"Ich bin ein Typ": Kobylanski und seine berühmten 10er-Vorgänger beim TSV 1860

Grosser, Häßler, Gebhart - Kobylanski: Der Neulöwe wird der nächste Zehner des TSV 1860." Ich wusste, dass sie der Verein nicht jedem gibt."
von  Matthias Eicher
Zauberfuß und Zehner: Sechzigs Neuzugang fürs Mittelfeld Martin Kobylanski (ob.) folgt auf so Spielmacher-Ikonen bei den Löwen wie einst Peter Grosser und Thomas Häßler.
Zauberfuß und Zehner: Sechzigs Neuzugang fürs Mittelfeld Martin Kobylanski (ob.) folgt auf so Spielmacher-Ikonen bei den Löwen wie einst Peter Grosser und Thomas Häßler. © sampics/Augenklick

Peter Grosser hieß Sechzigs (einziger) Zehner, der die Meisterschale in die Höhe stemmen durfte. Weltmeister Thomas "Icke" Häßler führte Sechzig rund um die Jahrtausendwende mit der Nummer zehn auf dem Rücken zu den größten Erfolgen der jüngeren Vereinshistorie. Zuletzt hatte sie Timo Gebhart getragen, eines der größten Talente der Giesinger. In der neuen Saison wird Neulöwe Martin Kobylanski damit auflaufen.

1. Oktober 1999: Thomas Häßler feiert sein Kopfballtor zum 2:0 der Löwen gegen Arminia Bielefeld.
1. Oktober 1999: Thomas Häßler feiert sein Kopfballtor zum 2:0 der Löwen gegen Arminia Bielefeld. © dpa

"Die Nummer zehn wird in jedem Verein ein bisschen zu hoch angesehen, aber klar sagt man, dass sie dem Spielmacher gehört", sagte der Neuzugang von Eintracht Braunschweig und prompt suchte sich der Spielmacher beim TSV 1860 die Nummer zehn aus. "Ich wusste, dass sie der Verein nicht jedem gibt. Aber ich verbinde damit meine super Zeit und viele gute Geschichten in Braunschweig und bei Preußen Münster, wo ich sie getragen habe."

1860-Neuzugang Kobylanski ist sich der Bedeutung der Zehn bewusst

Der in Berlin geborene Pole weiß genau: Bei einem großen Traditionsverein braucht es eine gehörige Portion Selbstvertrauen, um sich eine solche Rückennummer zu schnappen. Und trotzdem meinte er, "als mich der Herr Gorenzel gefragt hat, ob ich eine Alternative habe: 'Irgendwie nicht so!' Ich hätte bei Sechzig auch die 38 tragen können, aber ich freue mich umso mehr, dass ich die Zehn tragen darf."

"Wir brauchen eine gewisse Grundarroganz", hatte Trainer Michael Köllner bei seinem Stammtisch-Besuch der Landtags-Löwen im Maximilianeum erklärt. Mit Kobylanski hat der Oberpfälzer nun einen Charakter, der dies verkörpert. "Ich bin ein Typ mit Ecken und Kanten", erzählte der zentrale Mittelfeldmann, "ich kann nicht nur auf dem Platz laut sein, sondern auch in der Kabine." Ein Mann, der seinen eigenen Kopf hat und auch nicht einzieht, wenn es unbequem wird: "Ich sage meine Meinung, auch wenn der Trainer eine andere hat." Könnte spannend werden zwischen Köllner und Kobylanski.

Kobylanski will auch ohne Binde Verantwortung tragen

Im Optimalfall soll der alte und neue Kollege von Marcel Bär 1860 das gewisse Etwas verleihen: "Ich habe nicht den Anspruch, die Binde zu tragen, aber ich will auch so Verantwortung übernehmen", meinte der einstige achtfache Bundesligaspieler (Werder Bremen): "Ich mag es, wenn du in einem engen Spiel erstmal Stand halten musst." Etwa im Auftakt bei Dynamo Dresden am 23. Juli: "Die Stimmung darf uns nicht erdrücken: Es muss eine Freude sein, so ein Spiel zu ziehen."

Ein ganz großes Vorbild für Kobylanski war ein Mann, der denselben Namen trug: Kobylanski. Die Rede ist von Andrzej Kobylanski, seinem Vater und langjähriger Bundesliga-Stürmer (Energie Cottbus, 1. FC Köln). "Ich glaube, mein Daddy war auch so ein Spielertyp, der vorangegangen ist. Vielleicht kommt es von der osteuropäischen Nationalität, dass man vielleicht etwas mehr Impulsivität mitbringt." Beide waren sich vor seinem Wechsel einig: "Sechzig ist die heißeste Adresse."

Sechzigs neuer Zehner schob schon Extraschichten

Dem 28-Jährigen wird aber auch nachgesagt, nicht der laufstärkste Akteur zu sein. Mit diesem Manko begründet Kobylanski auch, während der Aufstiegssaison der Eintracht kein unangefochtener Stammspieler gewesen zu sein. 28 Saison-Einsätze klingt viel, allerdings waren es insgesamt nur 704 Minuten. "Der Trainer wollte anders spielen, als ich es mir vorgestellt habe. Nur Anlaufen und sowas", so Kobylanski schulterzuckend über die Marschroute von Michael Schiele.

Und Köllner, der durchaus auch auf aggressives Pressing im 4-1-4-1-System setzt und mit dem begnadeten Standard-Schützen auf der Acht plant? "Der Trainer hat mir ganz klar gesagt, was er möchte." Der Neulöwe hat mit freiwilligen Extraschichten bei Fitnesstrainer Jörg Mikoleit reagiert. Der neue Zehner hat noch etwas vor mit den Löwen.

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