Hoeneß: "Wir haben mehr getan als nötig"
Uli Hoeneß & Co. können nichts mehr tun für den TSV 1860: „Es geht um Beträge, die kein Mensch bei uns verantworten kann.“
München - Acht Millionen Euro in zwölf Tagen? Stefan Ziffzer kann das sogar überbieten: Drei Tage blieben dem damaligen 1860-Geschäftsführer Ende April 2006 sogar nur, um zehn Millionen Euro aufzutreiben.
Vor gerade mal fünf Jahren stand 1860 dem Ende mindestens so nah wie jetzt. In der Not schloss Ziffzer einen Pakt mit dem FC Bayern. „Wir hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera“, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, bevor die Bayern den Löwen für elf Millionen Euro ihre Hälfte der Anteile an der Allianz Arena abnahmen – inklusive der Stadion-Schulden. Zwei Jahre später kaufte Bayern 1860 für weitere 1,8 Millionen Euro auch die Rückkaufoption der Anteile ab. Für 12,8 Millionen Euro bekam Bayern ein Stadion, das insgesamt 340 Millionen Euro wert ist.
Für viele 1860-Fans stellt diese nicht ganz uneigennützige Hilfsaktion der Bayern den Anfang vom Ende der Löwen dar. Die jetzigen finanziellen Probleme des Klubs sind auch in den Mietbedingungen in der Allianz Arena begründet: 5,3 Millionen Euro sind jedes Jahr für Stadionmiete und Catering fällig.
Dennoch wird oft vergessen, dass Bayern dem Lokalrivalen immer wieder geholfen hat. Zwei Mal senkten sie die Stadionmiete seit 2006, diese Saison stundeten sie die Stadionmiete sogar bis Juli. Hätte Bayern das nicht getan, wäre 1860 schon am Ende.
Und hinter den Kulissen versuchte vor allem Bayern-Präsident Uli Hoeneß, Kontakte in die Wirtschaft herzustellen. Selbst als beide Klubs sich letztes Jahr gegenseitig verklagten – der damalige Geschäftsführer Manfred Stoffers hatte die Mietzahlungen eingestellt und wollte die 2006 geschlossenen Stadionverträge als nichtig erklären lassen – riss der Kontakt nicht ab. Als Bayern den Prozess gewann, wurde mit 1860 ein großzügiger Plan vereinbart, um die Schulden zurückzuzahlen.
Doch jetzt geben auch die Bayern auf. „Wir haben wirklich alles gemacht, was man machen konnte. Wir haben sogar mehr getan als nötig, mehr als wir gegenüber unseren Fans verantworten konnten“, sagte Präsident Uli Hoeneß am Samstag der AZ, „aber es hat offenbar nichts genutzt – da geht es jetzt um Beträge, die kein Mensch bei uns mehr verantworten kann.“
Bayern kann und will den Löwen nicht mehr helfen. „Von uns ist keine Hilfe mehr zu erwarten. Das geht nicht, wir können dem Verein ja nicht acht Millionen Euro schenken. Wir haben das Ganze ja nicht verursacht", sagte Finanzboss Karl Hopfner. Die Löwen wissen das wohl. „Bayern hat schon sehr viel für uns gemacht, das müssen wir anerkennen. Wir können jetzt nicht verlangen, dass sie uns die Kohle auf den Tisch legen und uns zur Rettung gratulieren“, sagte 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer.
Vier Millionen Euro schulden die Löwen den Bayern noch. Geld, das im Fall einer Insolvenz so gut wie futsch wäre. Zumal den Bayern auch der Mieter in der Arena verloren ginge. Vielleicht sagt Hopfner auch deswegen: „Jetzt drücken wir erstmal die Daumen, dass es doch noch eine Lösung gibt. Mehr können wir nicht machen in dieser Situation."