Nach Sandhausen: Für Alexander Schmidt ist alles vorbei
München - „Wake me up, when it's all over“ – weck’ mich auf, wenn alles vorbei ist. Dieser Song von Avicii, der in der Halbzeitpause aus den Boxen in der Allianz Arena dröhnte, passte ins triste Bild. Vor nur 15 100 Zuschauern verloren die Löwen mit 0:2 gegen den bis dahin sieglosen SV Sandhausen. Neun Punkte aus sechs Spielen, das ist zu wenig. Oder: der Tiefpunkt.
Bereits nach 30 Minuten hallten ersten Pfiffe durch die Arena. Nach 40 Minuten und 25 Sekunden richtete sich der Frust der Löwen-Fans dann gegen den Trainer Alexander Schmidt. Nach dem gellenden Pfeifkonzert zur Halbzeitpause (Moritz Stoppelkamp: „Lauter kann man nicht pfeifen“) gab es weitere „Schmidt-raus-Rufe“. Die hatte auch die Mannschaft vernommen. „Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist, den Trainer infrage zu stellen, sondern die eigene Qualität.“ Wirklich?
Bis heute hat es Schmidt, der den Aufstieg als Ziel formuliert hatte, nicht geschafft, dem Team Konstanz zu vermitteln. Er ging Risiko: Im Sturm hatte er mit Benny Lauth seinen einzigen Knipser demontiert, Rob Friend nur noch zur Randfigur gemacht und ein desillusioniertes Gesamtgefüge geschaffen.
Das war's für Schmidt. Sportdirektor Florian Hinterberger sagte zwar am Freitagabend noch auf die Frage, ob Schmidt Trainer bleibt, zwar: „Natürlich.“ Doch Hinterberger schob nach: „Wir haben im Moment ein Problem. Wenn ich jetzt weiterrede, platze ich. Aber klar ist: Die Formkurve zeigt nach unten.“ Am Samstagvormittag gingen die Löwen dann per Pressemitteilung an die Öffentlichkeit: Alexander Schmidt sei ab sofort beurlaubt.
Löwen-Präsident Gerhard Mayrhofer mach zwar derzeit mit seiner Familie Urlaub in Dänemark. Am Samstag äußerte er sich aber gegenüber der Abendzeitung zu Schmidts Entlassung: "Unser Ziel ist nach wie vor der Aufstieg. Deshalb haben wir schon jetzt reagiert. In der Vergangenheit hat man bei 1860 häufig nur zugesehen, zugesehen, zugesehen. Das können wir uns dieses Jahr nicht lesiten. Wir haben weiterhin gute Chancen, aufzusteigen."
Bezeichnend waren am Freitag auch die Aussagen von Moritz Stoppelkamp. „Das 0:1 hat uns das Genick gebrochen. Nach den Pfiffen waren dann einige Spieler verunsichert“, sagte er. Das zeigt: Schmidt hat es nicht geschafft, der Mannschaft nach drei Siegen in Folge Selbstvertrauen zu vermitteln. „Wenn wir Selbstvertrauen hatten, haben wir es nicht gezeigt“, sagte Moritz Volz. Auch Stoppelkamp hielt sich nicht zurück: „In den letzten Wochen haben wir wenigstens defensiv gut gearbeitet, das war heute schrecklich. Wir waren nicht wach.“
Wackelt jetzt der Zusammenhalt in der Mannschaft? „Das wird sich jetzt zeigen. Der Charakter einer Mannschaft zeigt sich immer in schlechten Zeiten. Und eine solche haben wir jetzt“, sagte Stoppelkamp.
Schmidt schob die Schuld für das Versagen seiner Mannschaft auf die Öffentlichkeit und deren Forderungen nach mehr Toren. Fakt ist: Die Löwen haben in sechs Spielen gerade einmal fünfmal getroffen! „Das ganze Drumherum hat uns nervös gemacht“, sagte der Trainer. Um dann die in der Branche üblichen Floskeln nachzulegen: „Wir werden versuchen, die Jungs wieder aufzubauen.“
Dazu wird der 44-Jährige keine Chance mehr bekommen. Wegen der Länderspielpause haben die Löwen jetzt zwei Wochen Zeit, sich ohne Alexander Schmidt neu zu formieren.