Löwen-Sieg im Abstiegskampf: Ein Traum in Blau

Mit Neu-TrainerBierofka gewinnt 1860 1:0 gegen Braunschweig – dank eines späten Tores von Okotie. „Das ist das Emotionalste, was es gibt“, sagt der Interimscoach. „Ich muss erstmal runterkommen“
von  Matthias Eicher
Emotionaler Sieg: Trainer Bierofka freut sich mit Torschütze Rubin Okotie.
Emotionaler Sieg: Trainer Bierofka freut sich mit Torschütze Rubin Okotie. © sampics/Augenklick

Mit Neu-Trainer Bierofka gewinnt 1860 1:0 gegen Braunschweig – dank eines späten Tores von Okotie. „Das ist das Emotionalste, was es gibt“, sagt der Interimscoach. „Ich muss erstmal runterkommen“

München - Jeans, löwenblaue Trainingsjacke, Taktik-Zettel in der Hosentasche. Mal mit verschränkten Armen, mal fluchend durch die Coaching-Zone hüpfend. Oft übte sich Daniel Bierofka in Beobachter-Pose, stützte die Hände in die Knie. Der neue 1860-Trainer brannte, denn er wusste: Sein Zweitliga-Debüt fällt mitten in eine schicksalsträchtigsten Phase der jüngeren Vereinsgeschichte.

Der abstiegsbedrohte Traditionsklub, der mit Löwen-Ikone Bierofka seinen letzten Trumpf im Abstiegskampf gespielt hatte, besiegte Eintracht Braunschweig am 31. Spieltag dank des späten Tores von Rubin Okotie (87.). „Wenn man so mit 1:0 gewinnt – das ist das Emotionalste, was es gibt. Dass da ein paar Gefühle ausbrechen, ist ganz normal“, sagte Bierofka nach Schlusspfiff.

Nach Benno Möhlmanns Rauswurf ist der erhoffte Biero-Effekt ist eingetreten. „Wir haben immer an uns geglaubt, den Anschluss hergestellt und es wieder selbst in der Hand“, sagte Stürmer Sascha Mölders.

Nach den Pleiten von Duisburg und Frankfurt sowie den Unentschieden von Paderborn und Düsseldorf rangieren die Löwen auf Relegationsrang 16. Abstand zum direkten Nichtabstiegsplatz? Nur noch ein Zähler.

 

Bierofka verändert pomadiges Möhlmann-System

 

Und auch die Fans hatten mitgeholfen: Anlässlich des einzigen Meistertitels von genau 50 Jahren gab’s eine meisterliche Choreographie, die Anhänger trugen die Löwen in den Retrotrikots des Meisterteams zu einer überzeugenden Leistung.

Interimstrainer Bierofka änderte im Vergleich zu zuletzt pomadigen Möhlmann-Löwen Entscheidendes: Michael Liendl musste raus. Von Beginn an ging es in eine Richtung: Valdet Rama dribbelte sich vor das Tor, vergaß aber den Abschluss (5.). Nach starker Kombination über Daniel Adlung und Daylon Claasen scheiterte er freistehend an Schlussmann Rafal Gikiewicz (19.). Nach einem Adlung-Freistoß konnte der Keeper einen Mölders-Kopfball nur prallen lassen, Christopher Schindler hämmerte im Nachschuss an die Latte (34.). Glück hatten die Löwen nur, als Patrick Schönfeld aus spitzen Winkel den Außenprosten traf (43.).

„Herr Bierofka will, dass wir aggressiv spielen. Er bringt im Training Feuer rein“, sagte der gesperrte Milos Degenek zur Pause, musste aber zusehen, wie die Löwen, im ersten Durchgang noch mit den besten Zweikampfwerten der Saison, weniger zwingend agierten. Kai Bülow ging im Strafraum elfmeterreif zu Boden, Schiedrichter Tobias Welz pfiff nicht. Das nächste Rama-Solo brachte Mölders in beste Schussposition – Ball nicht getroffen (56.). Den Löwen lief die Zeit davon!

 

Joker Liendl und Okotie entscheiden das Spiel

 

Dann bewies Bierofka ein goldenes Händchen: Der eingewechselte Liendl schlug eine Ecke, Joker Rubin Okoties Kopfballtreffer (achtes Saisontor) versetzte die Arena in einen einzigen Freudentaumel. „Ich habe zu Rubin gesagt: Du kommst rein und machst ein Tor“, sagte Bierofka hinterher. Okotie bestätigte schmunzelnd – Traum-Einstand perfekt!

„Am Ende war es ein verdienter Sieg. Schön für Biero, und für uns alle“, sagte Sportchef Oliver Kreuzer. Und Bierofkas Schlusswort? „Ich muss jetzt erstmal runterkommen. Wir haben die erste Schlacht gewonnen, den Krieg aber noch nicht.“ 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.