Abwehrchef Jesper Verlaat: Michael Köllners Königslöwe
Windischgarsten - Im Jahre 2003 muss es gewesen sein, da verhandelten die Löwen mit einem gewissen Frank Verlaat. Der Fußball-Profi hatte schon für den VfB Stuttgart, Ajax Amsterdam und den SV Werder Bremen gespielt. "Mir hat er gesagt: 'Sie konnten mich damals nicht bezahlen'", meint sein Sohn, als er auf der Dachterrasse des Dilly-Resorts im Löwen-Trainingslager sitzt – und sorgt damit für einen Brüller.
Was dem Vater verwehrt geblieben ist, hat nun der Sohnemann geschafft: Jesper Verlaat, 26-jähriger Neuzugang des TSV 1860, läuft für die Löwen auf. In Wahrheit war es übrigens damals die Tatsache, dass Sechzig nur einen Einjahresvertrag angeboten hatte: "Also ist er zu Austria Wien und hat noch vier Jahre gespielt." Doch damit von Frank zu Jesper, denn der hat mit den Blauen Großes vor.
Jesper Verlaat hätte auch in die 2. Bundesliga gehen können
"Mein Bauchgefühl hat mich zu Sechzig gezogen. Die Löwen sind immer noch sehr hoch angesehen im deutschen Fußball", sagt der Neuzugang vom SV Waldhof Mannheim, wo der hochaufgeschossene Innenverteidiger hätte verlängern oder zu einem Zweitligisten gehen können.

Doch der Niederländer stellt klar: "Es ist doch viel schöner, bei etwas Großem mitzuwirken, als krampfhaft als Nummer zwei oder drei in die Zweite Liga zu wechseln."
Und dann gab es da noch jemanden, der Verlaat mehr oder weniger an Land gezogen hat: Menschenfänger Michael Köllner. "Der Trainer kam gerade aus Spanien zurück: braungebrannt, blaue Badehose, weißes T-Shirt und Flipflops – so ist er aufs Trainingsgelände geradelt. Da dacht' ich mir: lässiger Typ!"
Verlaat-Kumpel Gislason verstand sich nicht mit Köllner
Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet Verlaats Kumpel Rurik Gislason vor den Eigenheiten von Coach Köllner gewarnt hatte. "Ich bin mit Rurik befreundet, seit unserer gemeinsamen Zeit beim SV Sandhausen", erzählt Verlaat und ergänzt grinsend: "Er hat mir erzählt, dass er sich mit dem Trainer damals nicht so gut verstanden hat, dass er immer aus irgendwelchen Büchern vorlesen wollte und so etwas." Der tiefsinnige Köllner lässt grüßen, der seinen Kickern stets etwas für die Birne mitgeben will.
Apropos: Eine prachtvolle Frisur auf dem Kopf ist es, was Verlaat und Gislason neben der gemeinsamen Vergangenheit, der daraus entstandenen Freundschaft und einem Urlaub in Gislasons Heimat Island verbindet. "Meine Haare? Mein echtes Markenzeichen", meint der Neulöwe: "Bei Aufstieg gibt es definitiv keine Glatze!"
Frank Verlaat ist für Sechzigs neuen Abwehrboss ein wichtiger Ratgeber
Vielmehr muss sich Frohnatur Verlaat, der diesem vorausgeeilten Ruf auch hier in Windischgarsten alle Ehre macht, Styling-Fragen gefallen lassen: "Ich wurde schon oft gefragt, welches Shampoo ich verwende, auch von Typen." Ehrliche wie pragmatische Antwort, bei der Sechzigs neuer Mann mit der Löwen-Mähne einmal mehr sein gewinnendes Lächeln aufsetzt: "Das, was grade da ist."
In Anlehnung an einen Ausraster seines Vaters, entgeht der einstige Jugendspieler von Werder Bremen auch nicht folgender Frage: Was würde er tun, wenn ihn jemand als Softie bezeichnen würde? "Ich würde meine Sonnenbrille auf den Boden werfen", meinte Verlaat lachend. Der Hintergrund: Sein Vater war in ebendieser Situation vor vielen Jahren auf genau diese Art und Weise ausgeflippt. Verlaat junior dazu: "Die Geschichte hat er mir natürlich mal erzählt, ich hab' mich totgelacht."
Ansonsten sei sein Vater, der in Portugal lebt, ein wertvoller Ratgeber. "Er wird künftig bestimmt öfter im Grünwalder Stadion sein." Seinen Laufstil habe er geerbt, seinen linken Fuß jedoch nicht. "Ich glaube, Sechzig kann mich auch als Rechtsfuß gebrauchen." Ob er 1860 als Abwehrchef nach oben führen kann? Verlaat: "So etwas wird einem nicht zugeworfen, das muss man sich erarbeiten!"