrenten SV Sandhausen und vor allem Waldhof Mannheim bessere Karten haben. Letztlich sieht es danach aus, als würde sich der US-Amerikaner tatsächlich Lauterns Erzrivalen anschließen. In den nächsten Tagen könnte Boyds Medizincheck in Mannheim bereits stattfinden.
Weshalb derzeit führungslos wirkende Löwen, die theoretisch aber handlungsfähig sind, hier trotz nach AZ-Informationen vorhandener finanzieller Mittel nicht tätig werden, scheint – wie so vieles im Löwen-Kosmos – im Gesellschafter-Streit begründet zu liegen. Ob der TSV noch einen der so begehrten Knipser aus dem Hut zaubert, ja zaubern muss?

Wenn nur wenigstens intern die Hoffnung auf Besserung bestehen würde! Stattdessen zeichnet sich bei Sechzigs Torjäger Nummer eins alles andere als ein schnelles Comeback ab. "Joel Zwarts ist immer noch im Reha-Training in Holland. Er macht Fortschritte, aber immer noch nicht so, dass er bei der Mannschaft einsteigen könnte", klärt Schmöller auf und könnte kaum klarer formulieren, was er von Zwarts' Reha in dessen Rotterdamer Heimat hält: "Ganz offen: Ich bin persönlich auch nicht glücklich darüber, dass wir einen Stürmer vermissen. Wenn ich der hauptverantwortliche Trainer wäre, dann wäre das nicht passiert. Ich hätte hier gerne die Kontrolle gehabt."
Was Frank Schmöller über ein Comeback von Stefan Lex beim TSV 1860 denkt
Der Niederländer ist mit vier Toren in elf Saisonspielen zwar treffsicherster Stürmer, doch laut Schmöller könne Sechzig baldige Einsätze des 24-Jährigen vergessen: "Ich glaube nicht, dass er in einem guten gesundheitlichen Zustand zu uns zurückkommen wird. Und dann brauchst du nochmal vier bis sechs Wochen, bis er fit wird." Nachdem der Boyd-Schuh gar nicht erst für Sechzig im Einsatz sein wird, drückt der Zwarts-Schuh ebenfalls mächtig. Selbst die Spekulationen über seinen Abschied konnte Schmöller nicht ganz ausräumen: "Stand heute wird er das Trikot von Sechzig sicherlich noch tragen."
In besagtem Kleidungsstück steckte bis zum letzten Sommer auch Stefan Lex. Zwar war der Ex-Kapitän kein eiskalter Goalgetter, aber immerhin ein torgefährlicher Vorbereiter, dessen Statistiken (37 Tore und 52 Assists in 184 Spielen) 1860 guttun würden. Schmöller auf die Frage, ob man den 34-Jährigen zurückholen könne: "Wir wollen jetzt keinen Blödsinn machen. Stefan ist in seiner Rolle als Koordinator sehr wichtig für 1860, auch wenn wir so einen Typen gut gebrauchen könnten. Er ist keine Option."
Auch unter den von ihm hochgezogenen Junglöwen (Lukas Reich, Leon Tutic, Moritz Bangerter) sei nicht "die eierlegende Wollmilchsau, die wir brauchen." Bleiben Fynn Lakenmacher und die restlichen Offensiv-Löwen, die ihre Kritiker Lügen strafen könnten.