Ein gieriger Bär und viel Luft nach oben: AZ-Zeugnisse für die Offensive des TSV 1860
München - Bereits 30 Mal lag der Ball im Kasten des Gegners. 30 Treffer stehen bei den Blauen auf der Haben-Seite, das ist der drittbeste Wert der Liga. Cheftrainer Michael Köllner würde an dieser Stelle betonen, dass dies eine Kollektivleistung aller Sechzger ist. Doch selbstverständlich hat die Torproduktion mit jenen Löwen zu tun, die ganz vorne auf die Jagd gehen.
Teil drei der AZ-Zwischenzeugnisse – ein gieriger Bär und seine hungrigen Löwen.
Marcel Bär: Mit seinem Comeback ging die Talfahrt los
Marcel Bär, Note 4:
Mit 21 Volltreffern Torschützenkönig geworden, lieferte Bär auch im Saisonauftakt bei Dynamo Dresden: Zwei bärenstarke Jokertore, obwohl er in der Vorbereitung lange flach lag und eigenen Aussagen zufolge "viel Substanz verloren" hatte. Es sollte bekanntlich noch schlimmer kommen, im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund (0:3) brach sich der Torjäger den Mittelfuß.
Monatelang rackerte er für seine Rückkehr, die erstaunlich früh erfolgte. Auf den ersten Blick erstaunlich, doch insgesamt kein Wunder: Mit seinem (verfrühten) Comeback ging Sechzigs Talfahrt los. Hat aber alle Anlagen, um eine gute Rückrunde hinzulegen – wie in der vergangenen Saison.

Fynn Lakenmacher: Noch eine Menge Luft nach oben
Fynn Lakenmacher, Note 3:
So eine Mischung aus ManCitys Top-Stürmer Erling Haaland und Ex-Löwe Tim Linsbichler wollten die Sechzgerfans beim Neuzugang von Absteiger Havelse erkannt haben. Und so agierte er auch: Auf dem Rasen schwankte der 22-jährige bullige Angreifer zwischen Urgewalt (sechs Treffer in Heimspielen, davon ein Dreierpack) und Unsichtbarkeit (gerade auswärts schwache Auftritte). Dennoch bisher bester Torjäger der Sechzger und noch mit jeder Menge Luft nach oben.

Meris Skenderovic: Steigerungspotenzial vorhanden
Meris Skenderovic, Note 3:
Der einstige, doppelte Hoffenheimer Torschützenkönig der Junioren-Bundesliga bezeichnete 1860 all seine letzte Chance im deutschen Profifußball. Zuerst hatte er Anlaufschwierigkeiten, doch er kämpfte, er lauerte – und er wurde belohnt: wichtiger Siegtreffer bei Viktoria Köln kurz vor Abpfiff (1:0), eine starke Phase mit drei Toren in drei Spielen und selbst in der Zentrale oder als Rechtsaußen teils gute Leistungen. Steigerungspotenzial vorhanden.

Stefan Lex: Ordentliche Bilanz
Stefan Lex, Note 3:
Der Kapitän schleppte in dieser Halbserie ein Wehwehchen nach dem anderen mit sich herum. Ein Tor und sieben Asissts sind, gemessen an seinen 13 Einsätzen, eine ordentliche Bilanz. Als Ex-Bundesligaspieler auf dem Rasen und als nicht ganz so lauter Kapitän drumherum nach wie vor ein wertvoller Löwe, der im Spätherbst seiner Karriere unbedingt noch den Aufstieg schaffen will. Bleibt er fit und kann er persönlich noch zulegen, stehen die Chancen dazu ebenfalls nicht schlecht.

Albion Vrenezi: Inzwischen voll angekommen
Albion Vrenezi, Note 2:
Das zweite Türkgücü-Schnäppchen neben Tim Rieder ist ein ganz feiner Kicker, Typ Straßenfußballer. Hatte anfangs seine Schwierigkeiten, aber ist inzwischen voll bei 1860 angekommen. Vier Tore und drei Vorlagen in 17 Spielen, aber auch jede Menge gerissene Löcher und gelungenen Dribblings machen ihn zu einem wichtigen - und einem der bisher besten Offensiv-Löwen.

Joseph Bomyamba: Stammplatz weg
Joseph Boyamba, Note 5:
Der namhafte, torgefährliche Neuzugang wurde schon kurz nach seiner Ankunft von ein paar Löwenfans liebevoll zum "Sechzger-Sepp" erklärt. Anfangs angeschlagen, stellte ihn Köllner oftmals auf die Acht, wo er Torgefahr, Tempo und Dribbelstärke nicht wirklich ausspielen konnte.

Mit Ausnahme einiger weniger Partien während Sechzigs Rekordstart (zwei Tore und zwei Assists) enttäuschte der gebürtige Troisdorfer während seiner 15 Einsätze zumeist und verlor seinen Stammplatz. Köllner nahm ihn vor der Winterpause wie Spielmacher Martin Kobylanski gar nicht mehr in den Kader. "Eine Pause ist immer gut, wir drücken auf den Rest-Knopf und es ist ein Neustart für ihn."