Mölders: "Warum sollen wir nicht in Leipzig gewinnen?"

1860-Neuzugang Sascha Mölders spricht im AZ-Interview über ungewöhnlichen Torjubel, seinen Einstand bei den Löwen und den anstehenden Härtetest im Abstiegskampf beim Tabellenführer - er hat auch eine Meinung über das Fan-Boykott und den polarisierenden Dosen-Klub Leipzig.
von  Matthias Eicher
Torjubel mal anders: Neulöwe Sascha Mölders (l.) verleiht seiner Freude über sein erstes Saisontor gegen Düsseldorf mit der Nachahmung einer Trainingsübung Ausdruck, Gary Kagemacher macht mit.
Torjubel mal anders: Neulöwe Sascha Mölders (l.) verleiht seiner Freude über sein erstes Saisontor gegen Düsseldorf mit der Nachahmung einer Trainingsübung Ausdruck, Gary Kagemacher macht mit. © sampics/Augenklick

München - Er kam als großer Hoffnungsträger in der Winterpause zum TSV 1860. Nach holprigem Start ist Stürmer Sascha Mölders durch zuletzt je zwei Treffer und Assists Sechzig angekommen. Darüber spricht der Neulöwe im AZ-Interview - und über die anstehende Aufgabe bei RB Leipzig.

 

AZ:Herr Mölders, erklären Sie uns doch mal das Kommando „Vor, zurück, ab!“

SASCHA MÖLDERS: Das ist eine Übung unseres Fitnesstrainers Ingo Seibert, die wir beim Warmmachen öfter absolvieren.

 

Beim 3:2-Sieg gegen Düsseldorf haben Sie Gary Kagelmacher an die Hand genommen und die Übung beim Torjubel nachgeahmt. Wie kams?

Wir hatten vor dem Spiel gesagt, dass wir das machen. Das war nicht groß durchdacht. Einfach ein witziger Jubel, nicht mehr und nicht weniger.

 

Ihr Einstand lief unglücklich: Gegen Nürnberg haben Sie eine Riesenchance verballert, gegen Bochum kamen Sie von der Bank. Das hat an Ihnen genagt, oder?

Den Ball gegen den Club habe ich mir danach nochmal angekuckt, wie alle Spiele. Ich denke, ich habe ein vernünftiges Spiel gemacht, aber eben nicht das Tor. Jeder Spieler will spielen, das ist doch klar. Das war eben so, jetzt ist es wieder anders.

 

…und Sie trafen nach dem Düsseldorf-Spiel auch gegen Sandhausen, dazu stehen zwei Assists zu Buche. Jetzt zufrieden?

Das Allerwichtigste ist, dass wir Erfolg haben. Ich will meinen Teil dazu beitragen. Das ist zuletzt gut gelungen – so soll es auch weitergehen!

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Die Fans sind begeistert von Kampfschwein Mölders. Wie definieren Sie sich auf dem Platz? Nur wer dreckig ist, hat auch gespielt?

Kann man sagen. Jeder weiß, dass ich keine Übersteiger kann. Ich versuche einfach, das zu machen, was ich kann: laufen, kämpfen, grätschen. Zu 100 Prozent.

 

Sie werden auch von Benno Möhlmanns laufintensivem Pressing gefordert.

Das ist anstrengend, aber gehört dazu. In Augsburg mussten die Stürmer auch viel laufen. Man denkt immer, dass der Stürmer am Wenigsten läuft. Das war vielleicht früher so. Heutzutage beginnt die Defensive ganz vorne.

 

Was gäbe es denn im Zusammenspiel mit dem Sturmduo Mölders und Okotie noch zu verbessern?

(grinst) Solange wir die Spiele gewinnen, ist alles okay. Nein, wir versuchen beide einfach, den Druck wegzuhalten. Das passt schon ganz gut.

 

Zuletzt gab es drei Siege in Folge.

Wir hatten eine super Englische Woche. Das war Gold wert, aber jetzt müssen wir dranbleiben. Wir können uns noch nichts dafür kaufen.

 

Ein Mitgrund für Erfolg sind auch die Standards von Michael Liendl. Wie wichtig ist er?

Die Standards kommen momentan sehr gut, wir haben viel Präsenz im Strafraum.

 

Man hörte, dass mehrere Spieler ein altes Video über ihn ausgegraben haben: "Michi Liendl – du bist der Beste"…

Sowas machen eher die jüngeren Spieler... Wer den Ball hereinbringt, wer ihn reinmacht, ist für mich genauso wichtig wie derjenige, der ihn hinten von der Linie kratzt – wie Gary Kagelmacher in Kaiserslautern. Eine Mannschaft kann nur funktionieren, wenn alle funktionieren. Das ist momentan der Fall.

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Jetzt steht am Sonntag bei Tabellenführer RB Leipzig der Härtetest an.

Es gibt ja diesen Spruch: In der Zweiten Liga kann jeder jeden schlagen. Davon bin ich überzeugt. Warum sollen wir in Leipzig nicht gewinnen? Warum sollen wir hinfahren und sagen: wir verlieren? Wir haben jetzt auch viermal in Folge nicht verloren. Wir wollen punkten, so einfach ist es.

 

Wie ist der Spitzenreiter zu schlagen?

Gut stehen, Nadelstiche setzen und am besten in Führung gehen. Wir werden es den Leipzigern sicher nicht einfach machen.

 

Bei einer Pleite besteht jedoch die Gefahr, dass sich das Tabellenbild schlagartig ändert.

Man sieht ja, wie wichtig die Punkte waren, die wir geholt haben. Wir brauchen uns nichts vormachen: Es wird bis zum letzten Spieltag eng bleiben. Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende die Nase vorne haben. Aber dafür müssen wir hart arbeiten.

 

Die 1860-Ultras haben beschlossen, die Partie zu boykottieren. Ist das als Spieler nachvollziehbar?

Klar wäre es schöner, wenn sie dabei wären. Aber jeder Fan hat seine eigene Sichtweise. Es gibt viele Vereine, die von irgendwem abhängig ist.

 

Und Ihre Meinung zu Red Bull?

Man braucht nicht immer sagen: Mit viel Geld kann man alles machen. Da steckt schon jemand dahinter, der Ahnung hat. Ralf Rangnick (Trainer RB Leipzig, d. Red.) hat schon bewiesen, dass er von unten nach ganz oben kommen kann: In Ulm, Hoffenheim und auch jetzt. Ich glaube, dass sie am Ende aufsteigen, weil sie sehr viel Qualität haben. Aber das müssen sie ja nicht gerade am Sonntag zeigen.

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