Abgänge beim TSV 1860: Sport-Chef Gorenzel in der Transferklemme

München - Es dürfte derzeit arbeitsam und nicht allzu erfreulich sein, in der Haut von Günther Gorenzel zu stecken.
"Trotz vieler Verhandlungsrunden und einem sehr guten Angebot seitens der Löwen hat sich Yannick letztlich für einen anderen Verein entschieden", musste der Österreicher am Dienstag über Deichmann auf Sechzigs Website erklären und einen bitteren Abgang "respektieren".
Deichmann bedankt sich bei den TSV-1860-Fans
Deichmann selbst meinte: "Mein Wechsel aus dem hohen Norden in den Süden der Republik hat sich mehr als gelohnt. Ich konnte in den vergangenen beiden Jahren als Stammspieler bei einem großartigen Verein auflaufen und mich persönlich weiterentwickeln." Zudem bedanke er sich "bei den treuen und begeisterungsfähigen Fans für zwei wundervolle Jahre mit vielen großartigen Erlebnissen".
Es sei "schade", das "gemeinsame Ziel nicht erreicht zu haben", so der 28-Jährige. Dass er seinem Statement das Sechzger-Motto "Einmal Löwe, immer Löwe" anhängte und trotzdem geht, dürfte nicht gerade viele 1860-Fans freuen.
TSV 1860: Gorenzel muss neue Mannschaft mit weniger Budget zusammenstellen
Der Sport-Geschäftsführer der Löwen hat indes die Mammut-Aufgabe zu bewältigen, mit knapp zwei Millionen Euro weniger Budget eine (noch!) schlagkräftigere Truppe zusammenzustellen, um die (verzweifelten) Aufstiegsambitionen so vieler Sechzger am Leben zu erhalten.
Selbst Gorenzel könnte sich fragen: Wie soll das denn gehen?
Leit-Löwe Deichmann ist Abgang Nummer neun bei 1860
Gorenzel steckt, wenn man so will, in der Transferfalle. Leit-Löwe Deichmann, der in der Spielzeit 2023/24 Führungsrolle und Kapitänsbinde hätte übernehmen sollen, hat sich stattdessen für seinen einstigen Förderer Michael Köllner, ein ungleich höheres Gehalt und die wohl auch bessere Perspektive des FC Ingolstadt entschieden.
Acht Abgänge hatte 1860 im letzten Heimspiel gegen Mannheim (3:1) verabschiedet, Deichmann ist Nummer neun. Eine Niederlage zwar für Gorenzel, wenngleich fairerweise erwähnt sei: unter den gegebenen Voraussetzungen kaum verhinderbar.
Aderlass beim TSV 1860: Neben Deichmann verabschieden sich mehrere Stammkräfte
Kapitän Stefan Lex, Verteidiger Semi Belkahia, Torjäger Marcel Bär und Deichmann: All diese scheidenden Spieler hätten 1860 im Vollbesitz ihrer Kräfte und mit entsprechender Form auch künftig weiterhelfen können.
Doch anstelle des Vorhabens, ein aufstiegsreifes Team aufzubauen, muss der TSV den Etat von über sechs auf 4,5 Millionen runterschrauben. Stichwort: kleine Giesinger Brötchen. Der Aufstieg gerät dadurch in weitere Ferne.
TSV-1860-Talent Morgalla stellt sich als Problemfall heraus
Problematisch gestaltet sich auch, was früher oder später als Transfererfolg durchgehen soll: ein Verkauf von Top-Talent Leandro Morgalla. Nach AZ-Informationen wollen die Interessenten aus der Bundesliga, Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt, bei weitem nicht die etwa zwei erhofften Millionen für das Junglöwen-Juwel ausgeben.
Was tun also mit dem Tafelsilber? Morgalla für eine Million verscherbeln und zurückleihen, damit er zumindest noch ein Jahr für 1860 aufläuft? Eine denkbare, aber nicht allzu lukrative Option.
FC Ingolstadt will auch Marius Wörl holen, TSV 1860 sein Talent halten
Bei Youngster Marius Wörl, dem Löwen der letzten Wochen, ist es ebenfalls verzwickt: Der 19-jährige Mittelfeldmann könnte ebenfalls zum FCI oder in die Zweite Liga wechseln und deutlich mehr Geld verdienen.
Sechzig stünde aufgrund des auslaufenden Vertrags nur eine Ausbildungsentschädigung im unteren sechsstelligen Bereich zu. Das wäre ein schlechter Deal für 1860. Die Löwen hegen die Hoffnung, dass der Senkrechtstarter seine Entwicklung auf Giesings Höhen mit der Aussicht auf einen Stammplatz bei ordentlichem Drittliga-Gehalt fortsetzen will.
Viel Arbeit für Gorenzel: Was passiert mit Flop Martin Kobylanski?
Es könnte aber auch auf dieselbe Leih-Option wie bei Morgalla hinauslaufen, was immerhin besser als ein sofortiger Abgang zu bewerten wäre. Vielleicht hat Gorenzel durch die frei gewordenen Mittel des Deichmann-Abgangs aber auch noch ein etwas höheres, letztes Angebot für Wörl in petto.
Bleibt die Zukunft eines Löwen zu klären, der weiterhin unter Vertrag steht: Martin Kobylanski. Der Zehner funktionierte bereits unter Köllner nicht, auch Jacobacci setzt nicht auf den Ex-Braunschweiger. Einen Auflösungsvertrag wollte der 29-Jährige bisher allerdings nicht unterzeichnen. Klingt nach viel unerfreulicher Mühen für Gorenzel.