Das Löwen-Bollwerk: Teil eins der AZ-Saisonzeugnisse für den TSV 1860
München - Insgesamt 15 Mal durfte sich Marco Hiller die berühmte, imaginäre weiße Weste überstülpen. Nur 35 Gegentreffer hat die Löwen-Abwehr zugelassen - das ist der drittbeste Wert der Liga.
Die Defensive des TSV 1860 zählte in der abgelaufenen Saison zu den besten Defensivreihen der Liga. Kein Wunder, dass die Protagonisten der Drittliga-Spielzeit 2020/21 trotz des verpassten Aufstiegs weitgehend gute Noten abstauben: Zeit für Teil eins der AZ-Saisonzeugnisse für die blauen Hintermänner.
Hiller: Fabelsaison mit Wermutstropfen
Marco Hiller: Der junge Stammtorhüter hat sich vom jungen, in die Regionalliga geworfenen Buben zum soliden Drittliga-Rückhalt entwickelt. Mehr noch: Während der 24-Jährige seine größten Stärken im Eins-gegen-Eins und auf der Linie ein ums andere Mal zeigen konnte, feilte er auch an seinen Schwächen. Herauslaufen, Ballverarbeitung - Sechzigs Nummer eins hat in fast allen seiner vollen 38 Saison-Einsätze performt und sich zu einem der besten Torhüter aufgeschwungen. Wermutstropfen: sein spielentscheidender Platzverweis im Showdown gegen Ingolstadt, für den er zwei Spiele gesperrt wird. Note 2
Tom Kretzschmar: Sechzigs Ersatztorwart (22) wurde ausgerechnet beim Saisonfinale in Ingolstadt ins kalte Wasser geworfen. Trotz Pleite und dreier Gegentore avancierte er zum besten Löwen: mehrere Paraden im Eins-gegen-Eins, ein gehaltener Elfer. Diese Leistung gilt es zwar in der Zukunft zu bestätigen, aber ist ein erster Beweis, dass 1860 vor der Zukunft nicht Angst und Bange werden muss. Note 2
Belkahia verdängt Erdmann - Salger als Turm
Marius Willsch: Der Rechtsverteidiger knüpfte nahtlos dort an, wo er in der Vorsaison aufgehört hatte. Leistungsträger und Dauer-Beackerer der rechten Seite mit viel Vorwärtsdrang. Mit einem Tor und drei Assists in 35 Spielen könnte er noch effektiver werden. Note 2
Semi Belkahia: Vom Sport-Invaliden zum Senkrechtstarter. Das Karriereende drohte nach zwei Kreuzbandrissen schon, da kämpfte sich der 22-Jährige zurück und lieferte seit seinem Debüt gegen Waldhof Mannheim. Prompt verdrängte er Dennis Erdmann und zählt wegen seiner Zweikampfstärke gepaart mit seiner Technik und seinem Spielaufbau zum Stamm-Personal. Note 2
Dennis Erdmann: Der Kult-Kicker riss anfangs viele Sprüche, doch oft konnte er nicht halten, was er versprach. Verlor den Stammplatz, doch man muss ihm zugutehalten, trotz des Reservisten-Daseins bis zum Schluss funktioniert zu haben - eingeschlossen Saisonfinale. Note 4
Stephan Salger: Der Ex-Armine wollte seine Aufstiegserfahrung auch bei 1860 einbringen, was letztlich nicht ganz gelang. Dennoch eine routinierte, stabile Abwehr-Säule. Brenzlig wird's, wenn er zu Laufduellen herausrücken muss, sein Stellungsspiel macht vieles wett. Dürfte auch nächste Saison wieder Turm in der Schlacht werden. Note 2
Steinhart bärenstark - Klassen enttäuscht
Niklas Lang: Ein 18-Jähriger mit viel Entwicklungspotenzial. Starke Vorbereitung, bevor er Salger vor die Nase gesetzt bekam. Lauerte auf seine Chance - und nutzte sie bei seinem Derby-Debüt gegen Haching. Auch gegen Uerdingen hineingeworfen und stabil. Dazu vier Kurzeinsätze. Versprechen für die Zukunft. Note 3
Phillipp Steinhart: Der Linksverteidiger legte einmal mehr eine bärenstarke Spielzeit hin. Defensiv stabiler als früher. Starke Bilanz für einen Defensivspieler: neun Tore und sechs Assists. Note 2
Leon Klassen: Das Linksverteidiger-Talent kam nie an Steinhart vorbei, auch vorne kaum eingesetzt. Ein Startelf-Einsatz in Saarbrücken, sechs Joker-Einsätze, pendelte sonst zwischen Bank und Tribüne. Schien einst ein Top-Talent zu sein, in dieser Saison konnte er sich kaum weiterentwickeln und wird 1860 verlassen. Note 4