Danke, Gladbach! Warum die Pleite für den TSV 1860 hilfreich sein kann
München - Bei den Löwen schienen sich zweifellos eine ganze Menge an Indizien anzuhäufen, die unweigerlich zu dem Glauben führen, dass der Wunschtraum aller Löwen nun endlich in Erfüllung gehen wird: Aufstieg, Rückkehr in die Zweite Liga!
Köllner mit Aufstiegsansage auf dem Fanfest
Neun teils hochkarätige Neuzugänge um Königstransfer Jesper Verlaat, wertvolle Lehren aus drei vergeblichen Aufstiegs-Anläufen in Folge, ein Weg mit noch mehr Konsequenz und bisher null Testspiel-Pleiten - für manchen Fan mag die anstehende Drittliga-Saison schon zum Selbstläufer erklärt worden sein. Vizepräsident Hans Sitzberger, an der Seite von Oberlöwe Robert Reisinger frisch im Amt bestätigt, hat kürzlich nicht nur eine Aufstiegswette abgegeben.
Der treue 1860-Unterstützer glaubt dabei sogar an einen Fünf-Punkte-Vorsprung der Blauen. Am vergangenen Samstag folgte schließlich die frenetisch umjubelte Präsentation der Giesinger auf einem Podest inklusive der Ansage von Köllner: "Wir werden nächstes Jahr im Mai wieder hier stehen und etwas ganz Großes feiern!"
Art und Weise der Gladbach-Pleite wirft Fragen auf
Mitten in dieser Gemengelage holte sich der TSV 1860 am Sonntag gegen Bundesligist Borussia Mönchengladbach eine böse 0:6-Schlappe in der (ersten) Generalprobe vor dem Drittliga-Auftakt bei Dynamo Dresden (23. Juli) ab. Nun steht vollkommen außer Frage: Gegen die Borussen um Kapitän Lars Stindl kann man mal verlieren, wie es auch gegen Premier-League-Klub Newcastle United passieren könnte (15. Juli).
Die Art und Weise, nämlich die Kombination aus fehlender Kaltschnäuzigkeit in der Offensive und ein äußerst wackliges Abwehrkonstrukt hinten, konnte Köllner wie den Fans dagegen nicht gefallen. "0:6 ist hart, sechs Gegentore ist eine Menge", meinte Köllner etwas konsterniert. Und dennoch: Die Sechzger müssten sich für die Abreibung durch den Erstligisten von Trainer Daniel Farke eigentlich bedanken.
Danke, Gladbach! 1860-Aufbruchstimmung will richtig eingeordnet werden
Der Grund dafür ist schnell erklärt: Ein starkes Abschneiden oder gar ein Sieg gegen den übermächtigen Klub hätte Aufstiegshoffnungen auf ein äußerst überschwängliches Maß gehievt. Die liebe Euphorie, sie kann bekanntlich tragen und zu Höchstleistungen peitschen. Sie kann jedoch auch trügerisch über eigene Unzulänglichkeiten hinwegtäuschen.
Von daher ist es zwar durchaus positiv zu bewerten, wie positiv die Blauen die ganze Nichtaufstieg-Enttäuschung weggesteckt haben und durch die neun rekordverdächtig frühen Transfermeldungen mehr und mehr in besagte Hochstimmung umwandeln konnten. Diese allein wird freilich nicht ausreichen, um die Liga über das obere Tabellenende zu verlassen. Die weiß-blaue Aufbruchstimmung will richtig eingeordnet werden. Von der AZ auf Sitzbergers Aufstiegswette angesprochen, meinte Köllner: "Ich werde mich nicht dagegen wehren!"
Der Coach schob allerdings auch hinterher, was es für die Giesinger trotz aller Erwartungshaltung braucht: eine gehörige Prise Realismus. "Ich finde immer: Man muss ein bisschen aufpassen. Vorbereitung ist kein Wettkampfspiel, in dem es um alles geht. Wir müssen schauen, dass wir die Liga gut erwischen", stellte er klar.
Köllner: "Es braucht täglich harte Arbeit auf dem Platz"
Köllner über den weiteren Saisonverlauf, der sich nach dem Gusto der Giesinger erfolgreich gestalten soll: "Aber was im Mai ist, ist im Mai. Auf meiner Uhr, wenn ich hinsehe, haben wir erst Anfang Juli, nicht Mai. Also schauen wir erstmal, was im Juli ist. Im August, September, oder Oktober."
Die wichtigste Botschaft hatte Köllner schon vor dem Duell im Trainingslager gleich mehrfach in ähnlichem Wortlaut abgegeben: "Es braucht täglich harte Arbeit auf dem Platz."
So ein Null-Sechs dürfte da nicht für ein Zurücklehnen sorgen.