Neuer Stammtorwart Ortega: Seine nächste Chance
Möhlmann erklärt ihn zum neuen Stammkeeper – Eicher muss auf die Bank. "Er ist lautstärker und etwas sicherer mit dem Ball am Fuß."
München - Seite an Seite schritten sie in die Kabine. Ballnetz über die Schulter, ins Gespräch vertieft. Vitus Eicher, bisheriger Stammtorwart des TSV 1860, lächelte, als ihm Stefan Ortega, bis dato Nummer zwei, nach dem Vormittags-Training mit beiden Händen gestikulierend und ernster Miene etwas näherbringen wollte. Vor dem Hintergrund, dass Trainer Benno Möhlmann an diesem Tag die Torwartfrage klären wollte, schien ob dieser Körpersprache klar: Eicher bleibt im Löwen-Kasten, Ortega hintendran.
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Im Inneren der beiden Schlussmänner dürfte es allerdings gänzlich anders ausgesehen haben, denn: Ortega hat Eicher verdrängt. "Bevor das die ganze Woche noch hin und her diskutiert wird: Ich werde im Tor einen Wechsel vornehmen", erklärte Trainer Benno Möhlmann wenige Minuten später, "wir werden das so machen, dass Tego (Stefan Ortega, d. Red.) bis auf Weiteres anfangen wird." Möhlmann nimmt also im Kampf um den Klassenerhalt tatsächlich einen Torwartwechsel vor: Die Nummer 24 wird die neue Nummer eins. "Ich Freude mich", sagte Ortega auf AZ-Nachfrage. Viel mehr wollte er über sich selbst auch gar nicht sagen, nur: "Ich werde alles dafür tun, dass wir drin bleiben."
Weder Euphorie, noch Enttäuschung
Der Torwart-Tausch hatte sich bereits tags zuvor angedeutet, als Ortega im Training in der A-Elf stand und Möhlmann zugab, sich in der vor der Winterpause ausgerufenen Torwartfrage entschieden zu haben – für wen, wollte er noch nicht verraten. Der 61-Jährige wollte mit den beiden Schlussmännern zuerst selbst sprechen. Also nahm er sie gestern auf dem Trainingsplatz zur Seite und teilte ihnen dort im Beisein von Torwart-Trainer Kurt Kowarz seine Entscheidung mit. Diese sei von Ortega und Eicher "weder euphorisch auf der einen Seite, noch total enttäuscht auf der anderen" aufgefasst worden, so Möhlmann, "und ich denke, dass sie das beide akzeptieren, weil sie sich auch gegenseitig respektieren. Ich habe ihnen beiden gesagt: Es ist keine Entscheidung für immer und ewig, aber es ist auch nicht so, dass Ortega nach dem ersten Patzer wieder raus kommt."
Hier teilt Benno #Möhlmann den #tsv1860-Keepern die Entscheidung mit: t.co KLICK die Bilder! pic.twitter.com/KLrPJul2zY
— TSV 1860 München (@TSV1860) 3. Februar 2016
Warum nun der Wechsel, weg von Eicher und hin zu Ortega? Möhlmann erklärt: "Das ist eine enge Entscheidung, aber die Art, wie er das Torwartspiel interpretiert, passt. Er agiert von hinten etwas lautstärker und ist vielleicht etwas sicherer mit dem Ball am Fuß." Besagte Pluspunkte zeigte Ortega auch in den letzten Testspielen, als beide Keeper zu gleichen Teilen auflaufen durften. Der 23-Jährige darf sein Können nun auch in der ersten Partie der Rest-Rückrunde am Samstag in der Allianz Arena gegen den 1. FC Nürnberg (13 Uhr) zeigen.
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Was den Deutsch-Spanier Freude dürfte, ist für Eicher eine weitere bittere Enttäuschung. Seit 2000 ist der 25-jährige Erdinger schon im Verein und großer Sympathieträger der Fans, er hatte sich über Jahre zu den Profis hochgearbeitet. Lange musste er sich hinter Gabor Kiraly anstellen und wartete geduldig auf seine Chance. Als der Ungar im Sommer 2014 vom Hof gejagt wurde, sollte nicht etwa Eicher nachrücken, sondern verliehen werden, weil Ex-Sportchef Gerhard Poschner mit Ortega einen neuen Keeper holte. Unter Ex-Trainer Torsten Fröhling wurde Eicher schließlich die Nummer eins und kam vor der Winterpause zu 18 Einsätzen. Jetzt darf der ehemalige Bielefelder wieder ran – und Eicher muss sich wieder hinten anstellen.