Arena-Auszug? Große Koalition für Riem!

München - Auch wenn die Kommunal- und damit auch Oberbürgermeisterwahl am 16. März unmittelbar bevorsteht und Politiker vor solchen Ereignissen öfter mal recht flexibel sind, was ihre Gesinnung betrifft: Ein Roter bleibt ein Roter und ein Blauer bleibt ein Blauer. Und sowohl CSU-Kandidat Josef Schmid als auch Dieter Reiter von der SPD sind nun mal Fans des FC Bayern, das bestätigen sie gerne.
Was aber natürlich im Umkehrschluss keinesfalls bedeuten darf, dass die Löwen Schmid und Reiter egal sind: Beide wissen um die Sehnsucht des TSV 1860 und seiner Fans, aus der ungeliebten Allianz Arena ausziehen und eine eigene Stadion–Heimat zu finden. Und sowohl Schmid als auch Reiter unterstützen die Pläne des Vereins, ein eigenes Stadion in Riem zu bauen: Eine Große Koalition, mit dem Ziel: Raus aus der Arena!
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„Ich bin bereits in Gesprächen mit führenden Repräsentanten der Löwen“, sagt Schmid im AZ-Gespräch. „Und wenn es nach mir geht, muss die Stadt das tun, was sie tun kann, um ein eigenes, neues Löwenstadion in Riem zu unterstützen. Ich wünsche mir auch als Roter, dass auch die Blauen wieder besser spielen. Es würde nur zum Glanz Münchens beitragen, wenn die Sechzger in der ersten Liga spielen und wieder ein erfolgreicher Fußballklub würden.“
Ein schmuckes Stadion für 30 000 bis 40 000 Zuschauer, das wäre wohl realistisch, was den Zuschauerzuspruch betrifft. In die Arena kamen zuletzt kaum mehr als 10 000 – aber die ist nun mal gefühlt komplett rot, auch wenn sie manchmal noch blau leuchtet. Zwar läuft der Mietvertrag dort für den TSV 1860 noch bis 2025, der FC Bayern hat aber stets betont, einem früheren Auszug gerne entgegenkommen zu wollen.
Reiter deutet gegenüber der AZ an, in diese Richtung schon Schritte unternommen zu haben: „Viele Projekte gedeihen besser, wenn sie im Hintergrund gedeihen. Ich bin seit 50 Jahren Bayern-Fan, aber habe immer hohe Sympathie für die Löwen gehabt – schließlich sind sie ein Münchner Traditionsverein und haben einen unglaublichen Fan-Stamm. Der Ausflug in die Allianz Arena dürfte nicht auf Dauer genügend sein, da wäre es eine angebrachte Überlegung, den Löwen ein neues Stadion zu vermitteln.“
Nur geht’s weniger um den guten Willen aller Beteiligten, sondern das Geld. Mit der Größenordnung von 50 Millionen Euro dürfte wohl zu rechnen sein. Und unabhängig davon, wie der neue Oberbürgermeister heißt, wird die Stadt München sicher nicht für die Kosten des Baus aufkommen. Sie hat gerade erst für rund 12 Millionen Euro das Grünwalder Stadion saniert, die eigentliche Heimat des Löwen-Herzens. Erst- und Zweitligaspiele sind dort allerdings in Zukunft ausgeschlossen.
Es braucht also einen Investor, der sich nicht nur mit einem modernen Fußballstadion, sondern auch mit einem Traditionsklub schmücken möchte. Dieter Reiter stellt das klar: „Was wir als Stadt dazu beitragen können, ist die Planungsvoraussetzungen zu schaffen. Wenn die Sechzger einen Investor finden, der das Stadion stabil ermöglicht, dann werde ich ganz persönlich diese Pläne unterstützen. Riem wäre der ideale Standort – verkehrstechnisch gut erschlossen, sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto.“
Zwei Varianten stehen in Riem zur Debatte, im Norden und im Süden der Autobahn auf Höhe der Messe. Verkehrstechnische Probleme dürften allenfalls dann auftreten, wenn Fußballspiele und Großmessen zeitgleich stattfinden.
Bei einem eigenen Stadion nur für die Blauen dürften die dann auch verkraften, dass die U2, die nach Riem fährt, eine Rote Linie ist.