Sohn von Kult-Löwe Hobsch: "Sechzig darf schon anrufen"
München - Der 25-jährige Patrick Hobsch ist der Sohn des ehemaligen Bundesliga-Profis Bernd Hobsch (u.a. Werder Bremen, TSV 1860) und wie der Vater ein treffsicherer Stürmer.
AZ: Herr Hobsch, wozu sollen wir Ihnen am Samstag gratulieren: zu Ihrem 26. Geburtstag - oder doch lieber zu einem Tor gegen den TSV 1860, das Sie ab 14 Uhr im Grünwalder Stadion sicher nur zu gerne schießen würden?
PATRICK HOBSCH: So ein geiles Auswärtsspiel am Geburtstag - ein netter Zufall, oder? Am besten natürlich zu beidem - oder noch besser: zum Siegtreffer! (lacht)
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass Sie gegen Sechzig zum Matchwinner werden.
Stimmt, mit Bayreuth habe ich die Löwen 2018 aus dem Toto-Pokal gekegelt: Wir lagen 0:1 hinten, ich kam zur Halbzeit rein und habe das Ding mit zwei Buden gedreht. Das war ein geiles Gefühl, denn Sechzig war damals haushoher Favorit und wir hatten zuhause auch wegen ihnen ein paar tausend Leute mehr im Stadion. Aber der Biero (Daniel Bierofka, d. Red.) hat danach leider nicht angerufen, sondern unseren Kapitän Kristian Böhnlein geholt.
"Mein Papa schwärmt immer noch von Sechzig"
Wo Sie es schon ansprechen: Was würden Sie zu einem Anruf des jetzigen Trainers Michael Köllner sagen? Sie müssten bei 1860 ja theoretisch in die großen Fußstapfen Ihres Vaters Bernd Hobsch treten.
Das müsste man aber auch bei Werder Bremen oder beim 1. FC Nürnberg (Bernd Hobschs andere Bundesligaklubs, d. Red.) sagen. Die Erste Bundesliga ist ja schon noch ein bisschen weit weg, aber Sechzig darf schon anrufen - Nürnberg auch (lacht). Aber im Ernst: Natürlich hast Du den Anreiz, das Maximale aus dir herauszuholen und immer das Ziel, noch eine Liga höher zu kicken. Sechzig ist ein supergeiler Verein. Mein Papa schwärmt immer noch davon - außer von Werner Lorants hartem Training. Nürnberg ist zu meiner Heimat geworden, als Bub war ich beim Club im Stadion und habe dort in der Jugend gespielt. Klar würde man sich solche Angebote genauer anschauen. Aber ich fühle mich in Lübeck wohl, wir sind gerade in die Dritte Liga aufgestiegen. Ich habe noch nie höher gespielt. Jetzt wollen wir eine ordentliche Saison spielen und schauen, dass wir die Klasse halten.
Noch ein Wort zum Aufstieg: Sie sind als Regionalliga-Tabellenführer aufgrund der Corona-Krise am Grünen Tisch aufgestiegen. Ein komisches Gefühl?
Wir waren mit fünf Punkten Vorsprung Tabellenführer, hatten ein Spiel mehr als unser Konkurrent VfL Wolfsburg II. Ich denke, das war eine gerechte Lösung. Wenn man sieht, was bei Sechzigs Aufstieg in Giesing los war, obwohl sie "nur" aus der Regionalliga kamen, muss ich sagen: Unsere Fans und eine richtige Aufstiegsfeier haben leider gefehlt. Trotzdem werde ich den Aufstieg mein Leben lang nicht vergessen. Und eins können Sie mir glauben: Wir haben trotzdem ein bisschen gefeiert.

"Ich traue Sechzig einiges zu"
Sprechen wir über das Duell am Samstag. Wie stark schätzen Sie 1860 ein?
1860 hat eine unfassbare Qualität, eine gute Mischung. Mit Sascha Mölders, Stefan Lex oder Dennis Erdmann brutal erfahrene Spieler. Viele haben Mölders schon belächelt wegen seines Übergewichts. Aber der ist so abgezockt, der könnte sicher auch mit 40 noch rumlaufen und seine Tore machen - auch, wenn der Bauch dabei rausschaut. Sechzig vergisst auch nicht, auf die Jugend zu setzen, wenn man etwa an Dennis Dressel denkt. Dafür ist 1860 ja bekannt. Sie sind gut gestartet und ich traue ihnen einiges zu. Sechzig gehört für mich sowieso hoch. Sie dürfen ruhig aufsteigen, wenn wir sie zwei Mal schlagen.
Nochmal zurück zu Torjäger Hobsch senior: Inwieweit stehen Sie im Schatten des Papas, der Meister und Pokalsieger geworden ist - oder können von ihm lernen?
Es sind tatsächlich riesige Fußstapfen, aber ich bin unglaublich stolz auf ihn und das, was er geleistet hat. Ich war auch relativ spät dran, weil ich erst gar nicht Profi werden wollte. Erst seit Lübeck arbeite ich nicht mehr nebenbei (als Speditionskaufmann, d. Red.), konzentriere ich mich voll auf den Fußball. Es ist ein Traum, das Hobby zum Beruf zu machen. Mein Papa schreibt mir zum Glück nichts vor. Er gibt mir wertvolle Tipps. Zu den ganzen Vergleichen sagt er, ich soll nix drauf geben. Die sind sowieso ein zweischneidiges Schwert: Läuft es, spricht sich schon rum: ‚Schau mal, das ist der Sohn vom Hobsch, der kanns.' Läuft es nicht, heißt es: ‚Der kann ja gar nix, der hat wohl kein Talent abgekriegt.' Von daher kann ich nur sagen: Ich bin ein eigener Spieler und sehr gespannt darauf, was ich noch erreichen kann.