Beschworene Jäger-Löwen: Sechzig zieht aus Nachteil einen Vorteil

München - Wer erinnert sich noch an die "Jagdsaison"? Die Spielzeit 2013/14 war es, die 1860 zur Hatz auf einen Aufstiegsplatz ausrief. Zuerst mangels Hauptsponsor als Slogan auf der Brust, später als Motto und Motivation zur Rückkehr in die Bundesliga. Das Ende vom Lied: Trainer Friedhelm Funkel wurde schon im April gefeuert, Sechzig wurde nur Siebter.
Gorenzel mit Kollektiv-Dank bei der PK
Jetzt gehen die Löwen wieder auf die Jagd. "Wir haben 28 Spieltage gespielt und es geschafft, vorne mitzuspielen. Ich möchte zu diesem Zeitpunkt die Gelegenheit nutzen, um Danke zu sagen", erklärte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel vor Spieltag Nummer 29, der mit dem Kracher am Montag um 19 Uhr gegen Spitzenreiter Dynamo Dresden (Magenta Sport und im AZ-Liveticker) seinen Höhepunkt findet. Gorenzels kollektiver Dank an die treuen Fans, Sechzigs Sponsoren bis hin zu Investor Ismaik und dem Präsidium um Robert Reisinger klang zwar zuerst fast nach einer vorgezogenen Saisonabschluss-Rede.
Doch weit gefehlt, der Österreicher wollt etwas ganz anderes bewirken. Womit wir bei der (neuen) Zielsetzung bis Saisonende wären. "Dank all dieser Beteiligten haben wir es geschafft, vorne mitzuspielen", wiederholte Gorenzel und richtete den Fokus auf den Endspurt der Spielzeit 2020/21: "Ich kann ihnen eines versprechen: Wir werden auf die Jagd gehen!" Gorenzel beschwört die Jäger-Löwen.
Druck im Aufstiegskampf: Die Löwen werden zahm
Der Hintergrund ist schnell erzählt: Der Druck, im Aufstiegsrennen wie damals hinterherzuhecheln, machte die Löwen zuletzt zahm. "Jeder kennt das", sagte Gorenzel, bevor er die Ergebniskrise und die Nullnummer bei Schlusslicht VfB Lübeck thematisierte: "Wenn du Druck hast, oben wie unten in der Tabelle, wird das Tor auf einmal kleiner, der Ball schwerer. Das war in den letzten Spielen zu sehen. Es sind viele technische Fehler passiert, nicht nur von jungen, auch von routinierten Spielern."
Was braucht 1860 also? "Mehr Leichtigkeit." Die gorenzelsche Psychologie: Der Tabellenvierte Sechzig (45 Punkte) habe aufgrund der maximal noch theoretischen Aufstiegschancen hinter dem Spitzentrio Dresden (58), Rostock und Ingolstadt (je 54) "keinen Druck mehr auf dem Kessel", denn: "Keiner erwartet mehr von uns, dass wir nochmal final eingreifen können. Diese Erwartungshaltung fällt weg." Rhetorisch fragt der 49-Jährige, nachdem der TSV die Auswärtsfahrt nach Lübeck zu Ende bringen musste, ohne den Siegtreffer zu erzwingen: "Wir müssen in Lübeck gewinnen? Nein, wir müssen gar nichts mehr!"
Der TSV könnte aber – sollte das Trio schwächeln. "Dazu brauchst du Mut, Zuversicht und Vertrauen in die eigenen Stärken, du musst zusammenstehen", so Gorenzel. Wie passend, dass mit Drittliga-Primus Dresden gleich eine fette Beute wartet.