1860, nein danke!

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Bayern sagt geplantes Test-Derby gegen die Löwen in der Winterpause im Januar ab – aus Antipathie. Bayern-Manager Uli Hoeneß: „Unsere Fans wollen das doch gar nicht.“
MÜNCHEN Nein, die Bayern haben nichts gegen Testkicks gegen Zweitligisten. Nach der Rückkehr aus dem Wintertrainingslager in Dubai spielen sie in Kaiserslautern (19. Januar) und in Mainz (22. Januar).
Aber auf die Löwen und auf Freundschafts-Derbys haben sie keine Lust mehr. Anders als in den letzten Jahren wird es 2009 keinen Testkick zwischen den Roten und den Blauen geben. „Es wird kein Derby geben", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach Bayerns 2:2 in Stuttgart der AZ. Die lapidare Begründung: „Wir haben keine Zeit!“ So serviert man ein lästiges Wimmerl ab.
Zeit hatten sie freilich auch 2008 nicht viel. Trotzdem trafen sie sich zwei Monate vor dem Pokal-Viertelfinalspiel, das die Roten in der allerletzten Minute der Verlängerung durch einen Elfmeter von Frank Ribéry gewannen, zum Freundschaftsspielkick. 1:1 hieß es damals. „Münchens junge Helden“, titelte die AZ da über die Löwen-Bubis, und die Millionäre von der Säbener waren tagelang Gespött in München.
Darauf wollen sie künftig verzichten. Schließlich haben sie nichts davon, im Gegenteil: Viele Bayernfans haben immer noch in Erinnerung, wie die Sechzger ihnen und Giovane Elber im Sommer 2006 die Party verdarben. Das Abschiedsspiel für den Brasilianer sollte ein lockerer Gaudikick werden. Doch da kannten Elber & Co. die Löwen nicht, die mit größtmöglicher (für ein Abschiedsspiel eher unmöglicher) Härte ins Derby gingen – und 3:0 gewannen.
Dennoch ließ man sich wieder breitschlagen zu einem neuen Versuch – jenes 1:1 vor einem Jahr, bei dem Löwen-Amateur Manuel Duhnke den Ausgleich erzielte. Es war dessen letzter große Tag für 1860, Duhnke spielt mittlerweile bei Bayerns U 23 in der Dritten Liga. Sicher ist sicher. Schließlich hatte man für den 17. Januar 2009 schon ein weiteres Derby vereinbart - das jetzt abgesagt wurde.
„Wir können und wollen nicht ständig gegen sie antreten – unsere Fans wollen das doch gar nicht", sagte Hoeneß. 1860, nein danke! Na ja, letzten Winter kamen 66 000 Zuschauer zum 1:1, davon nur 6000 Löwen-Anhänger. Beliebt sind die Januar-Kicks aber tatsächlich nicht. Hoeneß: „Ich persönlich möchte mich auch nicht ständig rechtfertigen müssen vor unseren Fans, wenn wir so ein Freundschaftsderby ausmachen, vor allem auf den Jahreshauptversammlungen. Da habe ich keine Lust drauf.“
Schließlich profitieren von den Derbys vor allem die Löwen. Zuletzt gingen die Einnahmen stets an die Grünwalder Straße – obwohl der FC Bayern als alleiniger Stadioneigner der Gastgeber war. Geld, das 1860 auch heuer wieder gut gebrauchen könnte. Doch auch mit diesen karitativen Gesten für den Lokalrivalen soll jetzt, da man von 1860 vor allem das ewigen Löwen-Gejammer über die Arena vernimmt, also Schluss sein, schließlich sei man ja kein Wohltätigkeitsverein zur Rettung des TSV: „Die Löwen sollten sich daran erinnern, dass sie noch eine Verpflichtung haben, gegen uns ein Derby kostenlos auszutragen“, sagte Rummenigge der AZ.
Tatsächlich schuldet 1860 den Bayern noch eine Gegenleistung. Im März verkauften die Sechzger für rund 1,2 Millionen Euro ihr Rückkaufrecht an den Stadionanteilen. Finanziert werden sollte der Kauf durch die Einnahmen aus zwei Derbys, jene vom Januar 2008 und 2009. Bayern bezahlte freilich alles sofort, auf das zweite Derby verzichten sie jetzt erst mal.
Das Klima zwischen Bayern und Sechzig wird wieder rauer. Das zeigt auch, dass bei 1860 bis gestern keiner etwas vom Derby-Verzicht wusste. Als die AZ Präsident Rainer Beeck vor dem 1:1 gegen den Club die Nachricht überbrachte, schaute er nur verwundert. „Ich muss Herrn Rummenigge mal anrufen", sagte Beeck. Das kann er sich wohl sparen – nicht nur aus Kostengründen.
F. Cataldo, P. Strasser