Lauth schaut das Deutschland-Spiel mit Politikern
Franz Maget, Vize bei 1860 und im Landtag, bringt den Löwenprofi dazu, sich das Deutschland-Spiel mit Politikern anzusehen. Barbara Stamm: „Warum nimmt der Löw den Gomez raus?”
MÜNCHEN Plötzlich stößt Benny Lauth in den freien Raum, umläuft ein paar Widersacher und setzt sich nach vorne ab. Nicht auffallend, dafür umso effektiver. Schon wenige Sekunden später hat er die Lücke vor sich und geht geradewegs auf das Ziel zu. Nur dass das Ziel am Mittwochabend nicht das Tor einer gegnerischen Mannschaft ist, sondern das Podium im Senatssaal des bayerischen Landtags.
Als Stürmer der Löwen beruht der Erfolg des 30-Jährigen eigentlich auf derlei Vorstößen. Am Mittwoch ist er dann aber doch mehr Gast als Gegner. Vor dem EM-Spiel Deutschlands gegen die Niederlande (2:1) umkurvte Lauth Abgeordnete des Bayerischen Landtags in deren Revier, dem Maximilianeum. Franz Maget (SPD), Vizepräsident des Bayerischen Landtags und auch Vize-Präsident des TSV 1860, hatte zum allgemeinen Public Viewing eingeladen. Inklusive vorausgehender Expertenrunde mit Manfred Paula, dem Manager des FC Augsburg, der niederländische Generalkonsul Rob Zaagman. Und als Stargast hatte Maget eben Benny Lauth gewonnen.
Während sich die Politiker und sonstigen etwa 200 Gäste, die für den Abend zehn Euro Eintritt für die Benefizaktion Sternstunden bezahlt hatten, am Buffet warmliefen, sprach die Viererkette auf dem Podium über die Nationalmannschaft, den bevorstehenden Kick gegen die Holländer und die Beziehung zwischen TV-Experte Mehmet Scholl und Bayern-Angreifer Mario Gomez. Lauth selbst urteilte zwar auch, dass Gomez gegen die Portugiesen (1:0) nicht seinen besten Tag erwischt hatte, befand die Kritk von Scholl aber für „unangemessen". „Wenn der Mario 15 Kilometer gelaufen wäre und das Spiel 0:0 ausgeht, hätte auch keiner gejubelt."
Zu diesem Zeitpunkt ließ sich die Meinung der Politiker zum Thema Gomez noch nicht eindeutig feststellen. Etwa eine Stunde später hatte Mario Gomez dann auch im Landtag alle Zweifler von seinen Qualitäten überzeugt. Woraufhin Lauth gegenüber der AZ sagte: „Gomez hat die richtige Antwort gegeben." Der Löwen-Angreifer selbst nahm den ersten Treffer der Deutschen noch gelassen auf seinem Stuhl in der ersten Reihe hin. Beim zweiten Tor hielt es aber auch Lauth nicht mehr auf seinem Sitz aus und beklatschte die 2:0-Führung breit grinsend im Stehen.
Weniger zurückhaltend gaben sich die Abgeordneten, teilweise mit Deutschland-Fahnen auf der Backe oder an der Brille. Allen voran Barbara Stamm, die Präsidentin des Bayerischen Landtags. Erst bejubelte sie ausgelassen die Tore und war dann richtig angefressen, als die Niederlande zum 2:1-Anschlusstreffer kamen: „Warum nimmt der Löw auch den Gomez raus, warum bringt der den Klose?" Immer wieder rief sie zudem in den Raum: „Leute, ich sag’s euch, das 2:2 liegt in der Luft, das Tor fällt noch.” Am Ende behielt sie zu ihrer eigenen Erleichterung Unrecht, dafür hatte Benny Lauth einmal mehr seinen Instinkt bewiesen. Nach dem Vorstoß aus der Tiefe des Raumes hatte er einen 2:1-Sieg für Deutschland getippt.