Kostenloser Arena-Auszug: Ein Geschenk ohne Wert?
München - Kurzes Zigarettenpäuschen. Und weiter. Anthony Power, Ex-Geschäftsführer des TSV 1860 und an der Grünwalder Straße sehr umstrittener Zeitgenosse, weilt derzeit wieder an alter Wirkungsstätte. Um an den festgefahrenen Verhandlungen zwischen den Löwen und Geldgeber Hasan Ismaik teilzunehmen. An Verhandlungen, die sich weiter zuspitzen – und, trotz Einigkeit in mehreren Punkten, weiter in einer Insolvenz enden könnten.
"Anfang der Woche wird es eine Entscheidung geben", hatte Interimspräsident Robert Reisinger am Samstag auf der 40-Jahr-Feier des Fanklubdachverbands ARGE erklärt. "Alle Bausteine für eine positive Fortführungsprognose sind vorhanden. Es liegt jetzt in der Hand der Gesellschafter, dass kurzfristig eine Lösung gefunden wird", hatte Geschäftsführer Markus Fauser angefügt.
Der Wochenbeginn ist vorbei. Entscheidungen, Lösungen, eine Unterschrift Ismaiks unter die Stundung seiner Darlehen über acht Millionen Euro und eine davon abhängige positive Fortführungsprognose – das alles gibt es noch immer nicht.
"Nein, kein neuer Stand", erklärte Pressesprecherin Lil Zercher am Dienstagnachmittag. Wäre ja auch einem Wunder gleichgekommen, würden auf Giesings Höhen nicht erst auf den letzten Drücker klare Verhältnisse herrschen. So bleibt es also weiter bei den beiden möglichen Szenarien mit den I’s: Ismaik-Unterschrift – oder Insolvenz. "Mir ist das absolut unverständlich. Es muss doch wohl möglich sein, dass sich zwei Parteien zum Wohle des Vereins zusammenraufen", sagt Meisterlöwe Peter Grosser zur AZ, "die größtmögliche Katastrophe ist doch schon eingetreten." Er fordert: "Man darf doch jetzt den Verein nicht noch weiter nach unten bringen – eine Insolvenz muss man doch zwingend vermeiden."
Dabei liegt nach AZ-Informationen nicht nur ein unterschriftsreifer Vertrag mit dem Hauptsponsor "die Bayerische" vor, auch Premium-Partner MAN würde die Sechzger weiterhin in einem Umfang unterstützen, den wohl sonst kein Sponsor einem anderen Regionalliga-Klub servieren dürfte.
Bilder: Das sind die Spieler des TSV 1860 München
Selbst der FC Bayern kommt 1860 entgegen: Wie die Bild berichtet, verzichten die Bayern bei einem Arena-Auszug des TSV auf einen Millionenbetrag. Rein theoretisch kostet die Löwen jedes weitere Arena-Jahr bis zur Beendigung des laufenden Mietvertrags (bis 2025) 3,5 Millionen Euro – somit 28 Millionen. Der Auflösungs-Vertrag ist aber von Löwen-Seite noch nicht unterschrieben. "Das ist für mich eine Milchmädchenrechnung", erklärt Grosser, einst auch für die Roten aktiv, da die Bayern bei einem Verbleib der Sechzger besagte Summe ob der Finanz-Misere der Blauen wohl auch hätten reduzieren müssen. Doch: Auch für den Auszug aus der Arena ist die Zustimmung aller Gesellschafter vonnöten. Ohne Ismaik geht auch hier nichts.
Dennoch verschließe sich für Grosser, wie er am Samstag kundtat, mit dem Arena-Aus und dem Umzug ins Grünwalder das Tor für eine schnelle Rückkehr in den Profifußball: "Wenn man im Verein positiv denken würde, würde man nicht in ein kleineres und marodes Stadion zurückgehen", sagte er. Trainer Daniel Bierofka bleibt nur eins: abwarten, ob er im Falle einer Insolvenz mit neun Minuspunkten in die Regionalliga-Saison starten muss, oder ob das ohnehin schwierige Jahr des Umbruchs unter normalen Umständen beginnen kann.
Und damit zurück zu Power und dessen in den Gedächtnissen der Löwen gebliebene Amtszeit der Abschottung. Auch heute gibt’s wieder Planen auf Giesings Höhen – allerdings nicht wie unter Vitor Pereira und Power fast dauerhaft, sondern auf Bierofkas Wunsch. "Das gibt’s einmal pro Woche beim Abschlusstraining", erklärte der 38-Jährige der AZ. Damit er auch mal für ähnlich undurchsichtige Verhältnisse sorgen kann wie die Vereinsführung.
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