Kurswechsel: Der TSV 1860 sucht den Mini-Mölders

München - Sascha Mölders in Aktion, das ist eine Urgewalt bei den Löwen. Man erinnere sich nur an den legendären Seitfallzieher der "Wampe von Giesing" in der letzten Saison.
Man denke auch an die Ausnahmequalitäten des Ballfestmachers Mölders. Zu guter Letzt dürfte jeder Löwen-Fan zig Bilder vor dem geistigen Auge haben, wie sich Sechzigs "Fußballgott" mit all seinen Anführer-Qualitäten pusht - und damit sein gesamtes Team. Die Waffe Mölders soll in Zukunft - zumindest auf lange Sicht - kein Unikat bleiben.
Gorenzel: "Wir brauchen wieder mehr Spezialistentum"
"Wenn man sich die Nachwuchsausbildung in den letzten Jahren anschaut: Wir haben gefühlt nur Achter und Zehner ausgebildet", erklärte Sechzigs Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel kürzlich über die Jugendförderung, insbesondere über die Schulung der jungen Talente auf den jeweiligen Positionen.
Ganz nach dem Vorbild des spanischen Tikitaka: flinke und ballsichere Passmaschinen, bei denen die Schwerpunkte auf (Antritts-)Geschwindigkeit, Dynamik, Technik und Wendigkeit liegen. Die stärksten Spieler habe man auf ebenjenen Positionen auflaufen lassen - oder gemäß ihrer Fähigkeiten auf die Außenbahnen oder auf die Sechs gestellt.
Und was ist mit der Sturmspitze? "Wir müssen zwei Dinge ändern", führte Gorenzel weiter aus, um auf seine beiden Punkte zu kommen. "Erstens: Wir brauchen wieder mehr Spezialistentum." Was Gorenzel neben technisch gut ausgebildeten Innenverteidigern hauptsächlich meint: Spielertypen wie Stoßstürmer Mölders.
Gorenzel will in der Jugendförderung neue Schwerpunkte setzen
"Manche Stürmer fallen in der Ausbildung durchs Raster. Da müssen wir in der Förderung wieder etwas andere Schwerpunkte setzen", so Gorenzel. Möglicherweise wäre auch ein Mölders im preisgekrönten 1860-Nachwuchsleistungszentrum aussortiert worden.
Ein Glück, dass der Malocher aus dem Pott einen anderen Weg gewählt hat - und nach seinem Wechsel im Winter 2016 an die Grünwalder Straße sein spätes Glück bei den Giesingern gefunden hat. Nicht nur das: Mölders, der über seine 77 Tore in 191 1860-Spielen hinaus unentbehrlich ist, wurde bekanntlich längst zur absoluten Identifikationsfigur.
Gorenzel: "Brauchen Typen mit Ecken und Kanten"
Der zweite Punkt hat ebenfalls mit dem 36-jährigen Routinier zu tun. "Wir brauchen Mentalität", sagte Gorenzel: "Typen mit Ecken und Kanten." Die Zeiten, in denen nur glattgebügelte und weichgespülte Fußballer hervorgebracht werden, müssen sich wieder ändern.
Wer bei Sechzig der Inbegriff eines solchen Spielers ist, bedarf keiner Erklärung: Mölders, der mit dem zweiten Vornamen gut und gerne "Mentalitätsmonster" heißen könnte, geht mit seiner Art als Alpha-Löwe voran. Gleich zwei Gründe also, weshalb man nach Gorenzels Exkurs über die Notwendigkeit einer Kurskorrektur in der Talentschmiede getrost behaupten kann: Sechzig sucht künftig den Mini-Mölders.