"Optimal ist es sicherlich nicht": Frank Schmöller überrascht vom Trainerchaos beim TSV 1860
München - Eines muss man Frank Schmöller lassen. Humor hat er – und zwar reichlich. "Wie ich vor fünf Jahren hierherkam, hat man gesagt: Geh zu Sechzig, da erlebst du was! Jetzt hab ich es so", sagte der Interimstrainer des TSV 1860 und lachte.
Dass es noch Leute im Klub gibt, die einen lockeren Spruch auf den Lippen haben, zeigt: Es ist nicht alles verloren. Aber bei Schmöller trägt manche Pointe den Hauch von Galgenhumor. Wer will es ihm verdenken.
TSV 1860: Giesings Höhen statt Sylter Luft für Frank Schmöller
Schmöller wollte jetzt eigentlich nach Sylt aufbrechen, eine Woche Urlaub mit dem Hund, "das mache ich jedes Jahr." Am vergangenen Freitag, exakt um 17.30 Uhr wie er berichtete, erreichte Schmöller aber der Not-Anruf von Marc-Nicolai Pfeifer mit der Bitte, nochmal auszuhelfen.
"Jetzt bin ich hier, der Wind ist der gleiche wie auf Sylt", sagte der 57-Jährige, während am Mittwoch ordentliche Luftstöße über das Trainingsgelände an der Grünwalder Straße 114 fegten. Er lachte dabei wieder und fügte an: "Wir werden sehen, wie weit ich komme. Ich möchte da kein Datum sagen."
Interimscoach Frank Schmöller: "Das ist halt Sechzig und da muss man sehr flexibel sein"
Ja, wie weit er kommt bzw. wie lang er bleibt, das ist die spannende blaue Frage. So mancher sieht Schmöller beim Rückrundenstart am 20. Januar in der Verantwortung, wenn es im Grünwalder Stadion gegen den MSV Duisburg um drei essenziell wichtige Punkte geht. Denn wie lange die gegenseitige Gesellschafterblockade andauert, ist völlig offen.
Bis zum ominösen 20. Januar ist jedenfalls 1860-Präsident Robert Reisinger im Asien-Urlaub. Gut möglich, dass Sechzig bis dahin weiter in diesem halbkomatösen Zustand ohne Sportchef und dauerhaftem Trainer bleibt.
Schmöller, der weiter auch die Kooperativität seines anderen Arbeitgebers benötigt, ist auf alle Varianten eingestellt. "Es ist sehr kurzfristig, ich will mir gar keine Gedanken machen, welches Modell möglich ist. Oberste Priorität hat für mich, die Mannschaft wieder in Schwung zu bringen. Das versuchen wir", sagte der eigentliche U21-Coach und lacht schon wieder: "Was dann kommt: Ich kann es nicht sagen. Das ist halt Sechzig und da muss man sehr flexibel sein."
Schmöller überrascht: Kein Laktattest, nur ein Freundschaftsspiel
Traurig, aber wahr. Und apropos Flexibilität: Was Schmöller auch berichtete, klingt ebenfalls alles andere als professionell. Am Freitag, als an den Hamburger die erneute Aushilfsbitte herangetragen wurde, war die Vorbereitung offensichtlich ein Torso. Nur ein Testspiel, kein Laktattest vorgesehen, eines ambitionierten Drittligisten unwürdig.
"Ich war auch überrascht, dass die Planungen so im Stau, im Stocken waren, das gebe ich ganz offen zu", sagte Schmöller und hält das alles für "überschaubar" gut. Auch der einzige Test am 10. Januar gegen den österreichischen Erstligisten WSG Tirol ist ihm zu mager.
"Ein Vorbereitungsspiel ist bei der Kadergröße zu wenig", findet der Coach und sieht den 13. Januar als geeigneten Termin für eine weitere Ernstfallprobe an. "Wir können uns daran aufbauen, dass wir uns gekümmert haben, dass wir was geplant haben", ergänzte Schmöller - ganz der Pragmatiker. Aber: "Optimal ist es sicherlich nicht." Mit seiner Ich-mache-das-Beste-draus-Attitüde will er in den kommenden Tagen auch die Mannschaft infizieren, um sie einem neuen Trainer in bestmöglichem Zustand zu übergeben. Wann immer der kommt.
Beim TSV 1860 gibt es künftig Strafen für Trainingspleiten
Weiteres Mittel zum Zweck: Schmöller zieht die Zügel an. Künftig gibt es Strafen für die Trainingsspiel-Verlierer. "Es ist Vorbereitung, wir müssen optimal dastehen", begründete der Übergangs-Dompteur, der auch die dringenden Kaderbaustellen bereits bei Pfeifer benannt hat. Wann sie – Stichwort Stürmer – beseitigt werden, kann er nicht sagen.
Daher wäre es gut, wenn Joel Zwarts in München wäre. Ist er aber nicht, der Niederländer macht weiter Reha zu Hause. Das findet Schmöller gar nicht lustig. "Ich bin da nicht glücklich drüber." Aber auch damit wird er umgehen.