Neuer Löwen-Trainer? "Runjaic ist die optimale Lösung"

Kosta Runjaic, neuer Trainer des TSV 1860, hat den "Titan" Oliver Kahn für das ZDF bei dessen Taktik-Analyse als TV-Experte unterstützt. Im AZ-Interview spricht der frühere Bayern-Torhüter und Europameister über den neuen Cheftrainer der Löwen.
von  Matthias Eicher
Unterstützte den früheren Europameister und jetzigen TV-Experten Oliver Kahn (l.) bei seinen Taktikanalysen: der neue 1860-Trainer Kosta Runjaic.
Unterstützte den früheren Europameister und jetzigen TV-Experten Oliver Kahn (l.) bei seinen Taktikanalysen: der neue 1860-Trainer Kosta Runjaic. © firo/Augenklick

Kosta Runjaic, neuer Trainer des TSV 1860, hat den "Titan" Oliver Kahn für das ZDF bei dessen Taktik-Analyse als TV-Experte unterstützt. Im AZ-Interview spricht der frühere Bayern-Torhüter und Europameister über den neuen Cheftrainer der Löwen, Anspruch und Wirklichkeit beim TSV 1860 und Sportchef Oliver Kreuzer, der mit seinem Amtsantritt bei den Löwen einen Rat Kahns ausgeschlagen hat.

München - Seit 2008 arbeitet Oliver Kahn, früherer Weltklasse-Torhüter des FC Bayern und der Nationalmannschaft, als TV-Experte für das ZDF. Dabei pflegte der "Titan" zahlreiche Fußballspiele mit dem jetzigen 1860-Trainer Kosta Runjaic zu schauen.

Im Interview mit der AZ spricht Kahn über den neuen Cheftrainer der Löwen, Anspruch und Wirklichkeit beim TSV 1860 und Sportchef Oliver Kreuzer, der mit seinem Amtsantritt an der Grünwalder Straße einen Rat Kahns ausgeschlagen hat. Außerdem hofft der Europameister von 1996 auf ein Déjà Vu.

AZ: Herr Kahn, am Freitag startet die Europameisterschaft in Frankreich. Wie groß ist die Vorfreude beim Titelträger von 1996 und dem jetzigen TV-Experten Oliver Kahn?

OLIVER KAHN: Wir sind gerade mitten in der Vorbereitung. Aber eine gewisse Vorfreude ist natürlich immer da.

Wir würden gerne mit Ihnen über eine andere hochspannende Angelegenheit sprechen. Haben Sie denn die Trainerwahl des TSV 1860 verfolgt?

Ich muss gestehen: Ich habe wegen der EM-Planungen nicht viel mitbekommen. Aber sie haben letzten Endes noch einen gefunden, oder? (lacht)

Haben Sie, und Sie kennen ihn ja aufgrund Ihres Expertenjobs: Er heißt Kosta Runjaic und hat Sie mit seinem Know-How bei Taktik-Analysen unterstützt.

Wir haben beim ZDF lange zusammengearbeitet, haben zusammen viele Spiele gesehen, die es zu analysieren galt. Er ist eine optimale Lösung für 1860.

Wie haben Sie ihn kennengelernt?

Als sehr sympathischen Menschen und angenehmen Gesprächspartner. Er besitzt ein großes Fachwissen, hat eine klare Spielidee und versteht es mit den Spielern umzugehen.

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Die ganz große Lösung, wie sie womöglich Investor Hasan Ismaik gerne präsentiert hätte, ist er nicht.

Was heißt große Lösung? Nur einen bekannten Namen zu verpflichten ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Er hat bei mehreren Vereinen unter teils schwierigen Bedingungen viel bewirkt und seine Mannschaften weiterentwickelt. Duisburg hat er vor dem Abstieg gerettet, in Kaiserslautern hat er einen soliden Job gemacht. Für den Aufstieg fehlte lediglich das nötige „Schlachtenglück“.

Das kostete ihn in der Folgesaison den Job, als er nach vier sieglosen Spielen ging – ohne einen Rauswurf zu provozieren, um weiter sein Gehalt zu kassieren.

Das zeigt seine Charakterstärke. Kaiserslautern hat zwar immer den Anspruch in der Bundesliga zu spielen. Keiner ist aber darauf gekommen, dass man vor allem wegen seiner Arbeit die Chance hatte wieder in Bundesliga aufzusteigen. Man sieht ja, wo der FCK jetzt steht.

Womit wir wieder beim TSV 1860 wären: große Ansprüche und ein noch größerer Trainer-Verschleiß. Warum sollte es mit Runjaic klappen?

Eine Prognose abzugeben, ist schwierig. 1860 hat sich mit Ach und Krach vor dem Abstieg gerettet und mit Oliver Kreuzer einen erfahrenen Sportchef verpflichtet und nun einen neuen Trainer. Wenn Runjaic und Kreuzer die Möglichkeit bekommen ihre Vorstellungen in Ruhe umzusetzen, wird sich etwas entwickeln.

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Sie sollen Kreuzer davor gewarnt haben, zu den Löwen zu wechseln. Stimmt das?

Ich habe nicht gewarnt, sondern auf die schwierige Situation bei 1860 hingewiesen. Für die Stadt wäre es perfekt, wenn zwei Mannschaften in der ersten Liga spielen und 1860 sich wieder zu einer starken Kraft entwickelt. Ich habe ja erlebt, welche Strahlkraft die Derbys früher hatten. Jetzt von großen Visionen und vom Aufstieg zu sprechen bringt niemanden etwas. Solange bei 1860 München keine Strukturen geschaffen werden, die ein nachhaltiges Arbeiten ermöglichen wird es – ist sage es mal vorsichtig – sehr, sehr schwierig, vorwärts zu kommen.

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