"Die Löwen sind wie ein Schokokuchen mit Chili"

AZ-Interview mit Martin Baudrexel: Hier spricht der Starkoch über seine Leidenschaft für 1860, das richtige Essen für Profisportler, seine Stadionbesuche – und erklärt, warum er nicht für Bayern kochen mag.
Ludwig Vaitl |
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Kocht für seinen Lieblingsspieler: Martin Baudrexel (l.) mit Dominik Stahl( M.). Rechts: Jannik Bandowski.
sampics, Rauchensteiner/Augenklick Kocht für seinen Lieblingsspieler: Martin Baudrexel (l.) mit Dominik Stahl( M.). Rechts: Jannik Bandowski.

AZ: Herr Baudrexel, wenn die Löwen ein Gericht wären: Welches wären sie?

MARTIN BAUDREXEL: Dann wären die Löwen ein Schokoladenkuchen mit Chili. Der kann super lecker sein, brennt aber manchmal. Ich mag meinen Schokokuchen ja lieber ohne Chilis...

Zuletzt haben Sie vor dem 1:1 gegen den VfR Aalen für die Mannschaft gekocht. Welche Zutat hat zum Sieg gefehlt?

Wenn es ein Rezept für Siege gäbe, dann wäre das Leben einfacher. Leider schafft kein Koch der Welt, die Leistung einer Mannschaft zu beeinflussen.

Was gibt’s denn so üblicherweise bei einer Löwen-Fütterung?

Steak. Das wird vor der Mannschaft tranchiert: Die kriegen eine frische, schöne, heiße Scheibe rosa gebratenes Steak. Das lieben die Jungs, das ist gut für die Jungs. Aber es gibt auch immer Fisch bester Qualität. Ich mache da keine großen Zaubereien, keine kulinarischen Purzelbäume. Das Programm wird sowieso anhand von ernährungswissenschaftlichen Faktoren vorgegeben.

Lesen Sie hier: Hoffnung für die Lieblingskurve der Löwen

Nicht alle Löwen mögen Steak. Was bekommt denn beispielsweise der Veganer Daniel Adlung?

Hirsesalat, Quinoa, mariniertes Gemüse. Letztes Mal gab es grünen Spargel.

Sie sind ja bekanntlich großer Löwenfan. Wie ist es, für sein Team zu kochen?

Es ist eine Riesenehre für mich, so nah an der Mannschaft zu sein. Das ist für mich ein deutlich größeres Erlebnis als für die Spieler. Es ist jetzt nicht so, dass die alle vom Stuhl fallen. Die sind alle hochkonzentriert.

Wie bereitet man eine Mannschaft kulinarisch richtig auf ein Spiel vor?

Wichtig sind Kohlenhydrate und Proteine. Man muss aber auch sagen: Wenn ein Athlet so dermaßen im Wettbewerb steht wie ein Profifußballer, kann er eigentlich fast alles essen – außer, es hat zu viel Fett. Und es ist wichtig, dass es gute Kohlenhydrate sind, wie Vollkornnudeln.

Zum Sport: Seit wann sind Sie Löwenfan?

Das wurde ich erst relativ spät, mit zwölf oder dreizehn Jahren. Ich war komischerweise Fortuna-Düsseldorf-Fan als Kind. Fragen Sie mich nicht, warum. Vielleicht, weil ich die Allofs-Brüder so cool fand...

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Wie kamen Sie dann auf 1860?

Weil du auf dem Schulhof eben nach Bayern oder 1860 gefragt wirst. Wenn du auf der falschen Schule warst, hast du Stress bekommen. Und dann habe ich halt Sechzig gesagt. So war’s wirklich.

Würden Sie je für den FC Bayern kochen?

Nein, würde ich nicht. Ich bin ja wirklich kein Bayern-Hasser. Ich will einfach nicht für Bayern kochen, weil ich so gern für 1860 koche (lacht).

Wie ausgeprägt ist Ihre Rivalität zu Bayern-Koch Alfons Schuhbeck?

Da gibt’s überhaupt keine. Wir sehen uns öfters bei den Dreharbeiten zur ZDF-Küchenschlacht. Der Alfons ist ein cooler Typ.

Schielt man in Zeiten des anhaltenden Misserfolgs auf den Lokalrivalen?

Nein. Für mich macht es keinen Unterschied, in welcher Liga 1860 spielt. Einmal Löwe, immer Löwe.

Wie oft gehen Sie ins Stadion?

Ich besuche die Löwen, so oft ich kann.

Lesen Sie hier: Zeit der Comebacks beim TSV 1860

Haben Sie eine Dauerkarte?

Ich habe das Glück, oft bei den Spielen in die VIP-Lounge eingeladen zu werden, ansonsten ist mein Heimblock der 128er, da scheint die Sonne so schön rein.

Was war Ihr schönster Moment mit 1860?

Das Problem ist: Wenn ich draußen bin, verlieren sie immer. Mein schönstes Erlebnis war neulich der Sieg gegen St. Pauli. Das war endlich mal wieder schön, nach langer Zeit.

Nicht die alten Bundesliga-Zeiten?

Ich war in der Zeit, als 1860 in der Bundesliga gespielt hat, nicht in Deutschland. Als ich zurückkam, habe ich den Abstieg miterleben müssen.

Wer ist Ihr Lieblingsspieler?

Dominik Stahl finde ich super-sympathisch. Mit ihm unterhalte ich mich gern.

Was halten Sie vom neuen Trainer?

Torsten Fröhling ist ein sehr offener Typ. Einer, der den Druck nicht zeigt und ihn von der Mannschaft nimmt.

Kann man den Job als Koch mit dem Posten des Cheftrainers vergleichen?

Naja, in großen Häusern ist die Verantwortung zwar groß, aber ganz ehrlich: Koch ist ein krisenfesterer Job als Trainer. Man steht auch nicht so in der Öffentlichkeit.

Es heißt: Zu viele Köche verderben den Brei.

Das stimmt, in der Küche gibt es klare Hierarchien und einen ganz strukturierten Ablauf. Einer ist der Chef.

Bei den Löwen...

...wäre es zu politisch, mich dazu zu äußern.

Was fehlt der Mannschaft dieses Jahr?

Das Selbstbewusstsein. Das sind alle gestandene Typen, aber die wurden komplett neu zusammengestellt. Eine neu zusammengestellte Mannschaft ist noch nie aufgestiegen in der ersten Saison. Eine Neustrukturierung kann auch nach hinten losgehen. Mir ist es ganz wichtig, dass man jetzt die Erwartungen zurückschraubt, dass man zusammen für den Klassenerhalt kämpft, um dann nächstes Jahr diese Aufbauphase fortzuführen.

Warum können die Spieler ihr Potenzial nicht abrufen?

Ich glaube, dass in München viel Negatives rankommt an die Spieler. Man liest viel Negatives. Und da denkt man sich als Spieler, dass die Stadt null hinter einem steht.

Werden die Löwen am Ende den Klassenerhalt schaffen?

Logisch klappt’s mit dem Nichtabstieg.

Dazu sollte man am besten den direkten Konkurrenten Aue im nächsten Heimspiel besiegen.

Aue ist fällig. Es klappt, wenn alle Löwen-Fans mit in die Arena rauskommen. Man muss einfach hinter der Mannschaft stehen – in guten wie in schlechten Zeiten.

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